Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:

    Das Gefühl einer Veränderung, die zentrale Bereiche des Hohen Ichs und die gewaltigen Datenstrukturen der Kognition betraf, verstärkte sich immer mehr. Neugierig geworden versuchte Kaither, sich darauf zu konzentrieren.
    Hendrik stand vor ihm, beide Hände auf den Gehstock gestützt, der Blick streng. »Vergeude deine Kraft nicht an andere Dinge. Such ihn.«
    Die zahllosen weißen Gestalten auf den Stufen des riesigen Amphitheaters erhoben sich synchron, und ein Ton kam von ihnen, den Kaither als dumpfes Brummen wahrnahm. Aber in dieser Phase, als Teil der Kognition, wusste er, dass es sich um eine Art Aktivierungssignal handelte, bestehend aus sieben Haupttönen, jeweils einer für jeden der sieben Boten, und tausenden von Untertönen, jeder einzelne von ihnen dazu bestimmt, eine bestimmte Funktion aus ihrem wartenden Schlaf zu wecken – die Crotha bereiteten sich auf die aktive Suche vor, eine kräftezehrende interstellare Sondierung.
    Vor Kaither und Hendrik bildete sich eine Öffnung im Boden, und eine Nadel aus Metall wuchs daraus hervor, strebte schnell der höhlenartige Decke über dem Amphitheater entgegen. Als es weit oben zum Kontakt kam, huschten Lichtfäden über die Decke, erreichten die Stufen, zuckten wie kleine Blitze darüber hinweg und erreichten schließlich den Boden des Theaters, um sich dort wieder mit der silbernen Nadel zu vereinen. Kaither bekam Gelegenheit, einen kurzen Blick in die Tiefe zu werfen, ins Innere einer kolossalen Maschine, die aus tausenden von anderen Maschinen bestand, die ihrerseits aus kleineren Maschinen bestanden, bis hinab zum Quantenniveau, wo die gewohnten Parameter ihre Bedeutung verloren. Er wusste, was er sah, und er bedauerte zutiefst, dass er es vergessen würde, sobald seine kognitive Phase endete. Dies war die materielle Basis der Kognition und des Hohen Ichs: In den Quantenmaschinen und Megaaggregaten ruhten die Wurzeln der Crotha und ihrer Wissenden Kraft. Sie ermöglichten die Verknüpfungen und Verschränkungen, aus der die Erkenntnis um das eigene Sein hervorgegangen war.
    Bevor die Kognition seine Gedanken nahm und sie ins All warf, begriff Kaither, was sich seinem Blick darbot: Er sah einen gigantischen Quantencomputer, mit einem Verarbeitungspotenzial, das weit über seine Vorstellungskraft hinausging. Kern eines jeden Crotha-Schiffes war eine solche Anlage, gewachsen wie die mit ihr verbundenen organischen Komponenten, die der kalten, logischen Rationalität den Kosmos von Gefühlen, Ideen und kreativer Innovation erschlossen. Unter solchen Umständen konnte man nicht mehr von künstlicher Intelligenz sprechen, dachte Kaither und erinnerte sich an Tobi, wie er die einfache KI der Demetreo genannt hatte. Diese Intelligenz befand sich in einer vom Hohen Ich geschaffenen Quantenrealität und existierte dort auf der simulierten Grundlage ihrer einstigen primitiven technischen Basis.
    Dies alles hatte Kaither auch während seiner früheren kognitiven Phasen gewusst, doch als ihn die Kognition mit der Wissenden Kraft fortschleuderte, schneller als das Licht, begriff er plötzlich, was es mit der Veränderung auf sich hatte, die er gefühlt hatte.
    Er sollte einen Kontakt herstellen, aber dabei ging es den Crotha nicht darum, Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten. Diesmal wollten sie töten.

 
13. Ferne Stimmen
     
    1. April 1147 ÄdeF
     
    Maximilian Tubond fragte sich, ob er eingeschlafen war, ohne es zu merken. Vielleicht war dies ein Traum, sonderbar und skurril, aber eben nur ein Traum, aus dem er irgendwann erwachen würde, um wieder der Hegemon des Oberkommandos der AFW-Streitkräfte zu sein. Dann erinnerte er sich daran, vage und benommen, dass der Schlaf seit vielen Jahren nicht mehr Teil seines Lebens war, dass er sich seit fast zwei Jahrzehnten keine Träume mehr gönnte.
    Er tastete nach den beiden Enzeloren an Nacken und Hinterkopf. Die beiden bionischen Gehirne existierten nach wie vor, fest mit Nacken und Hinterkopf verwachsen, aber sie empfingen keine Daten, präsentierten ihm keine aufbereiteten Informationen.
    »Wir sind da«, ertönte eine inzwischen vertraute, knackende und knirschende Stimme.
    Tubond blinzelte und sah den kristallenen Humanoiden Karon in einer Öffnung stehen, die sich in der dunklen Wand gebildet hatte. Der bionische Anzug, den er noch immer trug, teilte ihm mit, dass fast zwanzig Stunden Standardzeit vergangen waren, an die ihm aber jede Erinnerung fehlte.
    »Habe ich geschlafen?«, fragte er. Diese

Weitere Kostenlose Bücher