Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
eine friedliche Kreatur. Sie fletschte die Zähne und knurrte den fetten Bullen an.
Der Bulle trug schwere Stiefel, und nun zog er sein stämmiges Bein zurück und trat dem Hund voll in die Rippen. Benny Mongrel hörte, wie die Luft explosionsartig aus ihren Lungen wich, als sie durch die Luft flog, wie ihre Zähne aufeinanderschlugen, als sie auf dem Boden landete. Keuchend blieb Bessie liegen. Der Bulle hatte seine Pistole in der Hand und zielte jetzt genau auf Bessie. Bessie hob den Kopf und zeigte ihm die Zähne.
Benny Mongrel schnappte schnell ihre Kette, zog sie zu sich. »Bitte, Boss, nicht, nein. Bitte.«
Der Bulle schnaufte schwer, hielt die Kanone aber weiter auf Bessie. Er schaute zu Benny Mongrel auf. »Und jetzt sagst du mir die scheiß Wahrheit. Hast du die Typen gesehen, die mit dem Auto da gekommen sind?«
»Nein, Boss. Ich hab geschlafen.«
Der Bulle starrte Benny Mongrel an, dann senkte er die Waffe und steckte sie wieder ein. »Scheiß nutzloses Stück Scheiße.«
Er warf ihm einen letzten verächtlichen Blick zu und drehte sich dann zur Straße.
Benny Mongrel kniete sich neben Bessie. Sie schnappte nach Luft, versuchte hochzukommen, wobei ihre Pfoten auf dem Zement scharrten, ihre ruinierten Hüften unter ihrem Gewicht immer wieder nachgaben.
Er streichelte sie und flüsterte. »Ruhig, Bessie. Ganz ruhig, altes Mädchen. Ganz ruhig.«
Burn holte ein Bier aus dem Kühlschrank. Mrs. Dollie, die Hausangestellte, plauderte in der Küche mit Matt. Mrs. Dollie war mittleren Alters und gehörte zum Inventar. Zuerst hatte Burn sie loswerden wollen, aber die Frau hatte Susan leid getan, daher entschieden sie, sie zu behalten.
Sie war klein und dünn, hatte olivfarbene Haut und graues Haar, das in großen Locken unter dem Kopftuch herausragte, das sie als Muslimin trug. Sie wirkte zart, war es aber nicht. Burn hatte gesehen, wie sie beim Staubsaugen mühelos schwere Möbel verrückt hatte. Sie sprach gehetztes Englisch mit dem hiesigen Akzent, und Jack und Susan mussten sie ständig bitten, sich zu wiederholen. Dann redete sie übertrieben langsam mit den Ausländern.
Matt liebte sie und schien überhaupt keine Schwierigkeiten zu haben, sie zu verstehen. Er schaute zu, wie sie die Blätter der Topfpflanzen in der Küche abstaubte.
»Jetzt pass mal gut auf, Matty, wenn ihr im Haus seid und ich bin mal nicht da, dann musst du dich immer gut um die Pflanzen kümmern, okay?«
Matt nickte ernst. »Ich werd sie gießen.«
»Ja. Gut. Egal, was die über sparsamen Wasserverbrauch sagen. Eine Pflanze muss ihr Wasser haben.«
Mrs. Dollie schnappte sich einen Eimer und einen Mopp und ging ins geflieste Esszimmer, Matt im Schlepptau. Burn schaute zu, wie sie sich energisch an die Reinigung der Fliesen machte, wie sich ihre Arme rhythmisch bewegten, als sie die Stelle wischte, wo die Leichen gelegen hatten. Kurz überkam ihn Panik. Hatte er das Blut auch richtig weggewischt? Klebte vielleicht noch etwas in den Fugen zwischen den Fliesen? Doch Mrs. Dollie bemerkte nichts. Während sie putzte, hörte sie keine Sekunde auf, mit dem Jungen zu reden, und er hörte Matt lachen.
Burn ging hinaus auf die Terrasse und trank einen Schluck Bier. Sein Sohn schien okay zu sein, aber wie war das möglich? Seine Welt war auf den Kopf gestellt worden, er war um den halben Planeten gezerrt worden und war gestern Abend Augenzeuge von etwas geworden, das er im Fernsehen nicht hätte sehen dürfen.
Burn stand da, trank sein Bier und beobachtete, wie die Sonne sich zum Ozean senkte. Unglaublich, dass es noch keine vierundzwanzig Stunden her war, seit diese Männer gekommen waren.
Die Türklingel ertönte, Burn erschrak. Er zögerte, wollte es instinktiv ignorieren. Dann wieder. Wer immer dort unten war, hielt den Klingelknopf gedrückt.
Burn ging zu der Gegensprechanlage mit Bildschirm. Ein großer Mann, der sich in den Hauseingang zwängte. Burn nahm den Hörer ab.
»Ja, was kann ich für Sie tun?«
Der Mann hielt einen Ausweis vor die Kamera. »Polizei, könnte ich bitte kurz mit Ihnen sprechen?« Er hatte einen kehligen Akzent, der über die Sprechanlage kaum zu verstehen war.
Burn zögerte. »Okay. Ich bin sofort unten.«
Er spürte eine leichte Übelkeit aufkommen.
Er ging zu Mrs. Dollie und Matt hinüber, zerzauste die Haare seines Sohnes. »Ich muss draußen mit jemandem sprechen. Du bleibst hier bei Mrs. Dollie, okay?« Matt nickte.
Burn schloss die Haustür ab, damit Matt ihm nicht folgen konnte, und ging
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