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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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starrte zu den Flammen hinauf, die vom Wind angefacht wurden und sich in einem Zickzack über den Lion’s Head zogen.
    Dann erstarb der Wind. Urplötzlich. Wie ein Fernseher, der ausgeschaltet wurde. Er konnte das entfernte Rauschen des Verkehrs unten in Sea Point hören, die Alarmanlage eines Autos, die irgendwo da unten losheulte, und dann das ferne Schlagen der Hubschrauberrotoren, die den Berg umkreisten wie Libellen.
    Und er hörte das Klicken und Summen der Tür im Nachbarhaus. Was ihn veranlasste, sich sofort wieder in den Schatten zurückzuziehen. Scheiße. Den fetten Bullen hatte er völlig vergessen. Da war der Mistkerl ja, steckte seinen massigen Kopf heraus, schaute die Straße hinauf und hinunter, bevor er herauskam und die Tür hinter sich zuschlug. Er hatte etwas unter seinem Arm.
    Der Bulle ging die Straße hinauf, seine Beine scheuerten gegeneinander und sein Arsch wackelte wie der einer Bauchtänzerin. Das Ding unter seinem Arm zappelte. Benny Mongrel schaute zu, wie der Bulle stehen blieb und seinen Griff änderte, genau unter einer Straßenlaterne. In diesem Augenblick erkannte Benny Mongrel, was der fette Bulle da trug. Einen Jungen mit blonden Haaren.
    Das Kind des Amerikaners.
    Verpisster kleiner Wichser. Er war zwar klein, kämpfte aber wie eine Katze im Sack. Barnard umklammerte ihn mit beiden Armen, drückte das Gesicht des Jungen fest an seine Brust, schnürte ihm die Luft ab. Was den Jungen zumindest etwas zu bändigen schien. Zusätzlich ließ ihm Barnard brutal eine Hand in die Seite krachen. Er spürte sein Zucken, wie sich seine Knie in sein Fett gruben, dann bewegte sich nichts mehr.
    Barnard erreichte den Ford, er hielt den Jungen inzwischen wieder mit nur einem Arm und kramte in seiner Tasche nach dem Autoschlüssel. Während er noch mühsam versuchte, die Schlüssel an den Fettrollen vorbeizubekommen, die an seiner Hüfte über der Hose hingen, trat der Kleine mit nackten Füßen gegen Barnards Wanst und riss sich aus dem Griff des Bullen los. Der kleine Scheißer fiel auf den Asphalt und schlug hart mit dem Kopf auf. Barnard sah das Blut dunkel vor dem Hintergrund der blonden Haare.
    Keuchend öffnete Barnard den Kofferraum. Dann beugte er sich vor, die Beine weit gespreizt wie ein Sumoringer, der die Anfangsposition einnimmt, schnappte sich den Jungen und warf ihn in den Kofferraum. Er hörte ihn nach Luft schnappen und sah die Tränen und den Rotz auf seinem Gesicht.
    Scheiß auf ihn!
    Barnard knallte den Kofferraum zu und lehnte sich auf die Klappe, versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Schweißperlen liefen ihm von der Stirn in die Augen. Das Hemd klebte ihm am Rücken, und die Schenkel juckten und brannten, als hätten tausend Moskitos ihn erwischt.
    Als er wieder gleichmäßiger und ruhiger atmete, richtete er sich auf und nahm die Baustelle in Augenschein. War da irgendwo dieser Mischlingsdreckskerl mit seinem Köter und verfolgte alles? Barnard musste aufpassen, er konnte es nicht riskieren, dass man ihn mit dieser Entführung in Verbindung brachte.
    Er war sich sicher, dass der Amerikaner seine Klappe halten würde. Sollten allerdings die Bullen Wind davon bekommen, dass ein ausländisches Kind entführt worden war, dann wäre die Hölle los. Sehr schlecht für die Tourismusbranche. Das hier waren nicht die Flats, wo das Leben eines Kindes nichts galt. Es würde eine großangelegte Fahndung anlaufen, mit Berichten im Fernsehen und in den Zeitungen. Belohnungen würden ausgesetzt. Und alles zusammen würde Barnards Pläne ernsthaft durchkreuzen.
    Er stieg in den Wagen, ließ aber den Motor nicht an, sondern das Auto einfach im Freilauf rollen, bis es auf einer Höhe mit dem Zugang zur Baustelle war, und zog dann die Handbremse. Er wischte sich die schwitzigen Hände an der Jeans ab, zog sein durchnässtes Hemd zur Seite und die . 38 er aus dem Holster.
    Dann stieg er aus dem Wagen.
    Das Messer lag in Bennys Hand. Mongrel wartete am Kopfende der Treppe hinter der halb fertigen Wand und lauschte. Er hörte das Knirschen schwerer Schritte, als der fette Bulle über den Sand und Kies der Baustelle ging.
    Benny Mongrel hatte sich an einen Ort zurückgezogen, an dem er schon oft gewesen war, seit er als kleiner Junge diesen American-Gangster umgebracht hatte. Es war ein Ort völliger Konzentration, alle Sinne waren geschärft, jeder Muskel und jede Sehne warteten auf den Befehl, die Klinge tief ins Fleisch zu versenken.
    Der Bulle hatte die Baustelle betreten. Er machte nicht

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