Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Bierflasche. Damit es auch nur ja jeder mitbekam, öffnete er den Deckel der Flasche mit dem Visier seiner . 38 er Special. Er ließ die Waffe auf dem Tisch liegen.
»Und?«, fragte Rufus und nuckelte an dem Bier. »Warum hast du dich rar gemacht, Bruder? Sind wir nicht mehr gut genug, oder was?« Er war ein großer, kräftiger Mann, der seine 28 er-Tätowierungen voller Stolz trug.
Benny Mongrel schenkte ihm nur diesen ausdruckslosen Blick, den er im Gefängnis perfektioniert hatte. Den Blick, der besagte, hier bin ich, ich gehe nicht weg. Mach, was du willst.
Rufus versteckte sich hinter einem dämlichen Grinsen, genau wie Benny Mongrel es erwartet hatte. Er hob die Flasche. »Egal, willkommen daheim, Bruder.«
Benny Mongrel sprach zu Hector. »Ich muss etwas über einen fetten Bullen namens Barnard wissen.«
Rufus beugte sich vor. »Gatsby?« Benny Mongrel zuckte die Achseln, fixierte Rufus mit seinem gesunden Auge. »Ein großer, fetter Bure mit Schnurrbart? Stinkt wie ein Scheißhaufen?« Benny Mongrel nickte. »Was willst du von dem?«
»Wir haben Geschäfte.«
Hector trank ein paar Schluck Whiskey, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Hauptsächlich operiert der in Paradise Park. Er steckt da mit den Americans unter einer Decke, noch aus der Zeit der Apartheid, Anfang der Neunziger.«
»Und wo wohnt er?«
»Goodwood. Er ist ein mieser Bastard. Hat mehr Farbige umgebracht als Aids. Es heißt, er wäre ein Wiedergeborener Christ.«
Rufus lachte. »Er tut’s für Jesus.«
Hector füllte Benny Mongrels Glas nach. »Wie ich höre, wird Gatsby steckbrieflich gesucht. Anscheinend ist er diesmal zu weit gegangen, hat einen Jungen umgebracht.«
Benny Mongrel beugte sich vor. »Einen weißen Jungen?«
Hector schüttelte den Kopf. »Nein, einen farbigen. Drüben in Paradise. Die Bullen stellen überall auf den Flats Fragen. Du bist nicht der Einzige, der ihn finden will. Er ist gerade ziemlich gefragt, der Typ.«
Da verstand Benny Mongrel, warum der fette Bulle all die Risiken einging. Er stand mit dem Rücken zur Wand. Gut. Das gefiel ihm.
Irgendetwas veränderte sich in Llewellyn Hectors Gesicht, als er jetzt über Benny Mongrels Schulter blickte. Benny Mongrel trank einen Schluck Whiskey, spürte, wie der Alkohol seine Kehle hinunterbrannte, und dann drehte er sich um. Und sah Fingers Morkel, den Mann, den er vor einem Jahr in der Gefängniszelle operiert hatte.
Fingers stand in der Tür der Kneipe und starrte Benny Mongrel an. Er sah aus, als durchlebe er gerade die Qualen der Amputation noch einmal. Benny Mongrel verzog keine Miene, drehte sich einfach wieder zu Hector und Rufus Jordan um.
Hector ließ den Alkohol auf seiner Zunge kreisen. »Du musst auf dich aufpassen.«
»Mit Barnard komme ich schon klar.«
Hector schüttelte den Kopf. »Das fette Arschloch meine ich nicht. Ich meine den da. Fingers.«
Benny Mongrel ließ ein kleines Lächeln um seinen Mund spielen. »Das Stück Scheiße?«
»Er hat Macht und Einfluss hier draußen. Seine Drogen bringen eine Menge Geld ins Viertel.«
Benny Mongrel zuckte die Achseln. »Er hat mich bestohlen. Das musste bestraft werden.«
Rufus Jordan trank einen ordentlichen Schluck von seinem Bier. »Behauptet, du wärst nicht zuerst bei den Wolkenmännern gewesen, bevor du an ihm herumgeschnippelt hast.«
Die Wolkenmänner, die Veteranen, normalerweise Lebenslängliche, die im Gefängnis das Gesetz machten. Sie schlichteten bei Streitereien und entschieden über Strafen.
»Reine Zeitverschwendung.« Benny Mongrel warf einen Blick über die Schulter. Fingers saß an einem Tisch in der Nähe der Tür, ließ Benny Mongrel keine Sekunde aus den Augen. Er behielt die Hände auf dem Tisch, die Stümpfe der Finger gezeichnet durch die Kochplatte, die Daumen auf dem Holz in permanenter, nervöser Bewegung.
Benny Mongrel empfand gar nichts. »Das nutzlose Arschloch kann froh sein, dass ich ihn nicht umgelegt habe.«
Rufus Jordan schaute zu, als amüsierte ihn die ganze Geschichte über alle Maßen.
Benny Mongrel stand auf. Hector ebenfalls. »Seine Jungs werden dich hier drinnen nicht anrühren, aber draußen, das ist eine völlig andere Geschichte. Er will dein Blut.«
Hector rief einen Jungen herüber, einen pickligen Burschen mit dem schütteren Ansatz eines Schnurrbarts. Gab ihm Autoschlüssel. »Ashraf, fahr Benny Mongrel, wohin immer er will.«
Benny Mongrel schüttelte den Kopf. »Ich komm schon alleine klar.«
»Nimm die Fahrt an,
Weitere Kostenlose Bücher