Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Hitze war immer noch ungeheuer. Er saß eine Weile da, kaute wie ein Nilpferd am Ufer eines Flusses, spülte das Essen mit dem pissgelben Double O runter.
Barnard hatte sich mit den Cops im Polizeirevier von Sea Point kurzgeschlossen. In den letzten vierundzwanzig Stunden waren keine Gewaltverbrechen, Wohnungseinbrüche oder Morde gemeldet worden. Und über diesen John Hill wussten sie auch nichts.
Barnard dachte über den Amerikaner nach. Irgendetwas beunruhigte ihn an diesem Mann, etwas, worauf er noch nicht den Finger legen konnte, etwas, das ihm noch weniger Ruhe ließ als der Ausschlag auf seinen Schenkeln.
Hill verbarg etwas. Dessen war sich Barnard absolut sicher.
Benny Mongrel durchwühlte die schwarze Mülltonne und fand ein Plastikbehältnis mit Kartoffelsalat. Als Nächstes entdeckte er einen nur halb gegessenen Riegel belgischer Schokolade. Der tollste Fund jedoch war ein T-Bone-Steak, gebraten, aber nicht angerührt.
Morgen war Müllabfuhrtag in der Straße auf dem Berg, und vor jedem Haus stand eine Tonne bereit für den bei Tagesanbruch kommenden Lastwagen. Benny Mongrel war immer wieder verblüfft, was diese reichen Menschen fortwarfen. Noch verpackte Lebensmittel, brandneue Kleidung, Elektrogeräte. Letzten Monat hatte er einen tragbaren Fernseher gefunden, der hervorragend funktionierte, und den hatte er seinem Vermieter als Miete gegeben.
Es war kein Wunder, dass Scharen von Obdachlosen aus den Hauseingängen, Gossen und dem freien Veld umherstreunten, um die Abfalleimer der Privilegierten zu sieben. Prügel von der Polizei und Leuten von privaten Sicherheitsdiensten waren ein kleiner Preis, der für diese Ausbeute zu zahlen war.
Benny Mongrel verstaute seine Beute in einem Plastikbeutel und kehrte zur Baustelle zurück. Er stieg die Treppe hinauf zu der Stelle, wo Bessie mit ihrer grauen Schnauze zwischen den Pfoten lag und stumm in die Nacht hinausstarrte. Der Stiefel des fetten Bullen hatte Bessie weh getan. Als Benny Mongrel ihre Rippen abgetastet hatte, da hatte der alte Hund gestöhnt und seine Hand geleckt. Bessie war zäh. Wie er. Und wie er trug auch sie die sichtbaren Zeichen von Missbrauch und schlechter Behandlung. Quer über ihre Nase zog sich eine Narbe. Wenn er sie streichelte, spürte er die Unebenheiten und Vernarbungen alter Wunden. Der Tritt durch den Stiefel des Bullen war nur eine weitere schlechte Behandlung; etwas anderes hatte sie von der Welt auch nicht zu erwarten. Ihre Rippen würden heilen. So viel wusste Benny Mongrel. Dennoch schmerzte es ihn, dass sie bei dem Versuch verletzt worden war, ihn zu beschützen.
Wenn er den geschundenen alten Hund betrachtete, sah Benny Mongrel sich selbst.
Er faltete ein Stück Anstreicherplane wie ein Tischtuch vor Bessie auseinander. Mit großer Sorgfalt traf er vor ihr alle Vorbereitungen für das Festmahl. Sie schnupperte am Kartoffelsalat, ließ sich aber nicht locken. Die belgische Schokolade leckte sie lustlos ab, verschmähte sie dann. Benny Mongrel stellte das T-Bone-Steak vor sie. Sie heuchelte für einen Moment Desinteresse, aber der Duft war einfach zu viel, um ihn tatsächlich ignorieren zu können.
Sie klemmte den Knochen zwischen ihre Vorderpfoten und begann, sich über das Fleisch herzumachen. Ihre Kiefer bewegten sich beim Kauen. Er hockte sich neben sie und drehte sich eine Zigarette. Schließlich war sie fertig, hob den Kopf und schaute ihm direkt in die Augen.
Benny Mongrel hätte schwören können, dass sie ihn anlächelte.
Burn hatte einen unruhigen Schlaf und wachte immer wieder auf. In seinen Träumen wimmelte es von Toten, und der fette Bulle hatte einen Gastauftritt. Matt machte wieder ins Bett, und in den frühen Morgenstunden trug Burn den schlafenden Jungen ins Bad, wo er ihn sauber machte und ihm einen frischen Disney-Schlafanzug anzog.
Er nahm Matt mit zu sich ins Bett und lauschte auf die Geräusche, die sein Sohn im Schlaf machte, bis bei Tagesanbruch das graue Licht ins Zimmer drang.
Um halb sechs saß Burn auf der Terrasse und betrachtete den Sonnenaufgang. Dachte. Dachte daran, wie besessen er gewesen war von Zufall, Glück, dem Rollen des Würfels, dem Drehen des Rades. Wie er sich eingeredet hatte, dass er mit diesem besonderen Quentchen Glück auf die Welt gekommen war, diesem bisschen mehr, das immer alles zu seinen Gunsten entscheiden würde. Dass er ein Gewinnertyp war.
Bis zu diesem Tag im Cadillac des Buchmachers.
Was Nolan ihm angeboten hatte, war simpel: Er stellte gerade eine
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