Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Ihren.«
Karon schwieg, und Tubond fragte sich voller Unbehagen, ob er sein Schweigen als Zustimmung oder Ablehnung interpretieren sollte. Wenn sich Karon, Mrarmrir und die anderen Graken an die Abmachung hielten, würde Hegemon Tubond als großer Retter in die Geschichte der Allianzen Freier Welten eingehen, als jemand, der das Äußerste gewagt und damit das Ende der Zivilisation in diesem Teil der Galaxis verhindert hatte. Oh, sicher, es waren Opfer zu beklagen gewesen, sogar ziemlich viele – zahlreiche Welten, vielleicht Dutzende, würden Feuerstürmen zum Opfer gefallen sein –, aber für die anderen begann nach dem langen Krieg endlich eine Zeit des Friedens. Für jene, die sich von ihm führen ließen, die ihm vertrauten, die verstanden .
Tubond fühlte erneut, wie seine Gedanken auseinandertrieben. Es war ihm immer so leicht gefallen, klar zu denken, alles miteinander in Verbindung zu setzen, den richtigen Weg zu sehen. Doch jetzt zerfaserten seine komplex geknüpften mentalen Netze immer wieder, und mit jedem Mal fiel es ihm schwerer, sie zu reparieren. Schlaf … Er erinnerte sich an diese Möglichkeit, der Realität zu entrinnen und gleichzeitig neue Kraft zu schöpfen. Er schloss die Lider, hieß die Dunkelheit hinter ihnen willkommen, und als er sie wieder hob, schienen sich alle Facetten des Chtai-Schiffes in Fenster und Spiegel verwandelt zu haben.
Wieder war Zeit verstrichen, ohne dass sich Tubond an sie erinnern konnte. Er war sicher, nicht geschlafen zu haben – immerhin stand er noch immer. Jemand oder etwas hatte ihm mehrere Minuten gestohlen …
Hunderte von Bildern umgaben Tubond, als das kleine Facettenschiff dem AFW-Geschwader folgte. Sie durchstießen die Wolkenhülle des Planeten, flogen dann in einer Höhe von einigen Kilometern mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit über Ennawahs Oberfläche. Die vielen ineinander verschachtelten und zueinander geneigten Kristallflächen des Schiffes zeigten unterschiedliche Szenen: das All über dem Planeten, den fernen Moloch und die anderen Vitäen-Schiffe, die Berge und Täler einer Welt, auf der nur primitives Leben existierte: Protoplasma-Myxomyzeten, Semipflanzen mit Haarwurzeln, die sich selbst in das härteste Felsgestein bohrten, und viele Meter lange, fadenförmigen Ranken – sie schwebten wie Spinnweben in der Luft, entnahmen ihr Kohlendioxid und Stickstoff.
Benommen und besorgt fragte sich Tubond, woher er dieses Wissen bezog – von den Enzeloren oder den Mnemen des Bionenanzugs? – und warum er daran dachte. Andere Dinge waren viel wichtiger.
Schließlich näherten sie sich Torkha, einem der größten Vulkane Ennawahs, und Karon reduzierte die Geschwindigkeit.
»Dies ist das Ziel?«, vergewisserte er sich, als er dem Geschwader in den Krater des Vulkans folgte. Mehrere Facetten zeigten die Förder- und Zapfanlagen auf dem Eis des zugefrorenen Kratersees tief unten und, weiter oben am Hang, die ockerfarbenen Erhebungen der aus Laboratorien, Habitaten und speziellen Biosphären bestehenden Brainstorm-Station. Zwischen den Gebäuden standen einige kleine, insektenhafte Orbitalspringer.
»Ja, dies ist das Ziel«, sagte Tubond.
Die zwanzig Einheiten der AFW-Eskorte schwebten auf Levitatorkissen, als das Chtai-Schiff zur Landung ansetzte. Tubond hörte ein sonderbares Surren und drehte sich um. Die beiden Kronn rekonfigurierten ihre Knochen, kamen aus den Nischen und verharrten vor einem Spalt, der sich in der einen Wand bildete, kaum hatte das Facettenschiff aufgesetzt. Die Blase des Geeta folgte ihnen.
»Ich gehe allein«, sagte Tubond.
»Wir begleiten Sie«, knirschte Karon. »Wir sorgen dafür, dass Sie die richtigen Worte sprechen.«
Tubond sammelte seine innere Kraft und stellte dankbar fest, wie sich die Benommenheit auflöste. Gerade jetzt musste er den Überblick wahren und planen können.
»Wenn das Personal der Station einen Angriff befürchtet, bringt es den Geistessprecher vielleicht fort«, sagte er. Er musste sich alle Möglichkeiten offen halten.
Karon zögerte kurz. »Ich begleite Sie.«
Das dumpfe Surren wiederholte sich, als die Kronn in ihre Nischen zurückkehrten. Der Geeta rollte neben die Öffnung, die sich in der einen Kristallwand gebildet hatte.
Tubond trat nach draußen, und Schnee knarrte unter seinen Stiefeln, als er sich vom Facettenschiff entfernte. Die Kälte befreite ihn von den letzten Benommenheitsresten.
Karon erschien an seiner Seite.
»Wo ist der Geistessprecher?«, fragte der Primäre
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