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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Tal-Telassi haben uns verraten. Dominique glaubte, ein fernes Echo dieser Worte zu hören, in den Gedanken von Millionen Bewohnern des Planeten. Gab es doch noch eine Verbindung zum Tal-Telas, wenn auch sehr schwach?
    Dann wurde ihr klar, woher das mentale Echo stammte: Zahllose Medusen, intelligente Ureinwohner von Aquaria, schwammen in der Nähe der künstlichen Insel, zogen ihre langen Nesselfäden wie Kometenschweife im grünblauen Wasser hinter sich her. Die halb durchsichtigen, rosaroten und ockergelben Glockenkörper glitten dicht unter der Wasseroberfläche dahin, begleitet von nackten oder nur spärlich bekleideten Aquarianern.
    Dominique versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was sie über die Medusen von Aquaria wusste. Verfügten sie über besondere geistige Fähigkeiten?
    »Was haben die Angeklagten dazu zu sagen?«, fragte der Erste der Dreizehn. Die Maske zeigte das Gesicht einer alten, weinenden Frau.
    Dominique merkte, dass sie wieder sprechen konnte. Sie überlegte rasch. »Ich bin Meisterin der Tal-Telassi«, sagte sie, ohne ihren Namen zu nennen. »Welche ungerechte Behandlung auch immer Ihnen durch unseren Orden widerfuhr: Mich trifft keine Schuld daran. Ich bin ein Opfer wie Sie. Ich …«
    Der Mund gehorchte Dominique nicht mehr.
    »Möchte der Angeklagte eine Aussage machen?«
    Dominique war erneut imstande, den Kopf zu drehen, und sie sah, dass Rupert sehr blass war. Seine Lippen bebten, wie kurz vor einem seiner Anfälle, die ihn zum Mörder gemacht hatten. Oder lag es erneut am Entratol-Entzug?
    Sprich, Rupert! , rief Dominique in Delm. Sag ihnen, dass wir unschuldig sind!
    Rupert öffnete den Mund. »Sie suchen mich«, sagte er langsam und dehnte dabei jede Silbe. »Ihre Gedanken ziehen durch die interstellaren Räume, auf der Suche nach mir. Und irgendwann werden sie mich finden.«
    Die Juraten wandten sich einander zu und schienen verwirrte Blicke zu wechseln.
    »Seine Worte ergeben keinen Sinn«, sagte der Erste. »Haben Sie eine Erklärung, Angeklagte?«
    »Er ist … krank«, sagte Dominique. »Wenn Sie mir Gelegenheit geben, Ihnen die Hintergründe zu schildern … Ich bin sicher, dass wir dieses Missverständnis dann ausräumen können.« Es genügt, wenn ihr das verdammte entropische Gefälle deaktiviert , dachte sie. Den Rest erledige ich mit dem Tal-Telas.
    Die bei der künstlichen Insel schwimmenden Medusen änderten die Farbe. Einige schienen zu verschwinden, als sie grünblaue Töne gewannen, die Farben des Meeres. Andere wurden blau oder so violett wie die Male auf Dominiques Haut.
    »Feindseligkeit«, ertönte eine seltsam verzerrt klingende Stimme. Sie schien aus dem Boden der Insel zu kommen, vielleicht von einem darin integrierten Kommunikationssystem.
    Plötzlich erinnerte sich Dominique an einen wichtigen Aspekt der intelligenten Medusen von Aquaria: Sie waren passive Empathen. Und sie schienen irgendwie in die Blase des entropischen Gefälles hineinhören zu können.
    Dominique versuchte sofort, ihre Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
    »Der Mann …«, erklang erneut die verzerrte Stimme. »Er hat … getötet. Er ist ein Mörder.«
    Bei mehreren Juraten gleißten die Masken, als loderte ein Feuer hinter ihnen.
    »Ein Mörder«, wiederholte der Erste und schwebte etwas näher, bis an den Rand des roten Kreises. »Und eine Tal-Telassi, die von Missverständnissen spricht, hinter deren Worten sich aber Feindseligkeit verbirgt.«
    Verräterischer, gefährlicher Zorn regte sich in Dominique. Dies alles kostete Zeit, wertvolle Zeit. Die neue Offensive der Graken brachte zahlreiche Schwestern auf den Kernwelten in Gefahr. Sie musste nach Millennia, um zu helfen.
    »Feindseligkeit und Zorn«, ertönte die dumpfe Stimme aus der Insel.
    Ein Donnern kam vom Himmel, wie um diese Worte zu bestätigen. Dominique blickte nach oben und sah einen Feuerball, aus dem mehrere weiße Bahnen wuchsen. Reibungshitze hatte ein größeres Wrackteil in den oberen Schichten der Atmosphäre auseinanderbrechen lassen, und glühende Trümmer rasten in unterschiedliche Richtungen.
    »Weitere Opfer«, intonierte der Erste von Dreizehn. »Weitere Tote, für die letztendlich die Tal-Telassi verantwortlich sind.«
    Nie wieder. Der Gedanke kroch ungewollt und unerwünscht durch Dominiques Bewusstsein. So etwas darf nie wieder geschehen. Nie wieder soll jemand über Tal-Telassi urteilen dürfen. Dafür werde ich sorgen.
    Die Medusen veränderten weiterhin ihre Farbe. Mehrere Aquarianer

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