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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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eilte an den alten Mauern vorbei, sah immer wieder nach rechts und links. In den schmalen Sassen wurde das leise Pfeifen des Winds zu einem lauten Fauchen, und der Wind zerrte an Dominiques Haar, das sie noch immer kurz trug – einst aus Trotz ihrer Mutter Loana gegenüber, inzwischen aus Gewohnheit.
    Als sie um die nächste Ecke bog, sah sie mehrere Meter entfernt, vor dem Zugang eines großen, weniger verfallenen Gebäudes, eine Gestalt am Boden und war so überrascht, dass sie einige Sekunden verharrte. Dann näherte sie sich langsam und stellte fest, dass die Gestalt eine Frau war, eine Greisin, deren Alter sie auf fast zweihundert Jahre schätzte. Sie bemerkte noch etwas anderes: Fußspuren, die mitten auf dem kleinen Platz in diesem Teil der Ruinenstadt begannen und dort endeten, wo die Frau lag. Die Fremde schien aus dem Nichts gekommen zu sein. So wie wir , dachte Dominique.
    Als sie sich neben der Greisin bückte, fielen ihr sofort die violetten Verfärbungen an den Fingerkuppen auf. Eine Tal-Telassi, noch dazu eine Großmeisterin. Und das sollte eigentlich nicht möglich sein, denn die letzte Großmeisterin der Tal-Telassi hieß Zara und befand sich auf Millennia.
    Die Frau lebte noch, aber ihr Atem war kaum mehr als ein Röcheln. Schulterlanges grauweißes Haar säumte ein schmales, von zahlreichen Falten durchzogenes Gesicht. Dominique konnte keine Verletzungen erkennen, aber mit der Greisin schien es zu Ende zu gehen.
    »Können Sie mich verstehen?«
    Die Frau öffnete die Augen. »Ich muss … zum Berg …«, brachte sie mühsam hervor. »Bring mich … zum schwarzen Berg …«
    »Wer sind Sie?«, fragte Dominique.
    »Ich bin … Myra 27 «, ächzte die alte Tal-Telassi. »Ich … habe das Flix gefunden, die … Quelle des Tal-Telas. Ich …« Sie erzitterte und begann zu husten.
    Dominique starrte fassungslos auf die Greisin hinab. Myra 27, die legendäre Großmeisterin, die mit Tako Karides nach Kabäa aufgebrochen war, wo Karides Dominik gefunden hatte. Meinen Vater , dachte Dominique. Sie kannte die Geschichte, hatte sie oft genug von ihrer Mutter Loana gehört. Vor dreiundzwanzig Jahren hatten Tako Karides und Dominik auf Millennia gegen den Grakenschwarm gekämpft und den Sieg mit ihrem Leben bezahlt. Myras Selbst war damals Teil von Karides' Bewusstsein gewesen und hatte es im Augenblick seines Todes verlassen, um ins Universum der Graken zu wechseln und zu verhindern, dass weitere Graken die Milchstraße erreichten. Aber jetzt war sie hier, auf Heres, und sie starb.
    Myra versuchte aufzustehen. »Ich muss … zum Berg …«
    Sie trug nur ein dünnes Gewand, das noch weniger vor der Kälte schützte als Dominiques Kleidung, und sie war sehr geschwächt. So gern Dominique der Greisin auch geholfen hätte – sie konnte nichts für sie tun. Ihr fehlte die Kraft, Myra in das einigermaßen erhalten gebliebene Gebäude zu tragen, wo wenigstens kein Wind wehte. Sollte sie loslaufen und Tarweder holen?
    Die Greisin versuchte erneut, auf die Beine zu kommen, und Dominique stützte sie. Der Wind zog an Myras Ärmel, und Dominique berührte Myras kalte Haut …
    Es kam zu einem mentalen Kontakt im Tal-Telas, und plötzlich sah sie keine Ruinen mehr, sondern eine Terrassenstadt an den Hängen eines Bergs, auf dessen Kuppe ein anderer Berg ruhte, grau und schwarz, bestehend aus Zylindern, Stangen, Ovalen, Kugeln, Quadern und zahlreichen anderen Objekten, die wie willkürlich zusammengesetzt wirkten: ein gewaltiges Kantaki-Schiff, noch größer als Mutter Rrirks Schiff. Eine lange breite Treppe führte durch die Stadt nach oben, und ein Mann stieg dort eine Stufe nach der anderen hoch, in den Armen eine Greisin: Myra. Dominique hatte Bilder von dem Mann gesehen und wusste, wer er war. Tako Karides.
    Eine sonderbare Stille lag über der Stadt, trotz der vielen umhereilenden Bewohner. Dominique folgte dem Mann, dem es ganz offensichtlich schwerfiel, die Frau nach oben zu tragen, und sie wusste sich dabei in Myras Erinnerungen.
    Diese Welt mochte visionär sein, aber in einer gewissen Weise hatten diese Ereignisse hier tatsächlich stattgefunden.
    Schließlich wankte Tako Karides und setzte die Frau, die er so mühsam emporgetragen hatte, auf einer Stufe ab. Sie richtete einige Worte an ihn, und er erwiderte etwas, doch Dominique hörte ihre Stimmen ebenso wenig wie die der Stadtbewohner. Es begann zu regnen, und die ersten dicken Tropfen verdampften auf einem Boden, der sehr warm sein musste. Dominique spürte

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