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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Wein aus einem leeren Beutel zu drücken. Dann bemerkte er den weißen Jungen und sah ihn an, als wäre er eine Halluzination.
    »Du hältst einfach deine Klappe wegen dem hier, alles klar?«, sagte sie und zeigte auf den Jungen. »Ich gehe jetzt und besorg dir Wein.«
    Onkel Fatty nickte, leckte sich über seine trockenen und schmutzigen Lippen. Carmen wusste, wie er sich fühlte. Sie würde etwas von Gatsbys Geld nehmen und sich einen Globe reinziehen. Anschließend konnte Onkel Fatty sich die Kante geben und sie konnte high werden, während der amerikanische Junge sich Cartoons ansah.
    Leben auf den Flats.
    Burn fand sich in Matts Zimmer wieder, saß auf dem Etagenbett mit der leuchtend bunten Steppdecke. Ein Kinderbuch von Dr. Seuss lag auf dem Teppich. Ein Kater macht Theater . Burn hob es auf, blätterte darin, jede einzelne Seite hatte sich ihm an den endlosen Abenden, an denen er seinem Sohn daraus vorgelesen hatte, ins Gedächtnis eingeprägt. Er legte das Buch wieder fort.
    War sein Sohn noch am Leben?
    Burn verdrängte diese Gedanken, ging zum Festnetztelefon im Wohnzimmer und rief die Klinik an. Nach einer Weile hatte er die Oberschwester vom Abend zuvor dran – war es wirklich erst gestern Abend gewesen? –, die ihm sagte, Susans Einleitung sei um einen Tag verschoben worden. Es würde morgen sein, Susans Arzt sei auf einer Tagung in Johannesburg aufgehalten worden. Das war Burn recht. Je länger Susan dem Haus fernblieb, desto besser.
    Sein Mobiltelefon klingelte. Er ging sofort ran. »Ja?«
    Es war eine junge Frau, ihre Stimme kam ihm vage bekannt vor. »Mr. Hill?« Ganz eindeutig nicht der Entführer.
    »Ja. Worum geht es?«
    »Leila am Apparat. Leila Dollie.«
    O Himmel, Mrs. Dollies Tochter. Burn atmete tief durch und versuchte, das Schuldgefühl zu unterdrücken, das ihn beinahe lähmte. »Ja, hi, Leila. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ist meine Mom vielleicht bei Ihnen?«
    »Nein, sie ist gestern Abend gegangen. So etwa gegen sieben, halb acht.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Ein besorgtes Schweigen. »Ich verstehe. Ich dachte, sie sei die Nacht bei Ihnen geblieben?«
    »Nein, ich glaube, das war wohl ursprünglich so geplant, weil Susan in die Klinik musste. Aber dann war ich recht früh wieder zurück, und Ihre Mutter wollte lieber nach Hause.«
    »Wirklich? Jetzt mache ich mir aber echt Sorgen. Wie wollte sie denn nach Hause gehen?«
    Burn erzählte seine Geschichte, von dem Angebot, sie zu fahren, das jedoch abgelehnt wurde, von Mrs. Dollies festem Entschluss, ein bisschen Bewegung könne nicht schaden.
    Das Mädchen hatte hörbar Schwierigkeiten, ihre Besorgnis unter Kontrolle zu halten. »Ja, das klingt ganz nach meiner Mutter. Okay, ich mache dann jetzt besser Schluss. Ich glaube, ich werde die Polizei kontaktieren und die Krankenhäuser anrufen.«
    »Gibt es irgendetwas, das ich tun kann, Leila?« Dir zum Beispiel sagen, dass ich den Leichnam deiner Mutter auf der Treppe oberhalb der High Level Road abgeladen habe?
    »Nein, nein, vielen Dank, Mr. Hill.«
    »Falls Sie irgendetwas benötigen, egal was, dann lassen Sie es mich bitte wissen, ja?«
    »Vielen Dank. Mach ich.«
    Das Mädchen hatte aufgelegt. Im Begriff, ihren schlimmsten Albtraum zu erleben.
    Zunächst war es nur ein Gerücht auf der Straße. Gatsby wurde polizeilich gesucht. Gegen ihn war ein Haftbefehl erlassen worden. Auf seinen Kopf war sogar eine Belohnung ausgesetzt worden. Er hatte ein Kind umgebracht, Ronnie September aus der Tulip Street in Paradise Park. Hatte ihn erschossen und mit zwei anderen Männern verbrannt. Und jetzt waren die Bullen hinter Gatsby her, machten Jagd auf einen von ihnen, auf den Straßen der Flats.
    Die Klügeren schüttelten die Köpfe, als sie das hörten. Keine Chance. Musste eine Lüge sein. Gatsby hatte mit eiserner Faust über sein Revier geherrscht – wie lange, fünfzehn, zwanzig Jahre? Er hatte mehr Blut an seinen Händen als ein Halal-Metzger, und von der Polizei war nie auch nur ein Wörtchen des Protests zu hören gewesen.
    Wer in der Vergangenheit dumm genug gewesen war, ihn zu beschuldigen, den fand man später in irgendeinem Graben mit einem großen Loch im Schädel. Hingerichtet. Eine klare Botschaft des fetten Mannes. Legt euch mit mir an, und das bekommt ihr. Also, warum sollte das jetzt anders sein?
    Es gab Gerüchte über einen Schwarzen, einen großen Mann in einem schwarzen Anzug, der den weiten Weg von Jo’burg gekommen war, nur um Gatsby hochzunehmen. Die hohen Tiere

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