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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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heldenhaft sein Heil in einem aussichtslosen Angriff gesucht hatte, die letzte Ehre zu erweisen, spuckte Hassad auf die Leiche, machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich.
    Er fand den Lagerkommandanten, Abdullah, vor seinem Zelt. Die beiden Männer begrüßten einander herzlich. Hassad verkürzte den Austausch von Höflichkeiten, der unter Muslimen an der Tagesordnung ist, und kam direkt zum Kern seines Anliegens.
    »Was ist mit den Flüchtlingen?«
    Die beiden Männer bekleideten den gleichen Rang in Al-Jamas Terrorzelle, aber Hassan hatte die herrischere Persönlichkeit.
    »Wir haben sie erwischt.«
    »Alle? Ach ja, wie ich hörte, wolltet ihr die Brücke sprengen. Hat es geklappt?«
    »Nein«, sagte Abdullah. »Sie haben sie überquert. Aber als sie das Ende des Kais erreichten, fuhren sie so schnell, dass sie ins Meer gestürzt sind.«
    »Hat jemand das beobachtet?«
    »Nein, aber unser Hubschrauber erreichte eine Viertelstunde nach Überqueren der Brücke die Bekohlungsstation. Auf dem Kai war von den Gefangenen nichts mehr zu sehen, also sind sie nicht aus dem Zug herausgekommen. Und den Güterwagen fanden sie etwa zweihundert Meter vom Ufer entfernt. Nur noch das Dach ragte aus dem Wasser, und dann ist er vor ihren Augen ganz versunken.«
    »Hervorragend.« Hassad klopfte ihm auf die Schulter. »Der Imam, Friede sei mit ihm, wird nicht sehr erfreut sein, dass er den Tod unseres ehemaligen Außenministers nicht mit eigenen Augen hat verfolgen können. Aber er wird erleichtert sein, dass die Flucht vereitelt wurde.«
    »Da ist noch ein Punkt, der erwähnt werden muss«, sagte Abdullah. »Die Berichte meiner Männer sind nicht sehr genau, aber es scheint doch, als hätten die Gefangenen irgendeine Hilfe gehabt.«
    »Hilfe?«
    »Ein einzelner Lastwagen, besetzt mit mehreren Männern und möglicherweise einer Frau griff das Lager zum gleichen Zeitpunkt an, als die Gefangen ihren Ausbruchsversuch unternahmen.«
    »Wer waren diese Leute?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und was ist mit ihrem Fahrzeug?«
    »Wahrscheinlich versank es zusammen mit dem Güterwagen. Wie ich schon sagte, die Berichte stammen von einigen unserer jüngsten Rekruten. Möglicherweise haben sie in ihrer Begeisterung einen unserer eigenen Wagen für ein Fahrzeug des Gegners gehalten.«
    Hassad lachte bitter. »Diese Kinder vermuten hinter jedem Felsen einen Mossad-Agenten.«
    »Wenn wir nach dem morgigen Angriff von hier aus zu unserer neuen Basis im Sudan umziehen, bleiben mindestens die Hälfte von ihnen zurück. Wir nehmen nur die mit, die uns vielversprechend erscheinen. Der Rest lohnt die Mühe nicht.«
    »Anhänger zu rekrutieren war nie unser Problem. Gute Leute zu bekommen, das ist schon etwas ganz anderes. Apropos …«
    »Ach ja.«
    Abdullah sagte etwas zu einem Helfer, der in der Nähe gewartet hatte. Kurz darauf kehrte er mit einem anderen ihrer Männer zurück. Verschwunden waren die verstaubte und zerfledderte Tarnkleidung und das verschwitzte Kopftuch. Der Mann trug eine neue schwarze Uniform und glänzende Stiefel, in die die Hosenbeine vorschriftsmäßig hineingestopft waren. Sein Haar war adrett frisiert, und er hatte sich sorgfältig rasiert. Sein Pistolengürtel wirkte sauber und auf Hochglanz poliert, und die Rangabzeichen auf seinen Schultern funkelten golden in Sonnenlicht.
    Während die Rekruten mit AK-47ern übten, die in der Terroristenszene bereits in Gebrauch gewesen waren, als viele von ihnen noch nicht einmal das Licht der Welt erblickt hatten, war die Waffe, die dieser Mann trug, nagelneu. Nicht ein Kratzer schien sich auf dem Lauf zu befinden, nicht eine Kerbe war im polierten Holz des Kolbens zu sehen.
    »Deine Legitimation«, bellte Hassad.
    Der Mann schulterte zackig das Gewehr und holte aus einer Oberarmtasche eine lederne Brieftasche. Er klappte sie auf. Hassad inspizierte sie sorgfältig. Der falsche militärische Ausweis war von einem Sympathisanten im selben Büro angefertigt worden, aus dem auch die echten Ausweise stammten. Mitkämpfer befanden sich auf jeder Befehlsebene des libyschen Militärs. Nur so hatten sie über die Hubschrauber für die heutige Operation und den Hind-Kampfhubschrauber verfügen können, mit dem sie Fiona Katamoras Flugzeug zur Landung gezwungen hatten.
    Neben der Identifikation befand sich in der Brieftasche auch noch ein Ausweis, der seinen Inhaber autorisierte, im Sicherheitsdienst während des Friedensgipfels tätig zu sein. Hassad hatte Freunde bei der Armee, die als Teil der

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