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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Ferne ins Hier zurück. Dominique drückte ihm einen Löffel in die Hand.
    »Iss«, sagte sie und deutete auf den Proteinbrei im Topf, durchsetzt von synthetischem Gemüse. »Es ist warm und nahrhaft.«
    Er sah sie kurz an und begann dann zu essen, mit ruckartigen, mechanischen Bewegungen. Dominique beobachtete ihn und erinnerte sich daran, dass er sie fast umgebracht hätte, so wie die vielen anderen vor ihr. Weil er sich hintergangen und verraten gefühlt hatte.
    Ruperts Teller war noch nicht ganz leer, als er plötzlich verharrte, der Löffel auf halbem Weg zum Mund. Die Hand zitterte, und die Augen wurden größer.
    Dominique spürte jähe Anspannung in ihm.
    »Sie sind da«, brachte er mit bebenden Lippen hervor.
    »Die Crotha?«
    Rupert ließ Löffel und Teller fallen, stand abrupt auf. Zwei oder drei Sekunden schwankte er, wie von einem Wind umtost, den nur er fühlte, und dann lief er los.
    »Bleib hier, Rupert!« Dominique folgte ihm, vergaß in ihrer Eile aber die Lampe. Zwei Zimmer weiter war es so dunkel, dass sie überhaupt nichts mehr sehen konnte. Sie kehrte nicht in den Raum mit dem Heizgerät zurück, besann sich stattdessen auf die beiden ersten Stufen des Tal-Telas, auf Alma und Berm, orientierte sich mit ihrer Hilfe und wich Hindernissen in der Dunkelheit aus. Rasch durchquerte sie die anderen Räume und trat kurze Zeit später durch die offene Tür nach draußen.
    Die Sterne des Spiralarms bildeten ein weites Band am Nachthimmel.
    »Rupert!«
    Er stand etwa zwanzig Meter entfernt im Schnee, der sich an der Seite eines anderen Gebäudes gesammelt hatte, und blickte nach oben. Der Atem wehte ihm als grauweiße Fahne von den Lippen.
    Dominique eilte zu ihm und spürte, wie sich die Kälte durch ihre Jacke fraß. Die Decke lag im Raum mit dem Heizgerät.
    »Wir müssen weg!«, stieß Rupert hervor. »Jetzt sofort!«
    Sie fühlte seine Erregung, und sie spürte auch, wie sich wieder Kraft in ihm sammelte, die tödlich sein konnte, wenn sie sich abrupt entlud. Vorsichtig berührte sie Rupert am Arm.
    »Ich habe es dir erklärt, erinnerst du dich?«, sagte Dominique behutsam und begann zu frieren. Sie schätzte, dass die Temperatur bei minus zwanzig Grad oder noch tiefer lag. »Ein entropisches Gefälle schützt den Hangar mit den Sprungschiffen vor den Brainstormern. Ich bin mehrmals in Berm dort gewesen und habe mich umgesehen. Nach unserem Verschwinden ist der Schutz noch weiter verstärkt worden. Solange das Gefälle besteht, haben wir keine Möglichkeit, an ein Schiff zu kommen, mit dem wir das Ormath-System verlassen können.«
    »Wir müssen fort von hier!«, wiederholte Rupert und starrte so zum sternenbesetzten Himmel hoch, als könnte er die Crotha sehen. »Sie wissen, dass ich hier bin. Kaither hat mich gefunden.«
    Seine Stimme veränderte sich, und auch der Gesichtsausdruck, wie Dominique von der Seite sah. »Kaither … Er hat mir Geschichten erzählt. Ich habe ihn für … einen Freund gehalten. Aber er ist wie alle anderen. Er hat mich verraten.«
    Rupert drehte den Kopf. Dominique bemerkte das unheilverkündende Blitzen in seinen Augen und spürte, wie die Kraft – die dritte Kraft hinter dem Tal-Telas? – in ihm weiter zunahm. Ein gefährlicher Ausbruch stand unmittelbar bevor.
    »Du … Du hast mich ebenfalls verraten!«
    »Nein«, sagte Dominique scharf und berührte Ruperts Gedanken, um ihm ihre Aufrichtigkeit zu zeigen. »Ich habe dich nicht verraten. Ich wollte dir helfen, erinnerst du dich? In deinen ältesten Erinnerungen bin ich gewesen und habe gesehen, wie du gelitten hast. Ich bin bei dir gewesen und habe dich nicht verlassen.«
    Rupert stand da, die Hände zu Fäusten geballt, den Blick nicht mehr auf die Sterne gerichtet, sondern auf Dominique. »Du …«
    »Ich bin dein Freund«, sagte sie und gab ihren Worten in Delm Nachdruck. Sie wagte es nicht, Hilmia zu verwenden. Wenn Rupert den Eindruck gewonnen hätte, geistig manipuliert zu werden, so wäre es vielleicht zu einem unkontrollierten Ausbruch gekommen. »Ich verrate dich nicht. Du kannst mir vertrauen.«
    Aber ich werde die erste Gelegenheit nutzen, mich von dir zu trennen , lautete ein verräterischer Gedanke tief in ihrem Innern. Wenn wir von Ennawah fort und in Sicherheit sind.
    Dominique spürte eine Vibration im Tal-Telas – die Kraft in Rupert, von Zorn und Verzweiflung angestaut, suchte nach einem Ventil.
    Mehrmals öffnete und schloss er den Mund. »Bitte … hilf mir.«
    Die Kraft in Rupert war so enorm,

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