Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Wetter. Sie stellten sich vor, einheimische Namen, die durch Burns Gedächtnis fielen wie Wasser durch ein Sieb.
Am Morgen war die Leiche einer Frau gefunden worden, und zwar auf der Treppe oberhalb der High Level. Die Tochter des Opfers hatte die Leiche als ihre Mutter identifiziert, eine gewisse Mrs. Adielah Dollie. Die Tochter sagte aus, ihre Mutter hätte dieses Haus am Abend zuvor verlassen, wäre zu Fuß zu den Taxis gegangen.
Adielah. Burn hatte sie immer nur unter dem Namen Mrs. Dollie gekannt.
Burn spielte Bestürzung, musste sich sogar setzen. Es war nicht sehr schwer, so wie er sich fühlte. »Mein Gott, das ist ja schrecklich. Was ist ihr zugestoßen?«
Die meiste Zeit redete der Mann. »Ihr, äh, Genick war gebrochen. Entweder hat das jemand getan, hat sie geschlagen, oder sie ist gestürzt, als sie versuchte zu entkommen. Wir gehen momentan von einem Raubüberfall aus. Diese Treppe ist gefährlich. Es hat schon sehr viele Zwischenfälle gegeben.«
Burn nickte. »Ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen. Ich hätte darauf bestehen sollen, sie nach Hause zu fahren.«
»Mr. Hill, könnten wir bitte Ihren Ausweis sehen?«
Burn ging ins Schlafzimmer und kehrte mit seinem auf John Hill ausgestellten Pass zurück. Der Cop warf einen Blick darauf, dann notierte er sich die Nummer, bevor er ihn Burn zurückgab.
»Gibt’s ein Problem?«, fragte er, als er den Pass einsteckte.
»Nein, reine Routine. Wir werden Ihre Aussage tippen. Vielleicht könnten Sie in den nächsten Tagen runter zum Polizeirevier in Sea Point fahren und sie dort unterschreiben?«
Burn nickte. »Natürlich.«
Dann waren sie fort. Es hatte funktioniert. Die Polizei würde nur sehr wenig Zeit darauf verwenden, Mrs. Dollies Mörder zu finden.
Llewellyn Hector streichelte die Brieftaube, die in seiner hohlen Hand saß. Behutsam setzte Hector den Vogel auf eine Stange in einem Drahtkäfig. Es war Nacht, und die an einem Kabel baumelnde Glühbirne warf Schatten über den engen Hinterhof des Hauses in Lotus River. Hector schob den Riegel des Käfigs vor und drehte sich um. Und dann sah er Benny Mongrel. Hector war selbst ein zu harter Typ, um Emotionen zu zeigen, aber an dem winzigen Zögern, bevor er sprach, erkannte Benny Mongrel, dass der Gangster überrascht war.
»Hey, Bruder. Wo kommst du denn her?« Er ging auf Benny Mongrel zu. Hector war ein gedrungener Mann, fast genauso breit wie hoch. Sein großer Kopf balancierte direkt auf seinen abfallenden Schultern, wie ein Felsblock auf einem Berg, und seine muskulösen Arme, übersät mit Tattoos, waren unnatürlich kurz. Er streckte die Hand aus zum Handshake.
Benny Mongrel ergriff sie. »Ach, von hier und da.«
»Aber du bist nicht vorbeigekommen, uns besuchen.«
Benny Mongrel schüttelte den Kopf.
»Komm rein, Bruder.«
Benny Mongrel folgte Hector in die Kneipe, dem Hauptquartier der Mongrels. Hector war ein paar Jahre älter als Benny Mongrel. Sie kannten sich, seit sie Teenager waren, hatten zusammen viele Männer getötet und hatten über Jahrzehnte eine Gefängniszelle miteinander geteilt. Hector war bereits einige Jahre länger wieder draußen als Benny Mongrel, und er war ein General, mittlere Hierarchieebene der Organisation. In Zeiten von Bandenkriegen mobilisierte er Mitglieder und kümmerte sich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten der Gang. Fungierte als Hehler und verkaufte Drogen.
Die Kneipe war ganz klar kein Ort, in den man einfach so hineinspazierte, sofern man nicht ein Mongrel war oder unter ihrem Schutz stand. Sie befand sich im vorderen Teil eines kleinen Hauses, war vollgestellt mit Tischen und Spielautomaten. Der Raum wimmelte von jungen Leuten, manche noch Teenager, das Kanonenfutter der Gang.
Hector führte Benny Mongrel zu einem Tisch, an dem ein Mann von Ende dreißig saß. Rufus Jordan. Er war Vollstrecker und Bodyguard der mittleren Ebene. Hector zog sich einen Stuhl heran und bedeutete Benny Mongrel, sich zu setzen. »Sieh mal, was uns der Wind reingeweht hat.«
Benny Mongrel saß kaum, da wurde auch schon von einem jungen Mädchen in einer knallengen Jeans eine Flasche Whiskey mit drei Gläsern gebracht. Hector schenkte ein und hob dann sein Glas. Benny Mongrel tat es ihm gleich. Rufus Jordan nicht.
Hector brachte den Trinkspruch aus. »Keine Ausreden, keine Erklärungen, keine Entschuldigungen, niemandem gegenüber, niemals.«
Rufus brummte zustimmend. Benny Mongrel sagte nichts. Rufus schob den Whiskey beiseite und griff nach einer
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