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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sein«, murmelte Juan vor sich hin.
    Er brauchte ein paar Minuten, um im Internet einen Bericht über Ghamis Haus zu finden, in dem eine Adresse genannt wurde. Dann holte er sich die GPS-Koordinaten von einer Landkarten-Site und gab sie bei Google Earth ein. Während der Computer an die genaue Position heranzoomte, gab es für einen kurzen Moment Pixelsalat. Als er sich auflöste und ein klares Bild zu sehen war, sprang Cabrillo so schnell aus seinem Sessel auf, dass das gesamte restliche Personal im Operationszentrum erschrocken zusammenzuckte.
    Er hämmerte mit der Faust auf den Interkomknopf in der Armlehne seines Sessels. »Max, komm sofort rauf. Wir haben ein Problem.«
    Cabrillo betrachtete noch einmal das Satellitenbild. Das Haus stand einsam in der Wüste, meilenweit von jedem anderen Gebäude entfernt, und war von einer Außenmauer umgeben. Die Auffahrt führte zum Haus, bevor sie einen Schwenk machte und unter einem Vordach endete. An einer Seite des Hauses stand ein rundum verglastes Solarium, und der rückwärtige Garten bestand aus einem Labyrinth aus Buchsbaumhecken. Auf dem Dach befand sich eine Satellitenfunkantenne.
    Genau dieses Anwesen hatte er zum ersten Mal weniger als achtundvierzig Stunden zuvor als Attrappe gesehen.
    In diesem Augenblick verstand er alles. Der Anschlag war für diesen Tag geplant. Al-Jama wollte es vor der Konferenz tun, um auf diese Weise symbolhaft vorzuführen, dass es keine Chance auf Frieden gab. Da er wusste, welchen Sinn für Dramatik der führende Kopf der Terroristen hatte, und seine Vorliebe für Enthauptungen kannte, war er sich auch ziemlich sicher, womit der Anschlag beginnen würde. Er stellte sich Fiona Katamoras anmutig geneigten Hals vor und einen Mann, der mit hoch erhobenem Schwert neben ihr stand.
    Als er die Augen schloss, zuckte das Schwert wie ein greller blauer Blitz abwärts.

34
    Der Henker ließ den Blick kritisch durch den Raum schweifen. Im Moment war er noch allein, aber es gab viel Platz für Zuschauer, wobei sie allerdings gezwungen waren, die Glücklichen mittels eines Lotteriesystems auszuwählen. Der schwarze Hintergrund, eine Bahn dicken schwarzen Stoffes, die von einem Leitungsrohr herabhing, befand sich an Ort und Stelle. Die Kamera ruhte auf ihrem Stativ und war bereits auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft worden. Die Satellitenverbindung stand. Dicke Plastikplatten bedeckten den Boden, um die anschließende Reinigung ein wenig zu vereinfachen.
    Er erinnerte sich an das erste Mal, dass er ein Schwert benutzt hatte, um einen Mann zu enthaupten. Das Herz seines Opfers hatte gerast, und der Blutdruck war gefährlich hoch gewesen, so dass das Blut wie aus einem Springbrunnen hervorgesprudelt war. So viel Blut war aus dem Halsstumpf herausgeströmt, dass sie übereingekommen waren, den Unterschlupf in Bagdad, den sie benutzt hatten, lieber aufzugeben, als ihn gründlich zu säubern.
    Heute wäre es sein elftes Mal – und für ihn wahrscheinlich das befriedigendste. Bisher hatte er noch nie eine Frau getötet – zumindest nicht mit einem Schwert. Seitdem er aktiv am bewaffneten Kampf teilnahm, hatte er Dutzende von Frauen bei Bombenanschlägen von Indonesien bis Marokko getötet. Und bei Feuergefechten mit Amerikanern in Afghanistan und dem Irak hatten Irrläufer sicherlich noch weitere getroffen.
    Er dachte nur selten an sie. Al-Jama hatte Befehle gegeben, und er hatte sie ausgeführt. Die Last auf seinem Gewissen hätte nicht geringer sein können, wenn man von ihm verlangt hätte, seinen Opfern freundlich die Hände zu schütteln, anstatt sie in die Luft zu sprengen.
    Das Ironische – und zugleich ein offenes Geheimnis innerhalb der Organisation – war, dass er nicht zu den praktizierenden Muslimen zählte. Er war in die Religion hineingeboren worden, aber seine Eltern waren nicht strenggläubig gewesen, und so hatte er die Moschee lediglich an Feiertagen aufgesucht. Er war nur deshalb zu Al-Jama gestoßen, weil er während eines Abstechers zur französischen Fremdenlegion einen Appetit auf kriegerische Handlungen entwickelt hatte, der ständig gestillt werden musste. Er kämpfte und mordete ausschließlich für sich selbst, nicht etwa für irgendeine schwachsinnige religiöse Überzeugung, derzufolge Mord irgendwie im Sinne Allahs sei und von ihm gewollt.
    Er versuchte gar nicht erst, die Motivationen derer zu verstehen, die an seiner Seite kämpften, solange sie gegebenen Befehlen gehorchten. Er gab jedoch zu, dass die Angst,

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