Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
»Beim letzten Test war er stärker als unsere Tal-Telassi.«
Tubond drehte ruckartig den Kopf. »Sind die sicher untergebracht?«
»Ja. Ebenso wie die Brainstormer.«
Tubond ging langsam weiter und merkte nach einigen Schritten, wie sein Blickfeld enger wurde. Gleichzeitig hatte er das sonderbare Gefühl, sich von sich selbst und den anderen Personen in seiner Nähe zu entfernen.
Er blieb stehen. »Wie …«
»… seltsam«, sagte er, blinzelte und sah ins schlaffe Gesicht der lobotomen Sintya. Er fühlte das Polster einer Liege und setzte sich ruckartig auf. Die Medikerin wich ein wenig zurück.
Medizinische Servi summten in der Nähe. Tubond begriff, dass er sich in einem Laboratorium der Brainstormer-Station befand.
»Was ist geschehen?«, fragte er.
Sintya sah ihn an und blickte auf die Anzeigen ihres mobilen Medo-Servos. »Sie haben einen psychischen Kollaps erlitten, Hegemon, vergleichbar mit dem nach dem Tod des Graken im Ormath-System. Wir mussten Sie mit Entratol behandeln.«
»Mit Entratol ?« Tubond blickte an sich hinab und befürchtete, erste Entstellungen zu sehen, wie bei den Brainstormern. Aber sein Blick fiel nur auf einen teilweise geöffneten Bionenanzug, der sich langsam um ihn schloss und die Nervenverbindungen wiederherstellte.
Die Medikerin trat näher und richtete einen ernsten Blick auf ihn. »Der Kontakt mit dem Graken hat Ihr Selbst verändert, Hegemon. Der zweite Kollaps ist eine deutliche Warnung. Wir haben Ihr Bewusstsein mit Entratol stabilisiert, aber das tilgt nur die Symptome, nicht ihre Ursache. Sie brauchen eine gründliche Behandlung. Wenn Sie Psychomechaniker Allbur gestatten, sich mit Ihrem Selbst zu verbinden …«
»Nein.« Tubond schwang die Beine von der Liege und stand auf. Einige Sekunden lang schwankte er und hielt sich fest, doch dann kehrte die Kraft in ihn zurück, stimuliert vom Bionenanzug. »Ich lasse niemanden in meinem Ich herumkramen.«
»Ihr Zustand ist ernster als Sie glauben, Hegemon. Gründliche Untersuchungen sind notwendig, und Allbur hat große Erfahrung.«
Tubond schüttelte den Kopf, griff nach seiner Kleidung und begann damit, sie überzustreifen. Nur mit dem Bionenanzug bekleidet fühlte er sich zwar nicht nackt, aber die Uniform des Hegemons gab ihm zusätzliche, richtige Identität. Sie war wie ein Ausweis seiner Persönlichkeit.
Er verharrte plötzlich, als ihm etwas einfiel. Fast hätte er die Medikerin noch einmal gefragt, ob er kontaminiert war. Tubond verbarg seine Sorge und versuchte, sich zu entspannen. »Wahrscheinlich sind es nur die Anstrengungen der letzten Zeit.«
»Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen, Hegemon. Sie haben behauptet, der Graken im Ormath-System sei ein Verbündeter gewesen, und wenn das stimmt, hat er Ihnen keine besonders guten Dienste erwiesen. Inzwischen glaube ich, dass er Ihnen nicht nur Amarisk entzogen hat. Es ist noch mehr mit Ihnen geschehen, als Sie bei den Vitäen gewesen sind.«
Tubond strich wie beiläufig seine Uniformjacke glatt. Aber die Unruhe in ihm ließ nicht locker und zwang ihn, die Frage noch einmal zu stellen. »Glauben Sie, es kam zu einer Kontamination?«
»Sie sind nicht auf die uns bisher bekannte Art kontaminiert, Hegemon«, sagte die Medikerin und sah ihn an. »Aber vielleicht in einer neuen Form. Ihre Psychotelemetrie zeigt veränderte Strukturen.«
Sintya sprach fast so kalt und emotionslos wie eine Tal-Telassi.
Wie eine Tal-Telassi …
Etwas in Tubond erstarrte.
»Wie lange bin ich bewusstlos gewesen?«, fragte er und fürchtete die Antwort.
»Etwas mehr als zwei Stunden«, sagte die Medikerin. Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber Tubond eilte zur Tür und verharrte dort – er kannte sich in der Station nicht aus, und es hatte wohl kaum einen Sinn, ziellos durch die Korridore zu laufen.
»Bringen Sie mich zur Zentrale, zum Kontrollraum!«
Die Medikerin zögerte und sah erneut auf die Anzeigen ihres mobilen Medo-Servos.
»Jetzt sofort!«, sagte Tubond scharf. »Wir haben bereits genug Zeit verloren!«
Er folgte Sintya durch Korridore und Säle, tief im Innern der Bergkette. Unterwegs begegneten sie zahlreichen Personen, aber Tubond achtete nicht darauf, bis sie schließlich das Zentrum der Brainstormer-Station erreichten: einen ovalen Raum mit virtuellen Kontrollen und vielen pseudo- und quasirealen Projektionsfenstern. Die größten von ihnen zeigten, aus verschiedenen Blickwinkeln, die gleiche Szene: Land- und Luft-Corhoni griffen die Felswand
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