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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wie das Implantat fast wieder seine volle Wirkung entfaltete, ihre Gedanken und Gefühle lenkte. Die Sorge, dass es vielleicht schon zu spät war, ließ sie sofort handeln, als eine kleine Lücke im Kern von Ruperts Selbst entstand.
    Dominique ignorierte seinen Schmerz, streckte eine mentale Hand in den Riss und griff nach der Kraft, mit der er so oft getötet hatte. Sie vereinte sie mit der eigenen Energie, stellte eine Verbindung zur fünften Stufe des Tal-Telas her, Elmeth, und hüllte das Implantat in ihrem Hinterkopf in eine kleine Teleportationsblase.
    Es verschwand, und der Bereich in Dominiques Bewusstsein, der eben noch das kontrollierende Steuerelement enthalten hatte, füllte sich mit sonnenheißer Pein.
    Dominique schrie und versuchte, den Schmerz mit der überlegenen Bewusstseinskontrolle von Hilmia zu betäuben. Sie griff nach der neunten Stufe, Iremia, neutralisierte das Entratol in ihrem Blut, veränderte die energetische Struktur des entropischen Gefälles um den grauen Raum herum an der schwächsten Stelle und verband sich und Rupert in Fomion mit einem Ort jenseits davon.
    Eine zweite Teleportation.
    Der zitternde Rupert auf der Liege und die im biotronischen Sessel sitzende Dominique verschwanden.

 
Interludium 12
     
    1.April 1147 ÄdeF
     
    Wie seltsam, gleichzeitig tot und lebendig zu sein, dachte Kaither. Aber vielleicht befand er sich – zusammen mit vielen anderen – in einem Zustand, in dem Dinge wie Leben und Tod nur noch bedingt eine Rolle spielten.
    Dies war die Kognition, wusste er, und seine Sinne nahmen sie als ein gewaltiges Amphitheater wahr, mit zahlreichen Stufen und Terrassen. Hunderte von Metern weit ragten sie auf, die höchsten von ihnen so weit entfernt, dass Kaither die sitzenden Gestalten nur noch als weiße Punkte sah. Inzwischen versuchte er nicht mehr, sie zu zählen oder ihre Anzahl auch nur zu schätzen: Humanoide ohne Gesichter, alle in Weiß gekleidet, alle reglos wie Statuen. Sie alle waren Kognitoren wie Hendrik.
    »Nicht wie ich«, sagte der Mann, der Kaither bei ihrer ersten Begegnung an seinen Großvater erinnert hatte. »Sie helfen mir. Ihre suchenden Gedanken treffen sich in mir.«
    Kaither stand ganz unten, in der Mitte des offenen Bereichs, auf einem Boden, der aus Steinplatten zu bestehen schien. Weit oben wölbte sich eine höhlenartige Decke über dem Amphitheater. Alles war genauso beschaffen wie bei den anderen Phasen, die er bei vollem Bewusstsein erlebt hatte und die es ihm erlaubten, sich an alles zu erinnern. Und doch spürte er instinktiv, dass sich Veränderungen anbahnten.
    »Etwas geschieht«, sagte er und wandte sich Hendrik zu.
    Diesmal wirkte der Kognitor wieder sehr alt. Eine der Steinplatten kam langsam auf einem Sockel nach oben, und Hendrik nahm darauf Platz.
    »Du hast lange genug geruht«, sagte er. »Versuch es noch einmal. Wir sind ihm nahe.«
    Kaither wusste, was Hendrik meinte. Während seiner eigenen kognitiven Phasen erinnerte er sich an mehr und wusste um seinen Platz im größeren Ganzen der Crotha. Er wusste, dass sein Körper nicht mehr existierte, zumindest nicht mehr in der ursprünglichen Form. Er war jetzt Teil der Gewebemasse in den Basisstrukturen der Crotha, der organischen Komponente, die mit all den Absorptionen immer komplexer und größer geworden war, dem Hohen Ich Zugang zu Kreativität und Träumen gestattete. Die kalte Rationalität des Hohen Ichs brauchte diese mentale Quelle der Innovation, um ebenfalls zu wachsen, sich selbst und das Universum besser zu verstehen.
    Ich bin tot, und doch lebe ich , dachte Kaither erneut, und seine Erinnerungen teilten ihm mit, dass er während seiner kognitiven Phasen oft daran gedacht hatte. Er vergaß so viel, wenn er in der Scheinwelt mit dem weiten Grasland und der wachsenden Stadt weilte, wenn die Kognition ihn einfach nur so benutzte wie all die anderen absorbierten intelligenten Geschöpfe aus verschiedenen Galaxien. Während er dort den Schwarm beobachtete – von dem er selbst ein Teil war, denn der Schwarm bestand aus all den aufgenommenen, ins Gewebe der Crotha integrierten Geschöpfen –, arbeitete der größte Teil seines in den redundanten Systemen zellularer Speicher abgelegten Selbst zusammen mit all den anderen in Myriaden Datenkanälen. Darin bestand gewöhnlich seine Aufgabe: Hilfe zu leisten bei der Suche nach Antworten. Aber manchmal wurde er direkt in die Kognition gerufen, um jenen zu finden, mit dem er gesprochen hatte. Ein Bewusstsein, das

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