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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Meinen Sie die Kantaki?«
    »Kantaki«, wiederholte Nevoth langsam und lauschte dem Klang des Wortes. »So hieß es in der Botschaft. Ich war mir nicht sicher, es richtig übersetzt zu haben. Kan-ta-ki. Ja, so lautete der Name.«
    Die rechte Hand des Realitätsmechanikers fand den Lichtschalter, und es wurde hell im Zimmer. »Das ist einer der Gründe, warum ich mich vor vielen Jahren hier niedergelassen habe, im Keller von Urhanna«, sagte Nevoth und deutete auf den Brunnen im Zentrum des großen Raums.
    Jähe Hoffnung erwachte in Dominique. »Bietet er Zugang zum Fünften Dominium?«
    »O nein.« Nevoth führte seine beiden Begleiter zu den alten Steinen, an denen sich unübersehbare Bearbeitungsspuren zeigten. Feine Linien durchzogen das Material, und als Dominique näher kam, sah sie, dass das Gestein auseinandergesägt worden war.
    Nevoth strich mit den Fingern erst über die Schnittlinien und dann die Symbole am Rand des Brunnens. »Er funktionierte schon nicht mehr, als ich ihn in meinen jungen Jahren fand«, sagte er. »Ich habe ihn damals auseinandergenommen, um mehr über ihn zu erfahren. Und dabei fand ich die Nachricht von der unheiligen Allianz in einem der Steine, verschränkt mit den Symbolen hier am Rand. Die Entdeckung jener Verbindungen erlaubte mir erste Übersetzungsversuche. Später lernte ich, die Symbole noch besser zu deuten. Ich glaube, alle Brunnen von Heres sind auf einem quantenmechanischen Niveau miteinander verschränkt. Durch das Schisma wurden sie zu einem Transportsystem zwischen den Dominien, mit Ausnahme des Fünften, aber zuvor stellten sie den Versuch dar, eine Art Brücke zu bauen.«
    »Eine Brücke?«, fragte Dominique neugierig. »Wohin? Und was hat es mit der ›unheiligen Allianz‹ auf sich?«
    Töne erklangen, Fragmente einer Melodie. Dominique achtete nicht darauf, sah den Realitätsmechaniker an und wartete auf eine Antwort. Sie fühlte sich dicht vor wichtigen Erkenntnissen, und ihre Aufregung wuchs, verdrängte die auf der Lauer liegende Müdigkeit.
    Nevoth wandte sich von dem alten Brunnen ab und wankte zu einigen Vitrinen, in denen verschiedene Dinge lagen. Einige von ihnen sahen wie archäologische Fundstücke aus; andere schienen einst Komponenten von Maschinen und Geräten gewesen zu sein. Dominique bemerkte mehrere fünfeckige Gegenstände mit Kantaki-Symbolen und einige Objekte mit den Schriftzeichen der Dominanten. Der Realitätsmechaniker öffnete eine der Vitrinen und entnahm ihr ein Kantaki-Artefakt, dessen Symbole in Bewegung gerieten, als Nevoth das Objekt berührte.
    »Das Herz eines Steins«, sagte er leise. »Und es schlägt noch.«
    Er berührte eine Stelle, und über dem kantigen Objekt entstand ein mattes Projektionsfeld, gefüllt mit Kantaki-Symbolen und … vertrauteren Zeichen. Dominique sah genauer hin und erkannte sie als eine frühe Form von InterLingua. Einzelne Worte ließen sich aber nicht entziffern – die InterLingua-Zeichen schienen fehlende Kantaki-Symbole zu ersetzen.
    »Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass die Brunnen ursprünglich auch als Nachrichtensystem dienen sollten«, fuhr Nevoth fort. »Vermutlich enthalten die anderen Brunnen weitere Teile der Botschaft, einzelne Kapitel einer großen Geschichte.«
    »Haben Sie nicht versucht, es herauszufinden?«, fragte Tarweder.
    »Die aktiven Brunnen sind für Reisen zwischen den Dominien nötig«, sagte Nevoth. »Ich konnte mir wohl kaum erlauben, einzelne Steine herauszuschneiden. Aber bei Struktursondierungen habe ich festgestellt, dass alle von mir untersuchten Brunnen solche Objekte enthalten.« Er hob das Kantaki-Artefakt, und das Projektionsfeld trübte sich dadurch ein wenig.
    »Sie erwähnten eine Brücke«, sagte Dominique, die befürchtete, dass sich der Realitätsmechaniker ablenken ließ.
    Nevoth betrachtete die Zeichen und Symbole im Projektionsfeld, und einige Sekunden lang hatte es den Anschein, als hätte er Dominique überhaupt nicht gehört.
    »Eine Brücke, ja«, sagte er dann. »Die Kantaki kamen nicht nur als Flüchtlinge nach Heres. Sie wollten sich von hier aus Zugang zu einer anderen … Existenzebene verschaffen, um den Dritten Konflikt der Konzepte zu beenden.«
    Dominique dachte sofort an die Begegnung mit Mutter Rrirk in der alten Kantaki-Station auf Aquaria. »Die andere Existenzebene … Erwähnt die Botschaft ihren Namen?«
    »Ja«, sagte Nevoth. »Es ist die Rede von der ›Prävalenz‹ …«
    »Olkin, der Prävalente, dem ich begegnet bin …«

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