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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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diesen Mauern musste es jemanden geben, der wusste, was mit Dominique geschehen war, ob sie noch lebte.
    »Ich bedauere sehr«, fügte der Gardist wie entschuldigend hinzu.
    Loana wandte sich ab – und sah eine Frau, die einen Bionenanzug trug und sich mit langen Schritten dem Eingang des Gebäudes näherte. Rasch trat sie ihr entgegen. Sie kannte die Frau nicht, aber zweifellos handelte es sich um eine Tal-Telassi.
    »Bitte …«, sagte sie. »Ich bin …«
    Die Frau blieb stehen. »Ich weiß, wer Sie sind, Loana Destri.«
    »Können Sie mir helfen? Die Gardisten lassen mich nicht ins Gebäude, aber ich muss unbedingt mit jemandem sprechen, der weiß, was aus meiner Tochter Dominique geworden ist. Seit drei Wochen habe ich nichts mehr von ihr gehört!«
    Die Frau nickte. »Ich verstehe. Kommen Sie mit.«
    In dem Gebäude herrschte eine sonderbare Mischung aus Ruhe und Hektik. Einige Tal-Telassi standen wie erstarrt da und schienen telepathisch zu kommunizieren, während andere durch Korridore und Zimmer eilten. Kommunikationsservi summten.
    »Wenn Zara mich empfängt …«, sagte Loana. »Sie kann mir bestimmt Auskunft geben.«
    »Zara befindet sich nicht auf Millennia. Sie war auf Eraklia, als dort die Graken angriffen. Wir wissen nicht, was aus ihr geworden ist. Warten Sie hier, Loana. Ich versuche, eine Schwester zu finden, die etwas über Dominique weiß.«
    Loana nickte und blieb an einer der zahlreichen Kommunikationsstationen stehen. Dutzende von Gesprächen schienen gleichzeitig stattzufinden. Loana verstand nicht alles, aber genug, um zu wissen: Die Graken griffen die Welten des Kernbereichs an.
    Sie dachte nur an eins: an ihre Tochter. Die Sorge fraß sie innerlich auf; sie musste endlich Bescheid wissen.
    Minuten verstrichen, und schließlich bemerkte Loana eine hoch gewachsene Tal-Telassi mit pechschwarzem Haar. Für den Hauch eines Augenblicks glaubte sie, Norene zu sehen, aber dann stellte sie fest, dass diese Schwester ein subjektives Alter von etwa hundertfünfzig Jahren hatte. Die Falten bildeten ein dichtes Muster in ihrem Gesicht, und sie ging ein wenig gebeugt, trotz des Bionenanzugs. Sie schien kurz vor dem Ende ihres derzeitigen Lebens zu stehen; vielleicht wartete bereits ein Klon für die nächste Inkarnation auf sie.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Loana«, sagte die alte Tal-Telassi. »Ich bin Alexandra 16 und habe bis zur Rückkehr von Zara die Leitung des provisorischen Schwesternrats übernommen. Dania 7 hat mir von Ihrem Anliegen berichtet. Die Sorgen von Dominiques Mutter dürfen selbst unter den gegenwärtigen Umständen nicht unbeachtet bleiben.«
    »Wissen Sie etwas über meine Tochter?«
    »Ja, Loana. Wir haben Meldungen erhalten. Dominique ist zusammen mit einem sogenannten Brainstormer von Ennawah geflohen. Irgendwie erreichte sie Aquaria im Ares-System und wurde dort verhaftet.«
    »Verhaftet?«, wiederholte Loana verwundert. »Warum?«
    Alexandra ging nicht auf die Frage ein. »Es fand eine Gerichtsverhandlung statt, und sie beteuerte ihre Unschuld. Daraufhin beschloss man, das Orakel entscheiden zu lassen. Man schickte Dominique und ihren Begleiter Rupert in einer Tauchkapsel in den Ozean, doch offenbar kam es zu einem Zwischenfall …«
    Loana sah die alte Tal-Telassi an und fürchtete ihre nächsten Worte.
    »Die Tauchkapsel geriet außer Kontrolle, hielt in den Tiefen des Ozeans dem Druck nicht mehr stand und implodierte. Es tut mir sehr leid, Loana. Wir müssen davon ausgehen, dass Dominique tot ist.«

 
22. Sterbende Welt
     
    14. April 1147 ÄdeF
     
    Wir sterben , dachte Zara 20, Großmeisterin der Tal-Telassi. Wenn kein Wunder geschieht, sterben wir alle auf dieser dem Untergang geweihten Welt. In ihrem jahrtausendelangen Leben war Zara neunzehnmal gestorben, aber ihre bisherigen Tode hatten alle auf Millennia stattgefunden, in der Nähe eines gut vorbereiteten Klons, eines neuen Körpers für ihren alten, wachen Geist. Diesmal allerdings würde der Tod endgültig sein. Eine seltsame Vorstellung, mit der sich nicht Furcht verband – Zara hatte ihre Emotionen vor langer, langer Zeit überwunden, als Schülerin der Tal-Telassi –, sondern ein Eindruck von Absurdität. Aber es waren bereits Tal-Telassi auf Eraklia gestorben, unter ihnen Elonora, und Millionen von Menschen und Angehörigen anderer Völker. Vier Graken befanden sich auf dem Planeten, und in nur acht Tagen hatten sie fast die Hälfte der Bevölkerung umgebracht. Sie schienen

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