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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Mongrel lag auf der Matratze in seiner Hütte, das Hemd ausgezogen, den rechten Arm noch in der Schlinge. Der Verband an seiner Schulter war blutbefleckt. Er starrte an das Blechdach und zeichnete mit dem Zeigefinger seiner linken Hand die unbeholfene Gravur auf seiner Brust nach: Ich grabe mein Grab, ich schreie nach Blut.
    Das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, ehrlich und sauber zu bleiben, war vergessen. Er würde diesen fetten Bullen umbringen. Und Schluss. Es war ihm gleichgültig, was sie anschließend mit ihm machten. Sie konnten ihn zurück nach Pollsmoor schicken und ihn dort verrotten lassen.
    Es war ihm scheißegal.
    Er hatte in der Nacht zuvor zwei Dinge verloren: seinen Hund und sein Messer. Er bedauerte, dass er das Messer hatte zurücklassen müssen, es war ein gutes Messer gewesen. Aber er besaß ein zweites, fast genauso gutes. Bessie war nichts, was er jemals würde ersetzen können. Als sie starb, starb auch die leise Stimme der Hoffnung und des Glaubens, die unerwartet aus seinem Herzen gesprochen hatte. Jetzt war sein Herz kalt. Jetzt war er wieder ein Mongrel.
    Er richtete sich auf und nahm den Arm aus der Schlinge. Er zuckte leicht zusammen, als er seine Schulter bewegte, aber nur leicht. Schmerz war von Geburt an ein fester Bestandteil von Benny Mongrels Leben gewesen. Er wusste, wie er ihn ausblenden konnte. Er bewegte den Arm noch ein wenig, dann zog er sich die Schlinge über den Kopf und warf sie auf den Boden.
    Den Verband würde er dranlassen, solange er nicht störte.
    Er griff unter die Matratze und fand das andere Messer und das Schleifpapier. Er klappte das Messer auf und begann sein Ritual des Klingenschleifens. Mit jedem Streichen des Sandpapiers stellte er sich vor, wie die Innereien des fetten Bullen aus ihm herausquollen.
    Barnard. Der Name war mit dem Wind zu Benny Mongrel herübergeweht worden, als er an der Tür des Amerikaners geklingelt hatte.
    Benny Mongrel hatte keine Ahnung, wo er ihn finden könnte. Aber er kannte Männer, die das wussten, Männer, denen er seit seiner Haftentlassung bewusst aus dem Weg gegangen war. Männer, die die gleichen Tattoos trugen wie er, die sich in Kneipen und beengten Häusern in Lotus River herumtrieben. Sie würden ihm sagen, was er wissen musste.
    Dann würde er in die Mountain Road zurückkehren, zum Haus dieses amerikanischen Kerls. Würde ihm erzählen, was er gesehen hatte in jener Nacht, als der fette Bulle das Kind in den Kofferraum des Wagens geworfen hatte. Ihm sagen, dass er helfen würde, den fetten Mann aufzuspüren und den Jungen zu finden. Das Kind interessierte ihn überhaupt nicht. Es war ihm egal, ob es lebte oder starb. Es war bloß ein Mittel zum Zweck. Nicht mehr.
    Der Amerikaner würde ihn zu dem fetten Bullen führen. Und falls der Amerikaner nicht mehr nützlich sein sollte, würde Benny Mongrel auch ihn umbringen.
    Er wusste, wie man Amerikaner tötete.
    Burn beäugte die Flasche Scotch. Es war gerade Mittag, aber er könnte sich doch bestimmt einen Drink erlauben, nur einen, um die Nerven zu beruhigen. Dann nahm er die Flasche von der Arbeitsfläche in der Küche, legte sie in eine Schublade und schloss sie weg.
    Er war sich nicht sicher, ob es bei einem Drink bleiben würde.
    Er ging hinaus und ließ sich vor den Fernseher fallen, ein Kricket-Match. Das Spiel ergab für ihn überhaupt keinen Sinn. Es schien sich über Tage hinzuziehen. Ganz in Weiß gekleidete Spieler warfen schier endlos Bälle, die ihnen von behelmten Schlagmännern zurückgeworfen wurden.
    Er hasste diese Passivität. Dieses hilflose Herumsitzen und Abwarten, den Spielball in den Händen des Kidnappers zu wissen, das machte ihn regelrecht wahnsinnig. Seine gesamte Ausbildung, all die Jahre bei den Marines drängten ihn zur Tat. Schnapp dir die Kanone. Geh raus. Finde deinen Sohn.
    Immer und immer wieder spielte er die Stimme des Mannes in seinem Kopf ab. Hart und kehlig. Er versuchte, sich die Stimme des fetten Cops in Erinnerung zu rufen, von diesem Barnard. War er es? Das ergab durchaus Sinn, aber sicher war sich Burn keineswegs.
    Die Türklingel rief ihn zum Bildschirm der Gegensprechanlage. Zwei uniformierte Cops standen am Tor, ein Mann und eine Frau.
    Auf ein Neues.
    Burn nahm den Hörer der Gegensprechanlage ab, und Sekunden später standen die beiden Bullen in seinem Wohnzimmer. Der Mann war weiß, die Frau braun. Beide trugen blaue Uniformen, schwarze Stiefel und kugelsichere Westen. Musste höllisch sein bei diesem

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