Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
verlor.
Burn saß zuhause und verfolgte den Kampf auf dem Sportkanal. In den ersten zehn der insgesamt zwölf angesetzten Runden verlief alles ganz nach Plan. Coombs spielte mit seinem Gegner, und auch wenn er ihn nicht k. o. schlagen konnte, sah der am Ende der zehnten Runde völlig kaputt aus. Burn fühlte sich langsam richtig gut, war fest davon überzeugt, dass die Pechsträhne der letzten Zeit damit vorüber war.
Und dann wurde Coombs in der elften Runde überheblich, fing an herumzualbern und musste einen Schlag einstecken, der niemals hätte landen dürfen. Ein irrer rechter Haken, der ihn am Kinn erwischte und ihn auf die Matte schickte. Er kam nicht mehr hoch, bevor der Ringrichter die Arme über seinem auf dem Bauch liegenden Körper hin- und herbewegte.
Der Kampf war vorbei.
Benommen schaute Burn zu, wie Coombs zu seinem Hocker geholfen wurde. Er wusste, wenn er jetzt versuchte aufzustehen, würde er sich ganz genauso fühlen.
Das Handy klingelte. Es war Vargas, der wissen wollte, wann er nach Gardena kam, um den Schaden gutzumachen. Burn brummte eine Zusage in den Hörer und legte auf.
Nach diesem Verlust und mit den unbezahlten Wettschulden, die außerdem noch offenstanden, schuldete Burn Pepe Vargas fast hunderttausend Dollar. Einen Betrag, den er unmöglich beschaffen konnte.
Der Buchmacher rief am folgenden Tag wieder an, und da war seine umgänglich-angenehme Art verschwunden. Er sagte Burn, er wolle ihn am selben Nachmittag auf dem Parkplatz des Casinos sehen.
Vargas’ Eldorado hielt neben Burn. Auf dem Beifahrersitz ein Mann, den Burn noch nie zuvor gesehen hatte. Burn stieg hinten ein, und Pepe fuhr los. Er hielt in der Nähe eines Diners, und mit einem kurzen, beinahe entschuldigenden Blick in den Innenspiegel stieg er aus.
Der Mann auf dem Beifahrersitz drehte sich zu Burn um. Er wirkte ruhig und distanziert und strahlte etwas Bedrohliches aus. »Du kannst mich Nolan nennen.«
»Warum sollte ich Sie überhaupt irgendwie nennen wollen?« Burn griff nach der Tür.
»Nicht aussteigen, Jack.« Die Art und Weise, wie der Mann seinen Namen benutzte, störte Burn.
»Warum nicht?«
»Weil du nicht möchtest, dass ich zu dir nach Hause komme. Glaub mir.«
Burn starrte Nolan an. »Was wollen Sie?«
»Ich werde dir einen Gefallen tun. Die hundert Riesen, die du Pepe schuldest, werden gestrichen.«
»Wie das denn?«
»Du wirst einen Job für mich erledigen.«
»Das glaube ich nicht.« Burn öffnete die Wagentür.
»Wenn du jetzt dieses Auto verlässt, solltest du dir bitte darüber im Klaren sein, dass ich deine Frau und deinen Sohn umbringe.«
Burn starrte ihn an, war bereits halb ausgestiegen. »Was haben Sie da gerade gesagt?«
»Du hast mich genau verstanden. Jetzt mach die Tür wieder zu und hör mir sehr aufmerksam zu.«
Burn hatte die Tür geschlossen. Und damit hatte es angefangen. Aufgehört hatte es mit einem Cop, der in Milwaukee tot im Schnee lag, und mit Burn und seiner Familie auf der Flucht.
Burn hatte sie nach Kapstadt gebracht und das Haus am Hang des Signal Hill gefunden. Sie hatten mehr Geld, als sie je benötigen würden. Sie brauchten lediglich ein neues Leben. Sie waren gerade dabei, sich eines zu erfinden, jeden Tag, als die braunen Männer mit den Kanonen zur Terrassentür hereinspazierten und alles zunichtemachten.
Und jetzt wollte Susan ihn verlassen.
Während er vor dem Haus abbremste, öffnete Burn per Fernbedienung die Garage. Er fuhr den Jeep langsam hinein, als er einen Polizeiwagen direkt hinter dem roten BMW bemerkte. Ein uniformierter Beamter ging um das Fahrzeug und sprach in sein Funkgerät.
Das Garagentor senkte sich wie ein langsames Fallbeil.
Es war immer noch hell, als Rudi Barnard hinter dem roten BMW hielt. Weit und breit nichts von dem Bullen zu sehen, der den Wagen gefunden hatte. Ließ sich wahrscheinlich gerade in irgendeinem Puff in Sea Point volllaufen. Sollte Barnard nur recht sein.
Er blieb einen Moment im Wagen sitzen und betrachtete die Szene. Dies war nicht sein Revier, dieser reiche Vorort, der sich an die Seite des Signal Hill schmiegte, mit einem weiten Blick auf Kapstadt und die Waterfront. Und todsicher war es auch nicht Ricardo Fortunes Revier. Nein, irgendwas stimmte hier nicht.
An diesem Morgen war Barnard mit einem unguten Gefühl aufgewacht. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihm Ärger ins Haus stand. Auf gebeugten Knien hatte Barnard also seinen Herrgott um Beruhigung gebeten. Um Schutz. Um ein
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