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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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maritimen Stadt miteinander, ausgestattet mit Servi aller Art. Dominique hörte das Brummen von Maschinen, als die Kapsel tiefer sank sah sie zahlreiche Tauchboote, die zwischen den Gebäuden der Stadt verkehrten. Einige stiegen in Richtung der künstlichen Inseln an einem Himmel aus dunklem Wasser auf; andere kamen von oben herab. Alle Bewegungen wirkten … aufeinander abgestimmt, harmonisch, wie Teil eines größeren Ganzen.
    Als die Entfernung weiter schrumpfte, stellte sie fest, dass die Stadt ein Treffpunkt von unterschiedlichen Kulturen war. Es lebten nicht nur Medusen und Aquarianer hier, sondern auch unangepasste Menschen und Gas atmende Angehörige anderer Völker. Aber es waren vor allem Medusen, die sich an der Tauchkapsel zusammendrängten – begleitet nur von einigen wenigen Aquarianern – und sie mit ihren langen Nesselfäden in Richtung einer großen silbernen Kugel lenkten, die von einem absurd dünnen kobaltblauen Mast getragen wurde. Oben öffnete sich die Kugel, doch es entwich keine Luft – sie war mit Meerwasser gefüllt, wie die meisten Bereiche der Stadt.
    »Ich schätze, dort befindet sich das Orakel, was auch immer es sein mag«, murmelte Dominique. Sie spürte einen leichten mentalen Druck, der offenbar von den Medusen ausging.
    Und sie fühlte auch noch etwas anderes.
    Neben ihr war Ruperts Gesicht zu einer Fratze geworden, und er öffnete den Mund …
    »Nein!«, rief Dominique, wich aus einem Reflex heraus fort von ihm und stieß gegen die Ultrastahlwand der Tauchkapsel. »Nicht hier! Nicht jetzt …«
    Sie hätte darauf hinweisen sollen, dass Rupert dringend Entratol brauchte, aber Dominique begriff, dass sie vor allem an sich selbst gedacht hatte. Der Mann an ihrer Seite konnte seine zerstörerische Kraft nicht mehr zügeln.
    Rupert schrie.
    Um Dominique herum wurde alles weiß, und in der Mitte ihres Gehirns explodierte eine Supernova. Ohne Zugang zum Tal-Telas hatte sie nicht die geringste Möglichkeit, sich vor dem Schmerz zu schützen, vor einem mentalen Feuer, das jede einzelne Hirnzelle zu verbrennen schien. Als sie glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, als sie sich den Tod wünschte , um endlich von der schrecklichen Agonie befreit zu werden, gab außerhalb ihrer geistigen Welt etwas nach. Das entropische Gefälle, das die Kapsel umgab und von Minikrümmern in ihr erzeugt wurde, konnte Ruperts psychischem Orkan nicht standhalten. Lücken entstanden in der Barriere, und durch diese Lücken griff Dominique, stellte eine Verbindung zur neunten Stufe des Tal-Telas her und veränderte in Iremia die materielle Struktur der Minikrümmer.
    Das entropische Gefälle bekam keine Energie mehr und kollabierte.
    Ruperts destruktive Kraft wogte hinaus und streifte Dominique nur noch.
    Es genügte, um sie schmerzerfüllt von der Sitzbank auf den Boden der Tauchkapsel sinken zu lassen. Ihre weiße Welt bekam Farben, aber es waren die Farben des Todes: Dutzende von Medusen flackerten wie bunte Stroboskope, wurden dann grau und sanken tot in die Tiefe. Blut strömte aus den Nasen, Ohren und Kiemen der Aquarianer, und sie starben ebenfalls.
    Und die strahlende Stadt, Treffpunkt von Kulturen des Wassers und des Landes … Sie verlor einige ihrer Lichter. Beim Orakel – wenn die silberne Kugel auf dem dünnen Mast wirklich das Orakel enthielt – breitete sich Dunkelheit aus und griff auch auf andere Gebäude der maritimen Metropole über.
    Der Schmerz hinderte Dominique daran, eine stabile Verbindung zum Tal-Telas aufzubauen, aber die Fenster der einzelnen Stufen öffneten sich wieder, und Delm zeigte ihr ein Echo der eigenen Qual in den Selbstsphären hunderter Stadtbewohner. Einige von ihnen starben wie die Medusen und Aquarianer in der Nähe der Tauchkapsel.
    Und dann verhallte der Schrei.
    Plötzlich herrschte Stille. Dominique lag zusammengerollt am Boden, und Erleichterung durchströmte sie, als der Schmerz aus ihr wich. Nach einer Weile wagte sie es, die Augen zu öffnen.
    Das Weiß der Pein existierte nicht mehr, und sie beobachtete, wie die letzten Lichter der Stadt verschwanden. Aber es lag nicht etwa an einem Ausfall der Energieversorgung.
    Die Lichter verschwanden, weil die Tauchkapsel, nicht mehr von Medusen gesteuert, mit zwei Metern pro Sekunde in den tiefen Graben sank. Die Stadt blieb über ihr zurück, verschwand in der Dunkelheit des Ozeans.
    Einige Sekunden lang fühlte sich Dominique wie leer und ausgebrannt nach dem heißen Schmerz. Dann begriff sie die Gefahr, die

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