Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Gewicht.
Bei den Welten, auf denen es dann noch freie Völker gibt , dachte Tubond.
Er wandte sich von den Servi des Kommunikationsraums ab und blickte zu den pseudorealen Projektionsfeldern, die vor ihm einen Halbkreis bildeten. Eins von ihnen zeigte den Piriden Bergon, der unruhig durch den zentralen Kontrollraum der Torga schritt, eines achthundert Meter langen Schlachtschiffs der Destruktor-Klasse. Im Sessel des Kommandanten saß ein bärtiger, drahtiger Mann in mittleren Jahren, zuvor ein Keil und vor einer Stunde durch Tubonds Gnaden in den Rang Lanze aufgestiegen: Breo Haigen, vormals Kommandant der Rondor . Tubond war sicher, in ihm einen zuverlässigen Verbündeten gewonnen zu haben.
Bergon schien immer nervöser zu werden. Der Erste Waffenherr von Andabar war nicht daran gewöhnt, warten zu müssen, und Tubond beobachtete, wie er erneut vor Lanze Haigen stehenblieb. Die Fettwülste seines birnenförmigen Leibs wackelten, als er sich vorbeugte und aufgebracht fragte: »Was hat das zu bedeuten? Wann empfängt er mich endlich?«
»Wenn er so weit ist«, erwiderte Haigen, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
Wenn ich so weit bin , dachte Tubond und fühlte wieder eine sonderbare Distanz zu sich selbst. Er hatte gegessen, er hatte Blase und Darm entleert, er hatte mehrere Stunden im seltsamen Nichts des Schlafs verbracht, er hatte sich daran zu gewöhnen versucht, allein mit dem zurechtzukommen, was Körper und Hirn ohne bionische Hilfe leisten konnten, und diese sehr unangenehmen Erfahrungen bestärkten ihn in seinem Beschluss: Wenn er Millennia unter Kontrolle gebracht hatte, würde er sich einen neuen Bionenanzug besorgen, den besten den es gab. Das half ihm bestimmt dabei, wieder zu dem Mann zu werden, der er bis vor wenigen Wochen gewesen war.
Was ist mit der Kontamination? , flüsterte die Stimme der Sorge, aber er wollte sie nicht hören und befahl ihr zu schweigen.
»Ich bin bereit«, sagte er, und die Kom-Servi übertrugen seine Stimme in den Kontrollraum. Er hörte, wie Bergon schnaufte, und das Projektionsfeld zeigte ihm, wie der Piride an Lanze Haigen und den anderen Offizieren vorbeistapfte.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür, und Bergon kam in den Kommunikationsraum.
»Dieser Lunki wartet nicht gern«, schnaufte er, wankte zum nächsten Multikonfigurationssessel und nahm darin Platz. Die Polster passten sich seiner Gestalt an.
Tubond lehnte sich zurück, musterte ihn kühl und schwieg.
Nach einer Minute rutschte Bergon hin und her. »Nun?«, fragte er mit neuer Nervosität. »Haben Sie mir nichts zu sagen?«
»Wie wär's hiermit? Der von den Tal-Telassi durchgeführte Putsch ist illegal, die Gründung der sogenannten Koalition nichtig. Ich bin nach wie vor Hegemon und Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Allianzen. Andabar hat die Charta der AFW unterzeichnet. Die absurde Unabhängigkeitserklärung Ihres Planeten verstößt dagegen und ist somit nichtig. Die Allianzen existieren nach wie vor, Andabar gehört zu ihnen, und es gilt das Kriegsrecht, was mir als Hegemon die Möglichkeit gibt, Ihre militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen zu nutzen.«
Bergons Augenzapfen zitterten, und in seinem schrumpeligen Gesicht zuckte es heftig. Tubond beobachtete ihn aufmerksam und wusste, dass Raven und die anderen Brainstormer noch immer subtilen Einfluss auf ihn ausübten. Diesem Gedanken folgte ein anderer: Und wenn die Brainstormer auch ihn beeinflussten? Aber selbst wenn sie ihn in Ruhe ließen: Wer sagte ihm, dass sein Denken und Empfinden nicht von anderen Dingen manipuliert wurde? Wie frei war er wirklich, selbst dann, wenn er sich frei fühlte ? Wie viele Entscheidungen traf allein er?
»Befindet sich tatsächlich ein Planetenfresser auf Andabar?«, platzte es aus Bergon heraus.
»Natürlich«, log Tubond virtuos. »Und er wird dort bleiben, die ganze Zeit über einsatzbereit.«
Bergon sprang überraschend flink aus dem Sessel, stand plötzlich vor Tubond und richtete eine Waffe auf ihn. Es war kein Variator, aber Tubond zweifelte nicht daran, dass sie tödlich wirken konnte.
»Was hindert mich daran, Sie einfach zu erschießen, Tubond?«, zischte Bergon und verzichtete ganz bewusst auf den Titel.
»Die Vernunft«, antwortete Tubond ungerührt und blinzelte nicht einmal. »Warum sollten Sie Ihre Zukunft zerstören? Und Sie haben eine Zukunft, aber nur mit mir zusammen.«
Die Waffe blieb auf ihn gerichtet. »Wenn ich jetzt abdrücke, können Sie den Planetenfresser
Weitere Kostenlose Bücher