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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marietta Slomka
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viele amerikanische Juden, darunter solche, die keine eigene Verfolgung erlebt hatten, wanderten nach Israel aus, weil sie an die »zionistische Idee« glaubten, an die Idee eines eigenen, sicheren Judenstaates. (»Zion« ist ein althebräischer Begriff, der auf eine antike Trutzburg zurückgeht und zum Symbol des »Wohnsitzes Jahwes« wurde, also dem Sitz Gottes.)
    Das Gebiet hieß damals noch nicht Israel, sondern Palästina. Dieses Palästina war ein britisches »Mandatsgebiet«, was noch auf den Ersten Weltkrieg zurückging. Schon in diesem Mandat hatten sich die Briten verpflichtet, jüdische Einwanderung zu ermöglichen. Die Briten überließen den Juden nun sozusagen das von ihnen bislang verwaltete Land. In Europa und Amerika stieß das prinzipiell auf große Zustimmung. Ganz anders sah es jedoch in der arabischen Welt aus. Denn Palästina, das biblische Land der Juden, war ja nicht leer, sondern wurde auch von vielen Arabern bewohnt: von den Palästinensern. Zuvor hatten Palästinenser und Juden dort noch weitgehend friedlich nebeneinander hergelebt. Doch als immer mehr Juden aus aller Welt einwanderten und schließlich ein eigener jüdischer Staat gegründet werden sollte, änderte sich das.
    Es gab zunehmend Unruhen zwischen dem arabischen und jüdischen Teil der Bevölkerung. 1947 beschäftigte sich die UNO mit dem Problem. Der damalige UN -Generalsekretär hatte das Gefühl, dass die Großmächte sich bei der Frage hätten einigen können. Niemand hatte wirklich ein Interesse an einem größeren Konflikt in der Region. Die UN -Generalversammlung sprach sich mehrheitlich für eine Teilung Palästinas aus, in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Doch dazu kam es nicht. Die jüdische Seite war dafür durchaus zu haben, aber die arabischen Staaten lehnten den Plan entschieden ab. Auch die USA und Großbritannien konnten sich dafür nicht erwärmen. Der UN -Sicherheitsrat blieb untätig, anstatt den Beschluss der Generalversammlung durchzusetzen.
    Rückblickend kann man wohl sagen, dass damals von allen Beteiligten eine große Chance verpasst wurde. Das »Zwei-Staaten-Modell«, von dem heute noch ständig geredet wird, hätte 1947 vielleicht durchgesetzt werden können. Stattdessen wurde 1948 der Staat Israel gegründet, und schon bald darauf kam es zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den arabischen Nachbarstaaten – und zu den Vertreibungen von Palästinensern. So ist es bis heute: ein Kampf um Land, ein massives Flüchtlingsproblem, viel religiöser Hass und die prekäre Lage eines kleinen Staates, der von großen Feinden umzingelt ist.
    Prekär ist auch die Lage der Palästinenser. Sie sind im Grunde bis heute ein Volk auf der Flucht. Millionen Palästinenser leben in Lagern in den arabischen Nachbarländern Libanon, Jordanien und Syrien, wo sie übrigens auch nicht wirklich willkommen sind. Die Frage, was mit all diesen Menschen auf Dauer geschehen soll, ist mindestens so schwierig zu beantworten wie die Frage, wer welche Landgebiete bekommt und was aus der gemeinsamen heiligen Stadt Jerusalem wird. Immer wieder geht es bei Friedensverhandlungen um diese Streitpunkte.
    Inzwischen gibt es zwar ein »palästinensisches Autonomiegebiet« (eben Gaza und Westjordanland), aber immer noch keinen richtigen Palästinenserstaat. Woran die Palästinenser eine große Mitschuld tragen. Ihre bisherigen Versuche, einen eigenen Staat zu führen, waren nicht erfolgreich, sondern eher chaotisch. Die Führungsgruppe um den früheren Palästinenserpräsident Arafat war hochkorrupt. Dass zum Beispiel europäische Hilfsgelder für den Staatsaufbau lieber für Waffenkäufe missbraucht wurden, kam bei den Geldgebern nicht gut an. Außerdem sind die Palästinenser untereinander extrem zerstritten. Auf der einen Seite stehen die Anhänger der gemäßigten Palästinenserpartei »Fatah«, die im Westjordanland regiert. Sie hasst Israel zwar auch, ist aber bereit zu einer friedlichen Lösung. Ihr derzeitiger Führer Mahmud Abbas ist ein moderater Mann, den auch die Israelis schätzen. Er hat nur leider keine starke Position in seinem eigenen Volk. Auf der anderen Seite stehen die radikalen islamistischen Palästinenser, die Israel schlichtweg auslöschen wollen. Das sind die Anhänger der terroristischen »Hamas«, die im Gaza-Streifen regiert und von dort regelmäßig Raketen auf Israel abfeuert. Aber auch untereinander kommt es immer wieder zu blutigen Fehden zwischen Hamas und

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