Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Krieg? Um Siege zu erringen.«
»Wir kämpfen, um zu überleben.«
Ein seltsamer Glanz zeigte sich in Hilliots Augen, als er sich vorbeugte. »Glaubst du das wirklich, Nektar? Glaubst du wirklich, dass irgendjemand von uns überleben kann? Weißt du nicht, was dort draußen geschieht? Die Graken greifen überall an. Eine Welt nach der anderen wird aufgegeben. Chaos breitet sich aus. Irgendwann erreichen wir einen Punkt, an dem wir nicht mehr fliehen können, und dann hat selbst für jene, die bis dahin überlebt haben, die letzte Stunde geschlagen.«
Nektar erinnerte sich daran, dass ihm vor zwei Jahren, in der Medo-Station der Trinita , ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen waren. Seitdem zwang er sich, nicht mehr in solchen Bahnen zu denken.
Als er den Mund öffnete, hob Hilliot die Hand. »Erspar es mir«, sagte er. »Erspar mir den Hinweis darauf, dass du eines Tages einen großen Sieg über die Graken erringen wirst. Als Kind war es dumm, so etwas zu glauben. Als Erwachsener ist es absurd.« Er seufzte. »Unser aller Schicksal ist besiegelt. Das Ende der Koalition zeichnet sich bereits ab. Verfolgst du die Nachrichten, Nektar? Weißt du, wie es auf den noch freien Welten aussieht? Der wirtschaftliche Kollaps hat begonnen, und er geht dem militärischen voraus. Wir sind bereits besiegt.«
»Wenn du so sehr von unserer Niederlage überzeugt bist, warum hast du dann die Patrouille angegriffen und deine Soldaten in den Tod geschickt?«
»Weil uns nur noch das geblieben ist, Nektar: ein wenig Ruhm, die Möglichkeit, als Held zu sterben. Erinnerst du dich an den Fleck der Schande? Inzwischen trage ich ihn nicht mehr, aber genauso gut könnte er noch immer an mir kleben. Ich muss doppelt so viel leisten wie andere, um voranzukommen, und das alles verdanke ich dir.«
»Du verdankst es deiner Dummheit«, erwiderte Nektar nicht ohne eine gewisse Schärfe.
»Und auch dies verdanke ich dir.« Der Glanz in Hilliots Augen veränderte sich. Zorn blitzte darin auf, kalt wie das Eis von Millennia. »Ich hätte einen Sieg erringen können, wenn deine Gruppe pünktlich eingetroffen wäre. Du hast mich erneut vom Felssteg gestoßen, Bienenfreund. Ich bin erneut gefallen. Jetzt muss ich noch einmal von vorn anfangen.«
Es war nicht nur Arroganz, dachte Nektar und musterte den Mann im Sessel. Andere Personen spielten für Hilliot einfach keine Rolle. Er sah und hörte sie, aber in seinem persönlichen Universum waren sie kaum mehr als Schattenwesen, ohne Substanz und ohne Bedeutung. Das eigene Ego bildete das Zentrum seiner Welt.
»Du hast ein Recht darauf, die Dinge so zu sehen, wie du willst«, sagte Nektar. »Aber es ist deine verdammte Pflicht, das Leben deiner Soldaten zu schützen. Siebzehn von ihnen hast du deinem falschen Stolz geopfert. Ich kann nur hoffen, dass du nie wieder in der Lage sein wirst, fremdes Leben so achtlos wegzuwerfen.«
Er ging zur Tür, und als er sie öffnete, kehrten die Geräusche des Trägerschiffes und damit die volle Realität zurück. »Du tust mir leid, Hilliot«, fügte er. »Du bist tot in deinem Innern. Der Krieg hat dir die Seele genommen. Wenn du jemals eine hattest.«
Später, als sie nur noch eine Flugstunde von der Transferschneise am Rande des Kobrian-Systems trennte, wandte sich Keil Nektar mit einer Bitte an Lanze Kireiden.
»Einer meiner Soldaten hat sich während des Einsatzes durch Mut und Tapferkeit hervorgetan«, sagte er und blickte dabei in die Projektionsfelder, die das All zeigten. Wie friedlich es wirkte, fand er. Aber es war auch kalt und gleichgültig. »Sein Gedächtnis wurde gelöscht, vor vielen Jahren. Seitdem kämpft er für die Koalition. Weshalb auch immer es damals zu der Verurteilung kam: Er hat seine Schuld beglichen. Man hat in Aussicht gestellt, ihn nach dieser Mission zur Militäradministration auf Kalaho zu versetzen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Versetzung veranlassen könnten, mit sofortiger Wirkung. Er heißt Broderick Gann.«
Kireiden sah ihn an, suchte in seinem Gesicht nach etwas und fand es vielleicht. Er wandte sich an einen Adjutanten. »Kümmern Sie sich darum.«
»Danke, Lanze«, sagte Nektar.
9. Kreise
Heres
Nur für ein oder zwei Sekunden hatte Dominique den Eindruck zu fallen, und dann fühlte sie sich von etwas ergriffen, mit sanfter Beharrlichkeit. Eine Art Transfer fand statt, zwischen den »Sphären«, aus denen Heres bestand, und sie wartete. Nach einer Weile – sie hatte jedes
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