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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Rettungsboot an den Davits ein Stück herabgelassen, damit die Flüchtlinge durch ein Tor in der Reling einsteigen konnten. Sie würden die Boote überladen müssen, um alle Leute von Bord der Oregon zu schaffen. Die Boote waren rundum geschlossen und konnten dank ihrer Rumpfkonstruktion, die bewirkte, dass sie sich aus jeder Lage wieder von selbst aufrichteten, einem Hurrikan standhalten. Daher würde es für die Gefangenen schlimmstenfalls ausgesprochen eng werden, aber nicht lebensgefährlich.
    Juan drückte dem Diplomaten noch einmal die Hand. »Viel Glück.«
    Cabrillo wartete, bis der Letzte der Libyer umgestiegen war. Er nickte Greg Chaffee zu, dem es gar nicht gefiel, auf diese Weise kurzfristig aus dem Verkehr gezogen zu werden. Aber andererseits war Juan auch nicht gerade glücklich darüber, dass sich Alana Shepard mit Linda und den anderen hinter seinem Rücken davongeschlichen hatte.
    Er winkte dem Techniker zu, der das Boot lenken sollte, ehe sich der Mann durch die Plexiglasluke schlängelte und sie hinter sich schloss. Die Winden ächzten unter der Last und ließen das Boot an der Seite der Oregon ins Wasser hinab. Kurz darauf wurden die Leinen von innerhalb des Bootes gelöst und der Motor angelassen. Es entfernte sich mit einem leisen Tuckern von dem großen Frachter.
    Das zweite Boot, das backbord heruntergelassen worden war, traf mit dem ersten zusammen. Die beiden Boote würden während der Nacht zusammenbleiben und am nächsten Morgen hoffentlich wieder rechtzeitig zum Frühstück auf ihren Tragegestellen ruhen.
    Juan fuhr mit dem geheimen Fahrstuhl an der Rückseite des Steuerhauses ins Operationszentrum hinunter und setzte sich in seinen Sessel. Er hatte noch immer keinen Plan, wie sie sich an die Sidra heranschleichen oder wie sie es vermeiden sollten, sie zu versenken, nachdem sie die Ministerin gerettet hätten. Eine Ecke des Hauptbildschirms zeigte das Radarbild. Dank der weitaus überlegenen Sensortechnik der Oregon hatten die Libyer keine Ahnung, dass sie beobachtet wurden, während sie nur eine Meile vor der Küste kreuzten und mit gemütlichen acht Knoten Geschwindigkeit nach Osten dampften. Das einzige andere Schiff auf dem Bild war ein Supertanker, der auf einem Parallelkurs offensichtlich den Ölhafen Az-Zwiya ansteuerte.
    Er sah auf die Uhr. Der Diplomatenempfang in Al Ghamis Haus sollte in weniger als einer Stunde beginnen. Wahrscheinlich trafen bereits die ersten Gäste ein. Zwei Stunden später wäre es völlig dunkel. In dieser Nacht war Viertelmond, der erst lange nach Mitternacht aufgehen würde, wodurch sich ihr Zeitfenster gravierend verkleinerte.
    Um sich abzulenken und seinen Geist zu leeren, damit die Erleuchtung ihn eher und ungehindert heimsuchen konnte, rief Cabrillo im Internet all jene Polizeiberichte auf, in denen libysche Staatsbürger überhaupt erwähnt wurden. Der Verkehrsunfall war besonders schlimm gewesen. Drei der Opfer waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und konnten nur anhand ihrer Zahnmuster identifiziert werden. Der Name des Libyers, ein Student, war bekannt, weil er einen Mietwagen gelenkt hatte.
    Juan überflog zwei weitere Berichte und dachte an seine Unterhaltung an Deck kurz vorher. Er rief ein Foto des libyschen Justizministers auf und schüttelte sich. Er war ein hässlicher Mann mit einer verformten Knollennase, eng stehenden Augen und einer Hautkrankheit, die sein Gesicht wie mit Kies bestreut aussehen ließ.
    Außerdem hatte er eine schwere Verletzung davongetragen. Sein halber Unterkiefer fehlte, und die Gewebestücke, mit denen die Wunde verschlossen wurde, waren straff gespannt, glänzten unnatürlich und waren wulstig vernarbt. Aus dem offiziellen Lebenslauf ging hervor, dass die Verletzung von dem Bombenangriff der Amerikaner auf Tripolis im Jahr 1986 stamme, aber eine weitere Suche in einer Datenbank der CIA, zu der Cabrillo noch immer Zugang hatte, verriet ihm, dass der Minister von einem gehörnten Ehemann beinahe totgeprügelt worden war.
    Cabrillo schmunzelte. Er verglich seine Informationen mit seinem Eindruck von dem Außenminister, der aus dem Amt gedrängt worden war. Nun, dieser Mann war wirklich großartig, dachte er. Er hatte seinen Job verloren, war gefangen genommen und zur Schwerstarbeit gezwungen worden. Und trotzdem wollte er Ghami nicht beschuldigen, die ganze Sache inszeniert zu haben. Er schien sich viel mehr darüber zu ärgern, dass Ghami jetzt in seinem Haus wohnte.
    »Das muss ja ein ganz besonderes Anwesen

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