Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
ihr und Rupert drohte.
Ein Knacken in der Tauchkapsel bestätigte es: Der Druck nahm mit jedem weiteren Meter in die schwarze Tiefe zu.
»Hast du eine Ahnung, wie tief dieser Ozean ist?« Dominiques Mund sprach von ganz allein. »Oder welchem Druck die Kapsel standhalten kann?«
Rupert antwortete nicht, starrte wieder ins Leere. Er zitterte erneut, aber diesmal lag es nicht an dem Dämon, der seiner Seele Ketten anlegte. Kälte war der Grund. Dominique fühlte sie ebenfalls und sah sie auch: Ihr Atem kondensierte.
Das Knacken wiederholte sich, etwas lauter.
Wohin Dominique auch blickte: Über, unter und zu beiden Seiten der weiter sinkenden Tauchkapsel erstreckte sich Dunkelheit. Das entropische Gefälle existierte nicht mehr, aber Ruperts mentale Eruption hätte Dominique fast umgebracht, und der Teil ihres Bewusstseins, der den Zugang zum Tal-Telas steuerte und kontrollierte, war noch immer halb gelähmt.
»Rupert?« Sie kehrte auf die Sitzbank zurück und griff nach dem Arm des Mannes an ihrer Seite. »Du musst mir helfen, Rupert! Ich brauche deine Kraft.«
Unsinn! , erklang die innere Stimme der Vernunft. Unter den gegenwärtigen Umständen könntest du mit seiner Kraft überhaupt nichts anfangen. Du musst dieses Problem allein lösen!
Wasser rann an der gegenüberliegenden und inzwischen beschlagenen Wand herab. Dominique stellte sich vor, was geschehen würde, wenn die Kapsel dem Druck nicht mehr standhalten konnte. Sie würde implodieren, und zwar innerhalb eines Sekundenbruchteils, wenn der Ozean einen Weg ins Innere gefunden hatte.
Die dritte Stufe des Tal-Telas war leicht; Crama erforderte nicht viel Kraft. Dominique stemmte sich mental gegen die Wände der Kapsel, verstärkte sie mit ihren Gedanken. In gewisser Weise wurde sie zu der Kapsel und fühlte die kalte, dunkle Umarmung des Ozeans, eine fatale Umarmung, immer fester und stärker.
Nach einer Minute begann sie zu schwitzen, trotz der Kälte, und stellte sich der Erkenntnis: Wenn sie jetzt die Verbindung zum Tal-Telas gelöst hätte, wären die Tauchkapsel und ihr lebender Inhalt sofort von den Wassermassen zerquetscht worden. Durfte sie darauf hoffen, dass Hilfe von der Stadt kam, oder von den künstlichen Inseln an der Oberfläche? Und selbst wenn man dort Tauchschiffe ausschickte: Konnten sie noch rechtzeitig eintreffen?
Dominique konzentrierte sich und versuchte, die Kapsel festzuhalten und nach oben zu drücken, aber ihre Fähigkeiten blieben eingeschränkt, betäubt von Ruperts mentalem Anfall. Und schlimmer noch: Müdigkeit breitete sich in ihr aus, beeinträchtigte die Konzentration.
Wieder knackte es. Mehr Wasser rann über die Innenwände der Kapsel, und Dominique war nicht mehr sicher, ob es nur auf kondensierende Luftfeuchtigkeit zurückzuführen war.
Das Licht flackerte kurz und ging aus.
Die Dunkelheit des Meeres erreichte das Innere der Kapsel.
Dominique atmete schneller und flacher – sie musste immer mehr Kraft in Crama aufwenden, um dem enormen Wasserdruck entgegenzuwirken und eine Implosion der Kapsel zu verhindern. Es gab nur eine andere Möglichkeit, die Wände stabiler zu machen und ihre Struktur so zu verändern, dass sie wenigstens für einige Minuten allein dem Druck standhielten: Iremia. Doch die neunte Stufe des Tal-Telas erforderte viel Kraft, mehr als Dominique derzeit zur Verfügung stand.
Es bleibt nur ein Ausweg , flüsterte die Stimme der Vernunft in ihr. Fomion.
Und sie musste sofort Gebrauch davon machen. Mit jeder verstreichenden Sekunde verlor sie Kraft und riskierte, nicht mehr genug geistige Energie für die Teleportation einsetzen zu können. Es wäre ihr und Ruperts Todesurteil gewesen.
Aber wohin sollte sie teleportieren?
Keine Zeit, keine Zeit. Das Knacken in den Wänden wiederholte sich, und diesmal hörte es nicht auf, hielt an und wurde lauter.
Dominique nahm ihre ganze Kraft zusammen, den kleinen Rest, der ihr noch geblieben war, und teleportierte blind, ohne ein Ziel, nahm Rupert mit.
Eine Tausendstelsekunde später implodierte die leere Tauchkapsel.
Interludium 21
14. April 1147 ÄdeF
Überall um sie herum herrschte Unruhe, aber Loana achtete nicht darauf und trat den beiden Gardisten am Eingang des Gebäudes entgegen. Sie versperrten ihr den Weg.
»Wir können Sie nicht passieren lassen«, sagte einer von ihnen fast verlegen. »Hier dürfen sich nur Tal-Telassi aufhalten.«
Loana sah an dem Gebäude hoch, das fast so weiß war wie der Schnee von Millennia. Hinter
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