Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Emanationen zu verursachen, die von den Überwachungssensoren registriert werden konnten. Sie achtete darauf, auf den dunklen Seiten der Wege zu bleiben, ohne den Eindruck zu erwecken, sich verbergen zu wollen. Es dauerte nicht lange, bis ihr die anderen Passanten überhaupt keine Beachtung mehr schenkten. Selbst die Blicke der Soldaten, die an der Peripherie von Ormelias patrouillierten, gingen durch sie hindurch.
    Niemand achtete auf Dominique, als sie sich einem der Kontrollpunkte vor den Kasernen näherte – die dortigen AFW-Soldaten sprachen leise miteinander, ohne Dominiques Präsenz zur Kenntnis zu nehmen. Ihr mentales Flüstern war ein wenig lauter als das der anderen Geistessphären in Ormelias, aber es blieb ebenfalls wortlos, denn Dominique stellte keine Verbindung in Delm her.
    Das Prickeln an ihren Seiten wurde stärker, als sie einige Meter vor der Absperrung eine Seitengasse betrat und dort neben einer großen Staude stehen blieb, an einer Stelle, die nicht von den visuellen Sensoren des Kontrollpunkts erfasst werden konnte. Die wenigen Personen, die hier unterwegs waren, sahen Dominique nicht, als sie beide Hände unter ihren Umhang schob, die eine zur linken Hüfte, die andere zur rechten. Bionische Komponenten, über einige Stunden hinweg fest mit ihrem Körper verbunden, wuchsen aus ihr heraus, und nach etwa einer halben Minute hielten ihre Hände mehrere wurmartige Geschöpfe. Dominique strich wie beiläufig über die Blätter der mehrere Meter hohen Pflanze, für den Fall, dass es doch irgendwo Beobachter gab. Die kleinen Bione verschwanden sofort zwischen den Blättern, in ihren Neuronen die von der Membran vor Dominiques Augen aufgezeichneten Bilder.
    Noch eine weitere Minute lang erweckte Dominique den Anschein, die gut gepflegte Pflanze zu bewundern, und dann ging sie weiter, langsam und ruhig. Die freigesetzten Bione, ausgestattet mit einer speziellen biologischen Programmierung, würden sich ihrer Umgebung perfekt anpassen und die nächsten drei Tage nutzen, um alle Sicherheitssensoren in einem Umkreis von fünfzig Metern zu finden und zu neutralisieren, wenn sie ein bestimmtes Signal empfingen. Jeder »Wurm« konnte sich maximal hundertmal teilen und das chemische Einsatzprogramm ebenso oft kopieren, bevor der Masseverlust ein kritisches Niveau erreichte. Wenn die Bione das Signal empfingen, würden die Nanomaschinen in ihrem Innern Supraleiter in die Sensoren treiben, fast die gesamte Bio-Zellmasse verbrennen und daraus elektrische Energie gewinnen, genug für einen fatalen Stromstoß.
    Dominique dachte daran, was jetzt geschah – und was in drei Tagen geschehen würde. Überall auf Millennia waren Tal-Telassi zu wichtigen Zielen unterwegs, um die Wurmbione einzusetzen: Stützpunkte der AFW-Solden, Verwaltungszentren, Kommunikationsanlagen, Transportkontrollen und so weiter. Wenn die eine oder andere Schwester auf dem Weg zum vorgesehenen Einsatzort kontrolliert wurde, so spielte das keine Rolle, denn die mit ihrem Körpergewebe verwachsenen Bione konnten nicht ohne weiteres entdeckt werden. Dominique lächelte zufrieden. Wenn Zara und Norene in drei Tagen das Signal gaben, hörten hunderte von Sensoren auf zu funktionieren und konnten keinen Illegalitätsalarm auslösen. Nur darum ging es: Zeit zu gewinnen. Zeit genug für die Orthodoxen – und auch viele Innovatoren und Insurgenten, die sich den alten Status von Millennia zurückwünschten –, von der Kraft des Tal-Telas Gebrauch zu machen und den ganzen Planeten unter ihre Kontrolle zu bringen, bevor die Besatzer reagieren konnten. Wenn Ebanar und seine Truppen begriffen, was geschah, sollte es für sie längst zu spät sein.
    Dominique hörte ein leises Geräusch hinter sich und blickte zurück. Der Weg am Rand von Ormelias, unter einem Teil des alten Eisschilds, war an dieser Stelle nur wenige Meter breit und führte an einfachen Wohngebäuden vorbei. Hier und dort leuchteten kleine künstliche Sonnen in Gemeinschaftsgärten, deren Pflanzen besonders viel Licht und Wärme brauchten. Es war nicht besonders hell, aber auch nicht dunkel, und es gab für niemanden die Möglichkeit, sich im Schatten zu verbergen. Dominique sah einige Schüler, die hinter ihr aus einer Gasse kamen und in einer anderen verschwanden, und dann erstreckte sich der Weg wieder leer zwischen den Gebäuden. Niemand war zu sehen, und doch fühlte sie sich beobachtet.
    Das Gefühl der Gefahr verdichtete sich in ihr, kaum mehr als ein Instinkt ohne einen Blick

Weitere Kostenlose Bücher