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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Frage erschien ihm wichtig, obgleich er wusste, dass solche persönlichen Dinge eigentlich keine Rolle spielten.
    »Geschlafen?«, wiederholte Karon. Das kristallene Geschöpf schien kurz zu lauschen, und die schwarzen Fäden in seinem semitransparenten Körper pulsierten. »Ich verstehe. Nein, Sie haben nicht geschlafen. Wir haben Sie untersucht. Kommen Sie.«
    Als Tubond das Zimmer mit den dunklen Wänden verließ, berührte er die Kontaktpunkte des Bionenanzugs und aktivierte alle Möglichkeiten der physischen und psychischen Stimulation. Eine so lange geistige Abwesenheit durfte sich unter keinen Umständen wiederholen.
    Hinter ihm schloss sich die Öffnung in der Wand. Es glitt oder schwang keine Tür zu; die zuvor verschwundene schwarze Substanz kehrte einfach zurück, wie aus dem Nichts.
    Er folgte dem Primären Katalyter, der nicht in dem Sinne ging, sondern die Kristalle der »Beine« verlagerte: Sie schrumpften an einer Stelle und dehnten sich an einer anderen aus. Das Ergebnis war eine fließende Bewegung, ohne ruckartige Übergänge.
    Vor ihnen erstreckte sich ein Tunnel und führte durch den Mantel des Graken, der aus lebendem schwarzem Metall und anderen Elementen bestand, die ebenfalls ein mit dem Graken verbundenes Leben führten: Kleine käferartige Objekte, offenbar eine Mischung aus Insekt und Roboter, marschierten und krabbelten in langen Kolonnen; Lichter schwebten wie Glühwürmchen umher, verschwanden in Öffnungen und schlossen sie; schwarze Spinnwebfäden wuchsen aus den Wänden und verbanden sich mit den Grakenwurzeln, die den ganzen Mantel durchdrangen. Hinzu kamen wellenförmige Bewegungen, die das schwarze Metall durchzogen und offenbar mit dem Atem des Graken in Zusammenhang standen. Wenn Tubond ein dumpfes Zischen hörte, wie von einem fernen Sturm, veränderten sich Boden, Wände und Decke. Die Rezeptoren des Bionenanzugs vermittelten ihm den Eindruck, dass sich dann mikroskopisch kleine Atemlöcher in der dunklen Substanz bildeten wie die Stigmen von Tracheen.
    »Wie haben Sie mich untersucht?«, fragte Tubond. »Und warum?«
    Karon setzte seinen fließenden Gang fort. »Wir haben Mrarmrir einen Teil Ihres Amarisk gegeben.«
    Tubond erschrak so sehr, dass der Bionenanzug reagierte und mithilfe von Nanowurzeln und neuronalen Brücken Ataraktika verabreichte. »Warum? Bin ich jetzt … kontaminiert?«
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte der Chtai. Er blieb vor einer Wand stehen, in der sich daraufhin eine Öffnung bildete, begleitet von einem leisen Knistern, wie von rieselndem Sand. »Aber das bedeutet nicht, dass wir verhandeln.«
    Karon trat durch die Öffnung. Tubond folgte ihm und nahm zur Kenntnis, dass der Primäre Katalyter seine zweite Frage nicht beantwortet hatte. Wenn er wirklich kontaminiert war, wenn ihn der Graken Mrarmrir in seinen Traum integriert hatte, so gab es nicht die geringste Hoffnung für ihn.
    Düsternis erwartete ihn in dem Raum hinter der Öffnung, und erst nach einigen Sekunden entdeckte er den Schlangenleib des Graken auf der anderen Seite. Etwas zwang Tubond, sich Mrarmrir zu nähern. Graubraune Gewebestränge bewegten sich wie Tentakel, glitten auseinander, und zwischen ihnen wurde ein Auge sichtbar, fast einen Meter groß und mit zwei seitlichen Lidern. Als sich der Blick des Graken auf Tubond richtete, glaubte er zu spüren, wie sich eine stählerne Klammer an seinem Kopf in Stirnhöhe langsam zusammenzog und den Schädel zu zermalmen drohte.
    »Sie sind weniger als zuvor, Hegemon«, sagte Karon und wiederholte damit Worte, die er schon einmal an Tubond gerichtet hatte. »Aber Sie sind noch genug. Sehen Sie.«
    Was Tubond sah, waren zahlreiche Kronn, Chtai und Geeta, die aus einem Seitengang kamen und sich in der Nähe des Graken versammelten. Die Blasen der Geeta glühten dort, wo sie den Boden oder andere Objekte berührten, und die fragil wirkenden Geschöpfe darin glänzten wie Quecksilber. Einige Kronn näherten sich Tubond und schienen mit ihm kollidieren zu wollen, doch auf eine knappe Geste des Primären Katalyters hin wichen sie zur Seite. Ihre Knochen ordneten sich immer wieder neu an, als sie sich bewegten, und die Organbeutel schwangen hin und her.
    Und dann sah Tubond, was Karon meinte. Vor dem immer noch starrenden Graken bildete sich ein großes Projektionsfeld zwischen den Vitäen, die in zwei Halbkreisen rechts und links um Mrarmrir Aufstellung bezogen hatten. Kein Ton kam von ihnen, und doch war Tubond sicher, dass sie miteinander

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