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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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der Sterne. »Nein. Weißt du's?«
    »Vielleicht.« Tarweder deutete auf den größeren Kreis. »Ich vermute, dies hier ist Heres. Die anderen vier Kreise …«
    Dominique verstand. »Die vier Dominien, aus denen Heres besteht. Aber was hat der fünfte Kreis zu bedeuten?«
    Tarweder antwortete nicht sofort, blickte erst auf die in den Boden gekratzten Kreise und dann in die Nacht hinaus, die hier bald einem jahrelangen warmen Tag weichen würde. Sterne funkelten am Himmel, aber nicht so viele wie sonst – dies war eine Welt in der nichtlinearen Zeit.
    »Ich habe dir von den beiden Rückkehrern erzählt, erinnerst du dich?«
    »Von welchen Rückkehrern?«
    »Wir sprachen über Leute, die von den Dominanten oder ihren Gesandten entführt wurden …«
    »Oh, ja. Nur zwei von jenen, die aufbrachen, um nach den Verschwundenen zu suchen, kehrten jemals zurück. Sie waren wahnsinnig, hast du gesagt.«
    »Ja. Ich habe mit einem von ihnen gesprochen. Beim anderen kam ich zu spät: Er beging Selbstmord, bevor ich ihn erreichte.«
    Wieder schwieg Tarweder und blickte in die Nacht hinaus, als suche er in der fernen Dunkelheit nach etwas. Sie saßen ein ganzes Stück vom heruntergebrannten Feuer entfernt, und Dominique begann trotz des Mantels zu frösteln.
    »Die meiste Zeit über sprach er wirres Zeug«, fuhr der Alte schließlich fort. »Aber was auch immer seinen Geist plagte: Einmal ließ es ihn für wenige Minuten in Ruhe, und er erzählte von einem fünften Dominium, in dem die Zahl fünf eine wichtige Rolle spielt.«
    Die Zahl fünf , dachte Dominique. Die Kantaki?
    »In meinem langen Leben bin ich in allen vier Dominien weit herumgekommen«, sagte Tarweder. »Bei der Suche nach den Elementen habe ich Orte besucht, die für andere legendär galten. Ich habe gelernt und Wissen gesammelt, vielleicht auch Weisheit, und je mehr ich wusste, desto mehr Fragen drängten sich auf, und es schien nie genug Antworten zu geben.«
    Dominique sah, wie ein kurzes Lächeln über seine Lippen huschte. Er sprach jetzt im Tonfall des Weisen, aber in der Stimme des erfahrenen, klugen Alten hörte sie diesmal noch etwas mehr: so etwas wie Wehmut. Es war fast die Stimme, mit der Tarweder sie im brennenden Turm um Hilfe gebeten hatte.
    »Ich bin sehr vorsichtig geworden, wenn es darum geht, etwas für unmöglich zu halten«, sagte Tarweder. Als er den Kopf drehte und sie ansah, entdeckte Dominique eine neue Tiefe in seinen graugrünen Augen. »Die Welt ist groß, und du hast mir gesagt, dass es dort draußen noch viele andere Welten gibt. Unter solchen Umständen sind dem Möglichen keine Grenzen gesetzt.«
    »Was hat er dir über das fünfte Dominium erzählt?«, fragte Dominique aufgeregt. »Wie kann man es erreichen?«
    »Er wusste nicht, wie man es erreichen kann«, antwortete Tarweder. »Aber angeblich suchen die Dominanten einen Weg dorthin, denn im fünften Dominium leben ihre Feinde.«
    Dominique dachte an den Nexus, an den Kampf, der dort vor achttausend Jahren stattgefunden hatte, zwischen Humanoiden – veränderten Menschen – und den Kantaki.
    »Vielleicht kam die Großmeisterin der Tal-Telassi, die du sterbend vorgefunden hast, aus dem fünften Dominium«, sinnierte Tarweder. »Hat sie dir keinen Hinweis gegeben?«
    »Nein.« Dominique bedauerte plötzlich, von Myra fortgeeilt zu sein. Wenn sie bei ihr geblieben wäre …
    »Der Zurückgekehrte, mit dem du gesprochen hast«, sagte sie. »Können wir ihn besuchen? Vielleicht weiß er mehr.«
    »Er ist seit Jahren tot.«
    Kiwitt kletterte auf Tarweders Schulter und gurrte leise. Der Altre streichelte ihn geistesabwesend. »Die Dinge verändern sich«, sagte er leise. »Sie erleben einen stärkeren Wandel als jemals zuvor. Das dort draußen ist ein deutliches Zeichen.« Er deutete zum Schlachtfeld, wollte aufstehen und ächzte. »Hilf mir auf die Beine, junge Dame. Die Kälte hat meine Gelenke steif gemacht.« Dominique zog ihn behutsam hoch. »Lass uns noch ein wenig schlafen. Wer weiß, was uns als Nächstes erwartet? Es kann nicht schaden, etwas mehr Kraft zu sammeln.«
    Kurze Zeit später lag Dominique wieder unter der Decke, doch trotz der Müdigkeit ließ der Schlaf auf sich warten. Sie dachte ans fünfte Dominium von Heres und fragte sich, ob die Kantaki vor achttausend Jahren dorthin geflohen waren.
     
     
    Als Dominique erwachte, saß Tarweder erneut im Zugang der Höhle. Er trug den Rucksack auf dem Rücken – Kiwitt war bereits hineingeklettert, und nur sein Kopf ragte

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