Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marietta Slomka
Vom Netzwerk:
Fatah.
    Außerdem gibt es noch die »Hisbollah« im Libanon. Das sind zwar keine Palästinenser, aber auch radikale arabische Israel-Hasser, die im Auftrag und mit Unterstützung von Syrien und Iran gegen Israel agieren. Kurzum: Die Situation Israels ist ein ständiger Kampf, und alle Seiten sind sich nicht nur in herzlicher Abneigung, sondern auch in tiefem Misstrauen verbunden. Die Israelis haben die Erfahrung gemacht, dass getroffene Abmachungen von der arabisch-palästinensischen Seite immer wieder gebrochen wurden. Für die palästinensische Seite sind die stetig weiter wachsenden jüdischen Siedlungen in ihren Gebieten eine permanente Provokation, die im Übrigen Fakten schafft: Wenn es irgendwann tatsächlich in einem Friedensabkommen wieder um die Frage geht, wer welches Land bekommt und welche Gebiete gegeneinander getauscht werden, haben die Israelis ein immer größeres Pfund in der Tasche.
    Vergebliche Friedenshoffnungen
    Es hat im Laufe der Zeit durchaus sehr vielversprechende Versuche gegeben, Frieden zu finden. Zum Beispiel haben sich Israel und Ägypten nach erbitterten Kriegen ausgesöhnt und führten seitdem relativ gute Beziehungen miteinander. Den damaligen ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat, ein sehr charismatischer und friedenswilliger Mann, kostete die Aussöhnung mit Israel allerdings das Leben. Er wurde 1981 von islamistischen Attentätern ermordet. Die gab es damals schon … Zu anderen Ländern wie Syrien oder dem Iran hat Israel hingegen überhaupt keine diplomatischen Kontakte, denn diese Länder erkennen den Staat Israel nicht an. Er existiert für sie sozusagen gar nicht.
    Auch den Palästinensern selbst hatte sich Israel eine Zeit lang angenähert. Es gab große Hoffnung auf einen echten Frieden. Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin und Palästinenserführer Yassir Arafat bekamen 1994 sogar gemeinsam den Friedensnobelpreis. Das waren zwei Männer, die ihr Leben lang Krieg gegeneinander geführt hatten, Rabin als Soldat, Arafat als Terrorist. Nun reichten sie sich die Hände. Ein hoffnungsvoller Moment. Doch dann wurde der israelische Ministerpräsident Rabin ermordet. Und zwar nicht etwa von einem Araber, sondern von einem fanatischen Israeli, der ihm Verrat an den Juden vorwarf. Ob Attentate oder Raketenbeschuss: Wann immer die Zeichen auf Frieden stehen, radikalisieren sich die Gegner eines Friedens und versuchen ihn zu sabotieren. Weshalb man in der Region sagt: Nichts ist gefährlicher als Friedensverhandlungen. Die Wahrscheinlichkeit für Anschläge ist genau dann besonders groß.
    Letztlich scheiterten bisher alle Friedenspläne daran, dass Palästinenser und Israelis sich nicht über den Weg trauen. Praktisch jeder von ihnen, Israeli wie Palästinenser, hat Angehörige oder Freunde in diesem Konflikt verloren. Die Verluste sind auf beiden Seiten schmerzlich. Gibt es also keine Lösung? Man kann ein bisschen mutlos werden, wenn man sich die letzten sechzig Jahre ansieht. Denn um die Frage »Wer war zuerst da?«, streiten sich Araber und Juden tatsächlich bis aufs Blut. Im Internet findet man zum Beispiel Foren, in denen jüdische und arabische Jugendliche ernsthaft über prähistorische, also zehntausende Jahre alte Knochenfunde und Tonscherben debattieren, um sich gegenseitig zu beweisen, dass in Wahrheit ihre Vorfahren als Allererste im Heiligen Land siedelten. Immerhin diskutieren sie noch miteinander. Gerade unter jungen Israelis und Palästinensern findet sich der weitverbreitete Wunsch, dass das alles irgendwann vorbei sein soll. Zumal man gar nicht so wenig gemeinsam hat, nach Jahrzehnten in einer gemeinsamen Region. Es gibt hoffnungsvolle Friedensprojekte, in denen junge Israelis und Palästinenser zusammengeführt werden, die dann zum Beispiel überrascht feststellen: Ihr esst ja das Gleiche wie wir! Auch die Israelis sind »Orientalen« geworden, man ist sich in vielen alltäglichen Lebensbereichen nicht unähnlich. Das alles ändert aber bislang leider nichts an den großen politischen Problemen.
    All das ist verfahren und kompliziert genug. Hinzu kommt aber, dass im Nahostkonflikt so viele andere Parteien und Staaten ihre Finger im Spiel haben. Als es noch den weltweiten Ost-West-Konflikt gab, standen sich dort stellvertretend auch USA und die Sowjetunion gegenüber: Die Amerikaner halfen Israel, die Sowjets unterstützten die Araber. Das hat den Konflikt jahrzehntelang noch mehr aufgeheizt, und beide Supermächte lieferten jede Menge Waffen in die

Weitere Kostenlose Bücher