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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf die Muster in Gelmr. Dominique blieb stehen, die Augen groß und aufmerksam, die Ohren wach. In der Ferne, in den zentralen Verkehrskorridoren der Stadt, summten Levitatorwagen, und sie hörte sogar das leise Summen der Klimakontrollanlagen, die dafür sorgten, dass die Luft unter den Eisschilden genug Sauerstoff enthielt und in Bewegung blieb.
    Da war es wieder: ein leises Kratzen, näher diesmal, und außerdem ein Zischen, als würde jemand durch eine Maske atmen.
    Für einen Sekundenbruchteil zog sie in Erwägung, mit einer Fomion-Teleportation von diesem Ort zu verschwinden, aber damit hätte sie einen Alarm ausgelöst. Wie viele Meter trennten sie von den nächsten Überwachungssensoren? Fünfzig? Sie wagte es, ihr Selbst erneut dem telepathischen Flüstern der Stadt zu öffnen, ohne die Kraft des Tal-Telas aktiv zu nutzen. Als sie auch mit psychischen Ohren lauschte, hörte sie eine Präsenz in der Nähe, wie einen Missklang in einem Orchester, eine winzige Dissonanz im mentalen Lied von Ormelias. Sie hatte so etwas schon einmal wahrgenommen: bei den stark abgeschirmten Angehörigen eines Sonderkommandos, das gegen aufsässige Tal-Telassi vorging.
    Sie begriff plötzlich, dass man es auf sie abgesehen hatte.
    Dominique begann zu laufen, mit der Absicht, so schnell wie möglich andere Menschen zu erreichen. Der Verfolger war getarnt, und das ließ nur einen Schluss zu: Was auch immer er plante, er wollte Aufsehen vermeiden. Wenn andere Personen zugegen waren, wagte er es vielleicht nicht, etwas gegen sie zu unternehmen.
    Plötzlich traf sie etwas mitten im Gesicht, ein Schlag oder ein Hindernis, das sie übersehen hatte. Sie ging zu Boden, kippte zur Seite und stieß gegen eine Wand aus Synthomasse. Dominique blinzelte mehrmals, sah nach oben und stellte fest, dass sie in einer schmalen Gasse lag. Direkt neben ihr stand jemand …
    Es schien nur ein vager Schemen zu sein, kaum mehr als ein Flirren in der Luft, aber Dominique begriff sofort, um was es sich handelte.
    Ein Mimetikon. Ein spezieller Bion, dessen mimetische Eigenschaften seinen Träger praktisch unsichtbar machten. Das bestätigte ihren Verdacht in Hinsicht auf das Sonderkommando.
    Sie wollte sprechen, die Gestalt fragen, was dies zu bedeuten hatte, aber eine seltsame Taubheit breitete sich in ihrem Gesicht aus, erfasste Mund und Hals, wuchs von dort aus schnell durch den Körper und ließ auch den Geist nicht unberührt – Dominiques Gedanken waren plötzlich wie müde Würmer, die durch zähen Brei krochen.
    Würmer … War sie beim Freisetzen der speziellen Bionen beobachtet worden?
    Es drohte nicht nur ihr persönlich Gefahr, sondern auch dem Plan des Aufstands – unter solchen Umständen musste sie einen Illegalitätsalarm riskieren. Dominique öffnete sich dem Tal-Telas, doch diesmal ging es nicht um passives Horchen. Sie griff nach Delm und den Gedanken der Gestalt neben ihr, stieß dabei aber auf ein unerwartetes Hindernis.
    Das Flirren gewann Substanz, und aus der vagen Gestalt wurde ein Soldat des Sonderkommandos; sein Körper war umgeben von einem jetzt grauen Mimetikon. Am Hals leuchteten die warnenden Anzeigen eines Neutralisators, der normalerweise kein Problem für Dominique darstellte. Aber etwas schwächte Körper und Geist, gab ihr keine Möglichkeit, das Bewusstsein des Soldaten zu erreichen.
    Schritte näherten sich, und für ein oder zwei Sekunden hoffte Dominique, dass Passanten herankamen. Aber dann sah sie neuerliches Flirren, darin die Konturen eines zweiten Soldaten. Sie war vor dem einen geflohen und dadurch dem anderen direkt in die Arme gelaufen …
    Der ganz sichtbar gewordene Mann beugte sich herab und richtete einen zylinderförmigen Apparat auf ihr Gesicht. Dominique konnte nicht einmal mehr die Hand heben und spürte, wie etwas sie vom Tal-Telas wegzog.
    Der Soldat betätigte einen Schalter. In dem Zylinder blitzte es, und wieder fühlte sich Dominique von etwas mitten im Gesicht getroffen.
    »Schlaf gut«, hörte sie den Mann noch sagen, bevor sie das Bewusstsein verlor.
    Dominique träumte von seltsamen Dingen, die sie nicht verstand und deren Bilder sich schnell wieder auflösten. Einmal sah sie eine Pforte – oder etwas, das sie für eine Pforte hielt –, und dahinter erstreckte sich eine sonderbare Stadt, über ihr ein Himmel aus Augen. Bei einer anderen Gelegenheit sah sie eine dünne Linie, erst weiß, dann schwarz. Sie senkte sich dem Boden entgehen, und als sie ihn berührte, wölbte sie sich in der

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