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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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trotz des dicken Mantels, den der Alte für sie angefertigt hatte. Ein kleines Feuer brannte im Innern der Kaverne, und Tarweder legte rasch Brennmaterial nach, das vermutlich vom Schlachtfeld stammte. Dominique sah nicht hin; sie wollte gar nicht wissen, was dem Feuer Nahrung gab.
    Sie setzte sich auf einen breiten Stein und streckte die Hände den Flammen entgegen. »Woher weißt du, wann sich beim Brunnen ein Fenster zum richtigen Ort und zur richtigen Zeit im Zweiten Dominium öffnet?«
    Tarweder hielt das Gerät mit dem Display in der Hand und betrachtete ein Muster aus Linien und wogenden Farben, das Dominique an Gelmr erinnerte. »Ich habe es hier gesehen«, sagte er.
    Dominique blickte ins Feuer und sah erneut, wie ihr die Flammen durch den Turm folgten, wie sie über die steinerne Treppe nach oben brannten, durch die Tür kamen und sich ihr entgegenstreckten. Ihre Lider wurden schwer, und sie versuchte, die Augen offen zu halten. »Wobei muss ich dir helfen?«
    »Wie bitte?«
    »Während des Schlafs habe ich von Feuer geträumt«, sagte Dominique und blickte weiterhin in die tanzenden, züngelnden Flammen. Sie erzählte von ihrem Traum, beschrieb die Bilder. »Auf einem Treppenabsatz im Turm, an einem Fenster, bin ich dir begegnet, und du hast gesagt: ›Du musst mir helfen‹.«
    Sie lauschte dem Prasseln des Feuers, und als Tarweder nach einer Weile noch immer nicht geantwortet hatte, drehte sie den Kopf. Er saß zwei Meter entfernt und musterte sie ernst.
    »Wie habe ich ausgesehen?«, fragte er schließlich.
    Dominique konzentrierte sich auf das Erinnerungsbild. »Dein Gesicht war … eingefallen und hohlwangig. Und deine Male, die Streifen auf deinen Wangen … sie waren deutlicher. Die Augen erschienen mir trüber.«
    Wieder schwieg Tarweder eine Weile. Das flackernde Licht der Flammen schuf seltsame Muster in seinem faltigen Gesicht, als er aufs Display eines Gerätes sah, das von den Dominanten stammte. Er berührte einige Symbole am Rand, und daraufhin veränderten sich die Anzeigen.
    »Vermutlich bin ich älter gewesen«, sagte er. »Älter und erschöpft.« Er deutete auf ein improvisiertes Lager an der Felswand. »Du bist müde, junge Dame. Leg dich hin und schlaf. Wenn du durstig bist … Der Behälter dort enthält etwas Wasser. Es schmeckt nicht besonders gut, stillt aber den Durst.«
    Dominique dachte an das Blut auf dem Schlachtfeld und schüttelte den Kopf. Als sie unter einer Decke lag, die wie der Mantel aus grob zusammengenähten Stoffstücken bestand, fiel ihr ein, dass Tarweder ihre Frage nicht beantwortet hatte. Aber sie war zu müde, um sie zu wiederholen, kämpfte nicht mehr gegen die Schwere der Lider an und schlief ein.
     
     
    Als Dominique erwachte, war das Feuer heruntergebrannt, doch in Decke und Mantel gehüllt hatte sie es warm genug. Einige Sekunden blieb sie still liegen und horchte, hörte aber nur ein leises Knistern von der Feuerstelle. Sie hob den Kopf, sah sich um und bemerkte eine Silhouette im Zugang der Höhle.
    »Tarweder?«
    »Schlaf weiter, Dominique. Es ist noch nicht so weit.«
    Sie war noch immer müde, aber irgendetwas veranlasste sie, aufzustehen und zu dem Alten zu gehen. Er saß an einer Stelle, von der aus er über das Schlachtfeld sehen konnte. Wind war aufgekommen, trug die Reste des Rauchs und den Gestank fort.
    Dominique setzte sich neben Tarweder und sah im Licht der Sterne, dass er etwas in den Boden gekratzt hatte: einen Kreis, umgeben von vier anderen Kreisen, und abseits davon ein fünfter.
    »Du hast es gesehen«, sagte Dominique.
    »Ja. Sie wollte dir etwas mitteilen. Wer war sie?«
    Dominique erzählte von den Tal-Telassi, verlor sich aber nicht zu sehr in Einzelheiten.
    »Das ist … interessant«, sagte Tarweder, als er auch von Dominik und Tako Karides gehört hatte. »Sie stand in Zusammenhang mit deinem Vater, den du offenbar … nicht sehr magst.«
    »Ich habe ihn nie kennen gelernt«, sagte Dominique und war überrascht, wie sanft dabei ihre Stimme klang. Sie sah in die kalte Nacht hinaus und dachte einmal mehr daran, wie sehr sich inzwischen ihre Einstellung zu Dominik verändert hatte. Sie fand noch immer, dass ihre Mutter Loana es mit der Verehrung übertrieb, aber viele Dinge sah sie inzwischen in einem neuen Licht, was vielleicht daran lag, dass sie den eigenen Hochmut abgestreift hatte und etwas reifer geworden war.
    »Weißt du, was das hier bedeutet?« Tarweder deutete auf die Kreise.
    Dominique betrachtete sie erneut im Licht

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