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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Monokratie zu werden.
    Oder vielleicht auch nicht. Manchmal fragte sich Tamara, ob ihre Objektivität gestört war und sie sich zu sehr von den eigenen Vorlieben beeinflussen ließ. Sie sehnte sich nach der alten Zeit vor dem Grakenkrieg zurück, als es den Schwestern vor allem darum gegangen war, das Tal-Telas zu erforschen. Sie hätte sich gern der ursprünglichen Philosophie gewidmet, die den Schwestern die zehn Stufen erschlossen hatte. Darin sah sie seit Jahrhunderten ihre eigentliche Bestimmung: die Tiefen des Tal-Telas zu ergründen, das Wissen um die bekannten Stufen zu mehren und die Suche nach der elften Stufe Kalia und weiteren Stufen darüber fortzusetzen. Die Schwestern hatten noch lange nicht das Ende des Weges erreicht, sondern erst einige wenige Schritte darauf zurückgelegt, glaubte sie. Im Vergleich dazu erschienen ihr die Dinge, die Zara bewegten, gewöhnlich und profan.
    Tamara schob diese Gedanken beiseite – sie durfte sich nicht von persönlichen Angelegenheiten beeinflussen lassen. Die Mission bei den Maschinenzivilisationen war wichtig, schon allein in Hinsicht auf den Grakenkrieg. Und es schadete bestimmt nicht, mehr über die Emm-Zetts herauszufinden.
    Außerdem … Ein seltsames Empfinden regte sich in ihr, und verwundert stellte Tamara fest: Sie freute sich fast darauf, Impro Zacharias wiederzusehen.
     
     
    Tamara blickte durch das Fenster des Shuttles und beobachtete, wie die Eisschilde von Millennia unter ihnen zurückblieben. Fast bedauerte sie es, ihre Heimatwelt zu verlassen und sich mit Dingen beschäftigen zu müssen, die ihr nicht gefielen, aber dieses Empfinden löste sich unter ihrer emotionalen Kontrolle sofort auf. Sie wollte sich jetzt von nichts ablenken lassen.
    Wie zarte Schleier wirkende Wolkenfetzen zogen vorbei, und aus den Gletschern wurde ein weißer Panzer, der fast den ganzen Planeten umhüllte. Der Shuttle schwenkte in eine niedrige Umlaufbahn, unterhalb der Verteidigungszone, in der Schiffe der Republik Millennia, des Dutzends und der Maschinenzivilisationen auf Feinde warteten. Ein pseudoreales Projektionsfeld zeigte das Ziel: die Taifun . Der Fernaufklärer, mit dem Afraim Zacharias von Kalaho gekommen war, verfügte über acht der neuen Krümmer, paarweise an den tragflächenartigen Erweiterungen des Heckbereichs angebracht – damit konnte sie auch in den instabilen Transferschneisen fliegen, die bisher für den interstellaren Verkehr nicht hatten genutzt werden können. Aber auch die Taifun benötigt Transferschneisen, im Gegensatz zu den Emm-Zett-Schiffen , dachte Tamara. Der keilförmige Rumpf des Schiffes maß fast vierhundert Meter in der Länge, verjüngte sich vorn bis auf einen Durchmesser von dreißig Metern und schwoll am Heck bis auf achtzig Meter Durchmesser an, die Hochleistungskrümmer nicht mitgerechnet. Die Taifun war mit starken Schilden ausgerüstet, und ihre Bewaffnung bestand aus zwei Gravokatapulten für Antimaterieraketen und vier Annihilatorkanonen. Damit ließ sich gegen die Soldaten der Graken nicht viel ausrichten, aber sie sollte auch nicht kämpfen, sondern Informationen sammeln. Wie angemessen , dachte Tamara.
    Als sie sich von Fenster und Projektionsfeld abwandte, begegnete sie dem Blick von Lanze Adrian Hokonna, der vor einigen Tagen auf Millennia eingetroffen war. Er sah sie aus seinen bionischen blaugrauen Augen an und sagte: »Mir gefällt dies ebenso wenig wie Ihnen, glauben Sie mir.«
    Tamara wölbte die Brauen und fragte sich, ob man ihr die wenigen Regungen, die sie sich erlaubt hatte, so deutlich ansah. Sie verstärkte die emotionale Kontrolle, und ihr Gesicht wurde zu einer ausdruckslosen Maske.
    »Manchmal müssen wir uns den Notwendigkeiten fügen.«
    Ein Signal erklang, als der Shuttle an der Taifun anlegte. Eine Luke schwang auf, und Hokonna trat mit summenden Servi in den aus flexibler Synthomasse bestehenden Tunnel, der zur offenen Luftschleuse des Fernaufklärers führte. Dort wartete Zacharias auf sie.
    Hokonna blieb mit leise knisterndem Ektoskelett vor ihm stehen und salutierte.
    »Willkommen an Bord«, sagte Zacharias. Er trug die schwarze, mit silbernen und goldenen Insignien besetzte Uniform der Streitkräfte des Dutzends, stand gerade da, in eine Aura ruhigen Selbstbewusstseins gehüllt. Das dunkle Haar war kürzer als während der Erkundungsmission mit Erasmus, und in seinen Augen sah Tamara tiefe Entschlossenheit. Zacharias wusste natürlich um die Bedeutung dieser Mission, und er wollte sie

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