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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hier verschwinden.«
    »Ich verstehe gar nichts.«
    Cabrillo kam auf die Füße und reichte Alana eine Hand. »Das brauchen Sie auch nicht. Sie müssen mir nur vertrauen.«
     
    Nachdem er während der Nacht bei Mondlicht das Tal durchquert und die Baustelle erreicht hatte, war es höchst einfach gewesen, sich zu der Anlage Zugang zu verschaffen. Die Wächter hatten den Befehl, die Menschen nicht herauszulassen. Besondere Anweisungen für den Fall, dass jemand, der genauso gekleidet war wie sie, hineingelangen wollte, gab es jedoch nicht.
    Als man Juan wegen seines plötzlichen Erscheinens befragte, während er sich mit den anderen Männern nach dem Morgengebet anstellte, um sein Frühstück abzuholen, hatte er erklärt, er sei als Strafe vom anderen Lager herübergeschickt worden, weil er die Hindernisbahn nicht geschafft habe. Der junge Mann, der ihn angesprochen hatte, hielt die Antwort offenbar für ausreichend und äußerte sich nicht einmal dazu.
    Wie selbstverständlich verschmolz Cabrillo mit der Landschaft um ihn herum – er war einer von vielen Arabern in Wüstentarnkleidung, das Gesicht mit einem karierten Tuch halb verhüllt. Nur in einem Punkt musste er sich vorsehen. Während seines Absturzes über den Steilhang hatte er eine seiner braunen Kontaktlinsen verloren. Die andere hatte er so gut es ging im Mund gesäubert, aber sie war vom Sand leicht zerkratzt worden – und jedes Mal, wenn er blinzelte, hatte er nun das Gefühl, als bearbeitete er seinen Augapfel mit Schleifpapier. Das Auge tränte ständig.
    Er verbrachte den Vormittag damit, sich in dem Lager umzuschauen und sich alles einzuprägen. Dabei hielt er sich ständig in der Nähe anderer Wächter auf, um keinen Verdacht zu erregen. Er erkannte schnell, dass er sich in einem Arbeitslager befand. Dem Zustand der Gefangenen nach zu urteilen musste es schon geraume Zeit existieren – oder aber die Gefangenen waren nicht gerade in bester Verfassung gewesen, als sie hier eingetroffen waren. Er neigte zur zweiten Erklärung, da es nicht so aussah, als sei hier allzu lange gearbeitet worden.
    Und genau das war der entscheidende Punkt, wie er nach gut zwei Stunden erkannte. Diese Leute sollten überhaupt nichts fertigstellen. Die Löcher, die sie auf dem Talgrund gegraben hatten, erschienen planlos, kein Bergbauingenieur schien sich dafür zu interessieren. Soweit er es beurteilen konnte, war die Wiederinbetriebnahme der Anlage eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, um sie müde und hungrig zu halten, dankbar für die armseligen Mahlzeiten, die an sie ausgeteilt wurden. Aber wer auch immer sie hierhergeschickt hatte, wollte sie am Leben erhalten. Zumindest bis auf Weiteres.
    Das brachte ihn auf Ministerin Katamora und zu dem Gedanken, dass auch sie sich zurzeit in einer Art Schwebezustand befinden musste – weder tot noch lebendig. Zumindest gab es keine entsprechende offizielle Verlautbarung.
    Indem er den anderen Wächtern aufmerksam zuhörte, gewann Juan einen ziemlich genauen Eindruck von dem Ort, nicht davon, welchen Sinn er hatte – darüber äußerte sich niemand –, sondern wer ihn bevölkerte. Er hörte jeden arabischen Akzent, den er sich vorstellen konnte, vom schlimmsten Gossenslang eines marokkanischen Slums bis hin zur kultivierten Sprache eines Saudis mit Universitätsstudium. Seine Vermutung, dass dies hier Terroristen waren, die man in den hintersten Winkeln des Nahen Ostens angeworben hatte, wurde durch den babylonisch anmutenden Sprachenwirrwarr nur bestätigt.
    Irgendwann im Laufe des Tages hatte er sich dem Kommandozelt so weit nähern können, um den Soldaten, den er für den Chef der Wachmannschaften hielt, entweder in ein Funkgerät oder, was wahrscheinlicher war, in ein Satellitentelefon sprechen zu hören. Juan hielt inne, um sich einen Schuh zuzubinden, und wurde dabei von einem Wächter beobachtet, der vor dem Zelteingang Posten bezogen hatte. Er war sich ziemlich sicher, Suleiman Al-Jamas Namen gehört zu haben. Also achtete er darauf, nicht länger hier herumzulungern, sondern sich zu entfernen, ehe der Wächter misstrauisch wurde.
    Während des Mittagessens erkannte er, dass nicht alle Gefangenen Araber waren. Er entdeckte unter den Häftlingen einen hellhäutigen Mann mit schütterem blondem Haar. Die Sonne hatte ihm grausam mitgespielt. Und als einer der Wächter eine der Serviererinnen schlug, sah er, dass auch sie nicht aus dieser Region stammte. Sie war eher zierlich, hatte kurz geschnittenes Haar, das nur zum

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