Kaperfahrt
genau. Sie müssen den Waggon wenige Sekunden, bevor er vollständig absoff, noch gesehen haben.«
Eric ergriff das Wort. »Dann habe ich das UAV wieder über das Terroristencamp zurückgelenkt. Wegen der Höhe, die ich einhalten musste, damit sie es nicht hören konnten, war die Auflösung der Kamera nicht gerade die beste, aber wir haben eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was sich abgespielt hat.«
»Und?«
»Du hattest vollkommen recht«, fuhr Max fort. »Die libyschen Armeehubschrauber trafen bei ihrer Landung auf keinerlei Gegenwehr. So wie es aussieht, waren nur wenige Männer an Bord.«
»Das klingt ja, als hätten sie einen Rückzug inszeniert«, vermutete Juan.
»Das denken wir auch«, sagte Eric. »Sie werden sicherlich mehr Männer, als sie transportieren können, in dem alten Mi-8 mitnehmen, mit dem du von der Absturzstelle weggebracht wurdest.«
»Wie viele Personen fassen die Hubschrauber?«
»Mindestens fünfzig.«
»Das ist ja eine verdammt umfangreiche Einsatztruppe.«
Mark nickte. »Dann dürfte die Friedenskonferenz das Ziel sein.«
Eric Stone schüttelte den Kopf. »Niemals. Die Sicherheitsmaßnahmen sind so gut wie unüberwindbar. Kein Terrorist kommt näher als auf eine Meile an einen der Teilnehmer heran.«
»Sie würden es schaffen, wenn die libysche Regierung beteiligt ist«, hielt Max ihm entgegen.
»Das ist die Preisfrage. Wenn Minister Ghami in Wirklichkeit Suleiman Al-Jama ist, könnte es dann sein, dass Gaddafi darüber Bescheid weiß?«
»Wie sollte er nicht? Er hat ihn schließlich ernannt.«
»Okay, nehmen wir es also an, Max. Das heißt aber noch lange nicht, dass er auch seine Pläne kennt.«
»Welchen Unterschied macht das?«, fragte Hanley.
»Vielleicht gar keinen, aber das ist etwas, das wir wissen müssen.«
»Und wie kriegen wir das heraus?«
»Darauf komme ich gleich. Mark, haben wir eine Chance, die Hubschrauber auszuschalten?«
»Wir müssten ein weiteres UAV starten«, sagte Eric, bevor Mark antworten konnte. »Der ersten Drohne ist der Treibstoff ausgegangen, ich musste sie opfern. Aber nicht, bevor dies hier gemacht wurde.«
Er reichte Juan ein grobkörniges Foto, das von der Videokamera der Drohne aufgenommen worden war. Die Details waren, wohlwollend ausgedrückt, verschwommen, aber es sah aus, als würden zwei bewaffnete Männer eine dritte Person zu einem der Helikopter geleiten.
»Ist das Ministerin Katamora?«
»Möglicherweise. Nimmt man die Durchschnittsgröße eines männlichen Libyers als Maßstab und vergleicht sie mit der mittleren Person, dann stimmt die Größe … und die Figur kommt ebenfalls hin. Der Kopf der Person ist bedeckt, so dass wir ihr Haar nicht sehen können, was jeden Zweifel beseitigt hätte – ihr Haar ist lang und reicht ihr bis auf den Rücken.«
»Also was denkst du?«
»Sie ist es. Und wenn wir umkehren würden, wäre sie schon lange weg.«
Juan überlegte stirnrunzelnd. Er hatte ganz bewusst entschieden, erst die libyschen Gefangenen zu retten, anstatt die Terroristen zu beobachten. Wenn er ein Leben gegen hundert Leben abwog, war die Entscheidung für ihn völlig klar. Aber so nahe bei ihr zu sein und sie nicht befreien zu können, das war ärgerlich. »Okay, wie lassen sich die anderen Hubschrauber ausschalten?«, fragte er, um zum ursprünglichen Thema zurückzukehren. Dabei betrachtete er wieder das Foto.
»Wir könnten sie mit dem zweiten UAV beobachten, so dass ich einen sicheren Raketentreffer garantieren kann, aber wir müssen auch an mögliche Kollateralschäden denken, falls Ministerin Katamora in einer der Maschinen sitzen sollte.«
»Welche Möglichkeiten bieten sich?«
»Wir fangen die Hubschrauber ab, wenn sie überm Meer sind. Aber auch dann riskieren wir ihr Leben, falls sie als Geisel in einer der Maschinen mitfliegt.«
»Sie bleiben sowieso über der Wüste«, sagte Eric.
Max räusperte sich. »Was haltet ihr davon, wenn wir Overholt alles mitteilen, was wir wissen, und er informiert die anderen Konferenzteilnehmer über die Möglichkeit eines Angriffs?«
»Wir sagen Lang Bescheid«, erwiderte Juan, »aber ich will nicht, dass diese Information die Runde macht.«
»Warum denn nicht, verdammt noch mal?«
»Aus zwei Gründen. Erstens, wenn sie erfahren, dass ein Angriff vorbereitet wird, werden sie die Konferenz absagen – und die Chance, diese Leute zu einem Friedensgespräch zusammenkommen zu lassen, ist vertan. Die Konferenz muss aber stattfinden. Zweitens, wir haben nichts
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