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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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fühlte, wie aus dem Sitz eine Katapultliege wurde. Überleben , dachte er. Allein darauf kam es jetzt an. Mehr als zehntausend Soldaten schickten sich an, auf Adelhaid zu landen, um dort einen ersten Brückenkopf zu bilden. Ein von den Graken übernommener Planet sollte zurückerobert werden – so hieß es. Broderick Gann fragte sich, ob er ein Berührter war. Wenn nicht, würden der oder die Graken auf Adelhaid sofort sein Amarisk bemerken und ihn in ihren Traum integrieren. Angeblich gab es in den Schlachtschiffen weiter oben Gegenträumer, aber vielleicht reichte ihr Einfluss nicht zu dem Planeten.
    Die Kampfdrohne sprach erneut. »Der Sprung erfolgt jetzt .«
    Es fauchte, und jähe Beschleunigung schleuderte Broderick zusammen mit den anderen Soldaten und ihrem Einsatzoffizier, der Drohne, ins All. Überleben , dachte er erneut. Um herauszufinden, wer ich bin.
    An dieser Entschlossenheit klammerte sich Broderick Gann fest, als er mit fast zwanzigfacher Schallgeschwindigkeit in die Atmosphäre des Planeten fiel. Schon nach wenigen Sekunden umgab ihn ein Heulen und Pfeifen, und Broderick fragte sich, ob es die Melodie des Todes war.

 
28. Pilotin
     
    9. Mai 1147 ÄdeF
     
    Dominique saß auf dem Podium des Kantaki-Schiffes im Sessel des Piloten, mit Rupert an ihrer Seite; die Hände hatte sie in die Sensormulden gelegt. Die auf sie einströmenden Empfindungen waren in den vergangenen Wochen vertraut geworden, hatten aber nichts von ihrer Intensität verloren.
    »Es ist wie ein Traum«, sagte sie, als sie das Schiff erneut mit einem der kosmischen Fäden verband und durch den Transraum steuerte. »Wie ein schöner Traum.«
    »Es ist die Wirklichkeit«, sagte Rupert neben ihr. Seine Stimme klang jetzt anders. Er war anders geworden. Angenehmer. Weniger gefährlich.
    Mutter Rrirk wankte an den buckelartigen Konsolen entlang, die vor den Wänden aufragten. Sie bewegte sich langsam, eine Gliedmaße nach der anderen, und die fluoreszierenden Leuchterscheinungen hatten an Helligkeit verloren. Dominique fragte sich, wie lange eine Sekunde im Leben einer Kantaki dauerte. Wie viel Zeit blieb Mutter Rrirk noch? Und wofür genau?
    Die letzte Frage beschäftigte Dominique immer mehr. Sie schob sie beiseite, als sie spürte, wie Vibrationen das Schiff erfassten – fast hätte sich der Faden von ihm gelöst.
    Die alte Kantaki blieb stehen, und ihr langer, ledriger Hals knarrte leise, als sie den Kopf drehte. »Du bist eine begabte Pilotin«, klickte sie. »Aber dir fehlt Erfahrung. Sei nicht übermütig. Fühl dich nicht zu sicher. Sei immer wachsam. Du bist jetzt für das Schiff verantwortlich.«
    Diese Worte waren wie ein Missklang in der herrlichen Melodie des Flugs durch den Transraum, denn sie erinnerten Dominique daran, dass die Geschehnisse sich erneut ihrer Kontrolle entzogen. Sie wurde nicht in dem Sinne benutzt , aber man machte sie zu einem Teil von etwas, das sie nicht ganz verstand, und damit verband sich wachsendes Unbehagen. Rupert bemerkte ihre Unruhe und legte ihr kurz die Hand auf den Arm.
    Sie konzentrierte sich auf den Faden, der zusammen mit zahllosen Milliarden anderer durch den Transraum reichte wie eine dünne, viele Lichtjahre lange Schlange, die sich mal langsamer, mal schneller hin und her wand. Wie die anderen zuvor war er nicht mit Millennia verbunden, aber er brachte sie näher zum Gondahar-System. Wenn sie sein Ende erreichten, würde nur eine weitere Etappe nötig sein.
    Eine weitere Etappe. Ein majestätisches Dahingleiten durch den Transraum, mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit in Bezug auf das normale Raum-Zeit-Kontinuum. Ohne Hibernation. Ohne brutale Sprünge, die den Geist zu zerreißen drohten, wenn man sie bei vollem Bewusstsein erlebte, die Wunden im Gefüge der Raum-Zeit hinterließen. Und während sie das Schiff lenkte, fühlte sie es wie eine Erweiterung des eigenen Körpers. Seine Sensoren waren wie zusätzliche Augen und Ohren, seine Energie wie Kraft in ihren Muskeln. Dominique wurde zum Schiff und fand Erfüllung darin, auf diese Weise eins mit ihm zu sein. Sie fragte sich, ob damals alle Kantaki-Piloten so empfunden hatten oder ob es allein ihr so erging. Wie auch immer die Antwort lautete: Diese Erfahrung hatte ihr junges Leben enorm bereichert.
    Sie erinnerte sich deutlich an ihr fassungsloses Staunen auf Aquaria, als Krerrs Schiff ganz in die Hyperdimension der Kantaki gewechselt war, in die »Welt zwischen den Welten«, wie Mutter Rrirk es ausgedrückt hatte,

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