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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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drehte sich um und ging zur Tür.
    »Die zehn Minuten sind noch nicht um, Loana«, sagte Ebanar hastig. »Bitte, lass mich erklären …«
    Sie öffnete die Tür. »Es gibt nichts zu erklären, Joras. Nur noch dies: Wenn es in diesem Universum eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt, so hoffe ich, dass du irgendwann deine gerechte Strafe findest.« Damit ging Loana hinaus.

 
15. Bündnisse
     
    5. April 1147 ÄdeF
     
    Es gab Lücken in Tubonds Denken, Stellen, die selbst die Enzelore, einer von ihnen halb atrophiert, und mobilen Mneme nicht mit Erinnerungen füllen konnten. Eine solche Lücke betraf den vergangenen Tag und umfasste beinahe zehn Stunden.
    Der Hegemon dachte darüber nach, als ihn ein wie gläsern wirkendes Facettenschiff der Chtai nach Ennawah trug. Er dachte an viele Dinge, obwohl keine Daten mehr auf ihn einströmten, oder vielleicht gerade deshalb. Er versuchte, im Innern seines Kopfes zu sortieren und zu ordnen, aber je mehr er sich bemühte, desto mehr geistige Unordnung schien zu entstehen. Trotz der Stimulation durch den Bionenanzug überfiel ihn immer wieder Müdigkeit, und manchmal blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr nachzugeben, so sehr er sich auch dagegen sträubte. War es normaler Schlaf? Tubond hoffte es, denn die zweite Möglichkeit begleitete ihn wie ein Albdruck: Vielleicht nahm der Graken Mrarmrir immer mehr von seiner Lebenskraft.
    Der Primäre Katalyter Karon stand dort, wo sich offenbar die Kontrollen des kleinen Facettenschiffes befanden. Farbmuster huschten durch die kristallenen Buckel und Stangen vor ihm, und gelegentlich streckte Karon eine ebenfalls kristallene Hand aus, um sie zu berühren. Dann erweckte er den Eindruck, eins zu werden mit dem Schiff. Vielleicht war er tatsächlich ein Teil von ihm, dachte Tubond – einer von vielen Gedanken, die sich Platz schufen in seinem Bewusstsein, obwohl sie nichts mit seiner aktuellen Situation zu tun hatten.
    Zwei Kronn hockten in nahen Nischen, mit zitternden Organbeuteln und glänzenden Buckeln an den Gelenken, die vermutlich Waffen enthielten. An der Rückwand des ovalen Raums rollte ein Geeta in seiner Blase langsam umher. Tubond wusste nicht, welche Funktion er erfüllte. Vielleicht diente seine Präsenz wie die der anderen dreizehn Vitäen an Bord in erster Linie dazu, ein kleines Kollektiv zu schaffen und die Verbindung mit dem Graken und seiner Eskorte aufrechtzuerhalten. Tubond erinnerte sich an die Untersuchungen der Vitäen, die den Streitkräften der Allianzen auf Millennia lebend in die Hände gefallen waren. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Graken und ihre Vitäen eine Gemeinschaftsintelligenz bildeten. Ein Graken schien auch längere Zeit allein zurechtzukommen, doch wenn die Vitäen unter sich blieben, wenn die Anzahl der Kronn, Geeta und Chtai einer Gruppe unter eine bestimmte Anzahl sank, so war erst Apathie und dann Tod die Folge.
    Tubond runzelte die Stirn, als er durch die gläsernen Wände des Schiffes sah und beobachtete, wie der Planet Ennawah größer wurde. Er hatte das Gefühl, sich im Zusammenhang mit dem kollektiven Intellekt der Graken und ihrer Vitäen noch an andere Dinge erinnern zu müssen, aber sie fielen ihm selbst dann nicht ein, als er auf die Enzelore und Mneme zugriff. Erschrocken stellte er fest, dass die leeren Stellen in ihm auch Wissen betrafen, das ihm noch vor wenigen Tagen zur Verfügung gestanden hatte. Vergaß er Dinge?
    Zoomeffekte in den Kristallfacetten des Chtai-Schiffes zeigten ihm erst leuchtende Punkte vor der anschwellenden Planetenkugel und dann die Schiffe eines aus nicht mehr als zwanzig Einheiten bestehenden AFW-Geschwaders. Tubond beobachtete, wie Karon beide Hände um eine smaragdgrün leuchtende Stange schloss, woraufhin es vor dem Hegemon flimmerte – ein Projektionsfeld bildete sich.
    »Sprechen Sie«, ertönte Karons knirschende Stimme. »Sagen Sie die notwendigen Worte.«
    Tubond trat einen Schritt vor und spürte dabei eine ungewohnte Steifheit in den Beinen. Auch das gehörte zu den Veränderungen der letzten Tage: Der Körper verlor Agilität und Elastizität, als holte ihn das Alter ein. Ich brauche einen neuen Bionenanzug , dachte er und fügte diesen Punkt seiner Prioritätenliste hinzu.
    Zuerst aber ging es darum, seine Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen.
    Eine sehr ernst wirkende Frau in der Uniform der AFW-Streitkräfte erschien im Projektionsfeld. Den Abzeichen an den Schultern nach hatte sie den Rang Lanze inne.
    »Hegemon Tubond

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