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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Frau schmiss den abgeschlagenen Flaschenhals nach ihm. »Jetzt sieh dir nur an, wozu du mich wieder gebracht hast, du beschissener Wichser!«
    Sie zog ab, den Rest der Flasche in der Hand. Sie hatte diesen unkoordinierten, krebsartigen Seitwärtsgang, den man bekam, wenn man jahrelang seine Gehirnzellen in billigem Alk frittierte. Der Mann war inzwischen auf allen vieren und schüttelte den Kopf. Leuchtend rote Blutstropfen fielen auf den Beton.
    Barnard wandte sich ab und schob seine Wampe direkt vor den Ventilator. Der Wind bewegte den Pelz aus rötlichem Flaum, der seinen Bauch bedeckte wie einen abgewetzten Teppich, aber eine echte Abkühlung war das nicht.
    Tja, Beziehungen. Ehe. Was auch immer. Funktionierte verdammt noch mal nie. Nicht, wenn man ein obdachloser Mischling oder was zum Teufel sonst war.
    Seine hatte ein Jahr gehalten.
    Er hatte seine Frau bei der Army of God Church kennengelernt, einer heruntergekommenen Pfingstkirchengemeinde in Goodwood unter der Leitung von Pastor Lombard. Als der Pastor wegen Pädophilie ins Gefängnis wanderte, brach die Gemeinde auseinander, und Rudi Barnard hatte allein mit Gott Zwiesprache gehalten, in seinem eigenen Heim.
    Also, nicht ganz allein. Er hatte Sanmarie Botha in der Kirche kennengelernt. Erstaunlicherweise sah Sanmarie, obwohl nicht mit einem überwältigenden Intellekt gesegnet, auf eine blonde, dralle Art ausgesprochen gut aus. Noch erstaunlicher war, dass sie meinte, sich in Rudi Barnard verlieben zu müssen. Barnard stellte nicht in Frage, warum eine vollbusige Blondine sich ausgerechnet in einen alternden, stinkenden, fettleibigen Sack wie ihn verliebte. Er vermutete, dass er sie an ihren Vater erinnerte. Sie kochte das cholesterinhaltige Essen, das er so liebte, sie wusch seine Kleider, und ihre sexuellen Wünsche lagen auch nicht außerhalb seiner eher begrenzten Fähigkeiten.
    Sie verlobten sich, sie heirateten. Tagsüber terrorisierte und mordete Barnard, abends kehrte er dann nach Hause zurück zu einer warmen Mahlzeit, ein paar Stunden vor dem Fernseher mit seiner Frau und dem zweifelhaften Vergnügen des ehelichen Bettes. Glück wäre ein zu großes Wort, um diesen Abschnitt seines Lebens zu umschreiben, aber er erlebte durchaus eine gewisse Art von Zufriedenheit und Erfüllung.
    Dann schloss sich Sanmarie der Gemeinde der Living Joy of God in Monte Vista an. Eine neue Kirche mit einem jungen Pastor, strahlendes Lächeln und immer frisch geföhntes Haar. Sie versuchte Barnard zu überzeugen, mit ihr zum Gottesdienst zu gehen, doch die gemischtrassige Gemeinde und die verwässerte Variante des Christentums, die Pastor Marius zu bieten hatte, ließen Barnard kalt.
    Während Sanmarie immer mehr Zeit in der Kirche verbrachte, verbrachte er immer mehr Zeit damit, im Golden Spoon Gatsbys zu verdrücken. Sanmaries sexuelle Wünsche waren völlig verkümmert. Als sie ihn wegen Pastor Marius verließ, hatte Barnard kurz darüber sinniert, welche Form des biblischen Zorns er über die beiden ausschütten könnte, hatte dann aber beschlossen, dass es ihm im Grunde völlig gleichgültig war.
    Ein einsamer Mann war der perfekte Soldat im Krieg Gottes.
    Er kehrte ans Bett zurück, holte das Telefon der toten Frau aus der Hüfttasche und schaltete es ein. Er ging ihre Kontakteliste durch, drückte dann eine Nummer.
    Der Amerikaner meldete sich sofort. Eifrig, besorgt. »Ja?«
    »Wie sieht’s aus mit dem Geld?« Barnard benutzte die Freisprecheinrichtung, wodurch seine Stimme ganz bewusst noch schärfer klang als ohnehin schon. Außerdem senkte sie seine Stimmlage.
    »Morgen Mittag werde ich alles zusammenhaben.«
    »Gut. Und du hältst auch schön die Fresse, ja?«
    »Ja. Wie versprochen. Wie geht’s meinem Sohn?«
    »Dem geht’s gut.«
    »Ich will mit ihm reden.«
    »Nein. Nicht jetzt.«
    »Und woher soll ich dann wissen, dass er überhaupt noch lebt?« Der Amerikaner gab sich Mühe, knallhart zu klingen, so als hätte er alles im Griff. Doch Barnard konnte deutlich die Panik hören.
    »Nimm mich einfach beim Wort, ihm geht’s gut. Und so wird es auch bleiben, wenn du keine Scheiße baust!« Barnard unterbrach die Verbindung.
    Er setzte sich aufs Bett, mit den Ellbogen auf den Knien, ließ die Arme baumeln, Schweißperlen platschten auf den Holzfußboden. Dann entschied er, Hunger zu haben. Auf der anderen Straßenseite gab es einen Kentucky Fried. Ein Eimer Chicken Wings und ein Colonel Burger.
    Es war zwar kein Gatsby, aber das musste genügen.
    Benny

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