Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
ausgehungert zu sein, gierten nach Amarisk und nahmen es nicht langsam auf, was Berührte zu Kontaminierten machte, sondern ganz schnell, wodurch die Berührten rasch starben.
Vielleicht kosteten die Feuerstürme Kraft, überlegte Zara, während sie durch die Dunkelheit eilten, durch Finsternis und strömenden Regen. Vielleicht waren die Graken hungrig, wenn sie mit ihren neuen Tunneln durch Zeit und Raum die Welten des Inneren Kerns erreichten.
»Um diese Zeit des Jahres regnet es normalerweise nie«, erklang neben ihr eine gedämpfte Stimme. Die Gestalt trug einen Kampfanzug, wie alle anderen außer Norene und Zara, und das Gesicht blieb hinter einem Datenvisier verborgen, auf dem Regenwasser perlte. Aber Zara 20 wusste, dass es das Gesicht von Mihan Maskowon war, der den inzwischen wertlos gewordenen Titel des Neuen Gouverneurs von Eraklia trug. »Die Klimakontrolle muss völlig durcheinandergeraten sein.«
Ein Soldat der aus insgesamt zwölf Personen bestehenden Gruppe, die Zara, Norene und Maskowon begleitete, kam aus einem Gebäude, das ebenso dunkel war wie der größte Teil der Hauptstadt – die Energieversorgung war unmittelbar nach dem ersten Feuersturm ausgefallen. »Die Datenverbindungen funktionieren nicht«, sagte er und befestigte seinen mobilen Kom-Servo am Gürtel. »Ich konnte keine aktuellen Informationen abrufen.«
Ein Teil von Eraklia lebte noch, aber in den Kommunikationskanälen des Planeten herrschte bereits die Stille des Todes. Und nicht nur dort. Seit einer Woche konnten Zara und Norene keine telepathischen Kontakte mit den Tal-Telassi auf den anderen Welten des Inneren Kerns mehr herstellen – irgendwie war es den Graken und ihren Vitäen gelungen, jene Verbindungen im Tal-Telas zu unterbrechen.
Zara drehte sich um, als es im Süden der Stadt blitzte, hoch oben in den Bergen. Nach einer Weile drang das Donnern ferner Explosionen durch den Regen.
»Das Einsatzzentrum der planetaren Streitkräfte«, sagte Keil Lordan, Leiter der Gruppe. Auch sein Gesicht blieb hinter dem Datenvisier verborgen. »Die Kronn haben den Rest zerstört.«
Zara, Norene, Maskowon und die anderen hatten das Einsatzzentrum tief unter dem Ort der Letzten Schlacht vor vier Tagen verlassen, als abzusehen gewesen war, dass sich die militärische Station nicht länger verteidigen ließ und zur Todesfalle zu werden drohte. Sie waren mit weiteren Soldaten, den drei Impri des Koordinierenden Triumvirats und den anderen Tal-Telassi aufgebrochen, kurze Zeit später aber in eine Falle der Kronn geraten. Zara und Norene war es gelungen, gerade noch rechtzeitig Elmeth und Fomion zu nutzen, bevor die Falle endgültig zuschnappte und das Graken-Äquivalent eines entropischen Gefälles wirksam wurde. Die beiden Großmeisterinnen hatten sich selbst, Maskowon und die zwölf Soldaten in Sicherheit teleportieren können.
Zara wusste nicht, was aus den anderen geworden war, aber ihr war klar: Die vergangenen vier Tage hatten sehr an ihren Kräften gezehrt, und so konnte es nicht weitergehen – sie war der Erschöpfung nahe. Nur einige der Soldaten trugen Bione unter den Kampfanzügen, die ihre Emotionen dämpften und sie für die Graken schwerer lokalisierbar machten, aber ohne eine mentale Abschirmung wären sie trotzdem innerhalb kurzer Zeit entdeckt worden. Und Zara musste nicht nur die Soldaten und Maskowon schützen, sondern auch Norene und sich selbst. Norene hatte inzwischen einen Zustand erreicht, in dem sie sich kaum mehr um sich selbst kümmern konnte – Zara hielt eine Identitätsfraktur für immer wahrscheinlicher. Irgendetwas war bei der Übertragung ihres geretteten Selbst auf den Klon schiefgegangen, und dadurch kam es zu einem zunehmenden Bewusstseinszerfall. Ihre Halluzinationen wurden immer häufiger. Wohin sie auch blickte: Überall sah sie ein Gespenst namens Dominik.
»Eine Kronn-Patrouille nähert sich«, warnte Keil Lordan, noch bevor im Regen das Brummen von Triebwerken zu hören war. »Dort hinein.« Er deutete auf den Zugang eines Gebäudes.
Dunkelheit verschluckte sie, und nach einigen wenigen Schritten stieß Zara gegen etwas Weiches: die Leiche einer Frau. Offenbar war sie erst vor kurzer Zeit gestorben, denn als sich Zara bückte und das halb in der Finsternis verborgene Gesicht berührte, fühlte sie noch einen Rest Wärme. Ohne die Abschirmung zu vernachlässigen, ließ sie die Gedanken in Alma und Berm wandern und sah weitere Tote. Bei einigen hatte bereits die Verwesung begonnen; andere
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