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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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die Schriftzeichen. »Was bedeutet das?«
    Tarweder sah kurz nach oben und trat dann in den dunklen Gang. »›Bedenke wohl, worum du bittest, denn es könnte dir gewährt werden.‹«
    Die Worte erschienen ihr seltsam vertraut; Dominique war sicher, sie schon einmal gehört oder irgendwo gelesen zu haben. Und sie klangen wie eine Warnung.
    Der Seitengang endete nach wenigen Metern vor einer Tür, die in dieser Welt fehl am Platz zu sein schien: Sie war makellos sauber, und über ihr glühte ein Leuchtstreifen neben mehreren Sensoren.
    Tarweder trat zum Kontrollfeld neben der Tür, hielt den Zeigefinger der linken Hand und den Daumen der rechten darauf und sagte: »Die Realität reicht über den Horizont der Phantasie hinaus.«
    Es summte, und die Tür öffnete sich. Sie traten ein, und hinter ihnen glitt die Tür sofort wieder zu.
    Aus irgendeinem Grund fühlte sich Dominique ein wenig sicherer, obwohl sie nicht wusste, was sie hier bei Nevoth erwartete.
    Breitere und längere Leuchtstreifen glühten in diesem Raum, bei dem es sich um eine Art Vorzimmer zu handeln schien. In einem offenen Schrank lagen und hingen ungeordnete Kleidungsstücke, und auf dem Tresen daneben sah Dominique Geräte und Werkzeuge, über deren Zweck sie nur spekulieren konnte. Aus versteckten Lautsprechern kamen seltsame Töne, und Dominique versuchte vergeblich, eine Melodie darin zu erkennen. Einige der Geräusche schienen nicht von Musikinstrumenten zu stammen, sondern natürlichen Ursprungs zu sein.
    »Kennst du Nevoth?«, fragte sie Tarweder, als sie sich einer zweiten Tür näherten.
    »Ich habe von ihm gehört. Er soll ziemlich exzentrisch sein.«
    »Ich frage mich, ob wir ihm vertrauen können.«
    » Du wolltest unbedingt mit ihm reden, junge Dame. Wenn es nach mir gegangen wäre, befänden wir uns schon wieder im Dritten Dominium, auf dem Weg zur Singenden Schlucht.«
    Die Tür öffnete sich, als sie bis auf einen Meter herangekommen waren, und dahinter erstreckte sich ein großes Laboratorium. Lange Tische reihten sich aneinander, darauf Glaskolben mit bunten Flüssigkeiten, untereinander durch dünne gläserne Leitungen und Kabelbündel verbunden. Geräte, die wie einfache Daten-Servi aussahen, standen neben Gerüsten mit kleinen Behältern, die Proben flüssiger und fester Substanzen enthielten. Dominique sah Vorrichtungen, die an Projektoren für einfache pseudoreale Darstellungen erinnerten, aber sie hielt vergeblich nach Kontrollen Ausschau. Von einem solchen Ort erwartete sie zischende und blubbernde Geräusche, das Summen von Geräten und Instrumenten, doch es blieb alles still, bis auf die seltsamen Töne, die auch hier erklangen.
    Weiter hinten im Laboratorium wichen die Tische langen, großen Vitrinen, die weitere Behälter präsentierten. Sie enthielten keine Substanzen, sondern Exemplare zahlreicher Pflanzen- und Tiergattungen: Blätter und Wurzeln in allen Formen und Farben, Schlangen und Käfer, bunte Fische, Dutzende von kleinen Faltern, die wie Miniaturausgaben der zarten, intelligenten Quinqu aussahen, libellenartige Geschöpfe, nicht mehr als zwanzig Zentimeter große Humanoiden mit finsteren, verschrumpelten Mienen und vieles andere mehr. Tarweder ging mit wachsender Faszination an den Vitrinen vorbei, doch Dominiques Interesse wich Abscheu, als sie sah, dass einige der in konservierender Flüssigkeit schwimmenden Wesen aufgeschnitten und verstümmelt waren.
    »Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies viel mit Realitätsmechanik zu tun hat«, sagte sie leise und mit beginnender Skepsis in Hinsicht auf die bevorstehende Begegnung.
    »Ich bin weit herumgekommen, aber einige dieser Wesen habe ich noch nie gesehen«, sagte Tarweder, als hätte er ihre Worte gar nicht gehört. »Zum Beispiel dies«. Er deutete auf etwas, das eine halb zusammengekrümmte menschliche Hand zu sein schien, die in gelblichem Öl ruhte.
    Dominique beugte sich vor, um Einzelheiten zu erkennen, und plötzlich zuckte die Hand, als wollte sie nach ihrem Gesicht greifen. Sie wich zurück.
    »Dies ist ein … Gruselkabinett«, sagte sie erschrocken.
    »Sie ist manchmal recht gruselig, die Realität«, ertönte eine Stimme aus dem Nichts.
    Tarweder hob den Kopf.
    »Nevoth?«, fragte er.
    »Ja. Ihr Sohn hat Sie angekündigt, Tarweder. Kommen Sie.«
    »Wo sind Sie?«
    »Nehmen Sie am Ende des Laboratoriums die Tür auf der linken Seite.«
    Dominique und Tarweder gingen an den letzten Vitrinen vorbei, wandten sich nach links und fanden die Tür. Sie

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