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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kanonen wie große schwarze Löcher aussahen.
    Bei genauerer Betrachtung, als sie vom Kai auf das Schiff hinuntersahen, konnten sie erkennen, wo es während seines Kampfs gegen die amerikanische Ketsch Siren beschädigt worden war.
    Teile der Reling waren von Kanonenschüssen zerschmettert worden. Außerdem gab es Dutzende von Stellen, wo Feuer das Deck angesengt hatte. Eine der Kanonen fehlte, und nach den Trümmern in der nächsten Umgebung ihres ehemaligen Standorts zu urteilen, war sie im Laufe der Schlacht explodiert und über Bord gegangen.
    »Das ist absolut fantastisch«, sagte Alana atemlos. »Ein Stück lebendiger Geschichte.«
    »Ich kann fast den Schlachtenlärm hören«, gab Mark ihr recht.
    Viel mehr gab es nicht zu erklären, aber die vier Personen standen für mindestens zehn Minuten da und betrachteten das Korsarenschiff.
    Eine leichte Bewegung zu seiner Rechten erregte Erics Aufmerksamkeit und riss ihn aus seiner Träumerei. Er richtete den Lichtstrahl seiner Lampe auf die Überreste des völlig verbogenen Türrahmens, als im gleichen Moment eine Gestalt hindurchhuschte. Er wollte gerade eine Warnung ausstoßen, als ein Sturmgewehr drei Meter von dem Mann entfernt das Feuer eröffnete. Sein Mündungsblitz war eine zuckende Flamme in der Dunkelheit.
    In der halben Sekunde, bevor er reagierte, gewahrte er mehrere bewaffnete Männer im ungewissen Licht. Projektile sirrten dicht über ihren Köpfen durch die Luft, als weitere Waffen losschossen.
    Die vier hatten keine Idee, wie Al-Jamas Leute sie so schnell hatten finden können, aber dass es so war, stand unwidersprochen fest. Sie waren in dreifacher Überzahl und mit einer entsprechenden Menge an Munition erschienen, weil sie mit einem Kampf gerechnet hatten. Und jetzt kontrollierten sie den einzigen Ausgang aus der Höhle.

33
    Juan nahm sich eine Sekunde Zeit, um aufs Meer hinauszuschauen. Es war ein Anblick, an dem er sich niemals sattsehen konnte. Für ihn war der Ozean Geheimnis und Majestät zugleich – und voller Verheißung dessen, was hinter dem Horizont lag. Es konnte die friedliche Idylle einer tropischen Lagune sein oder die Raserei eines asiatischen Wirbelsturms, der über ihn hinwegtobte und zu wogenden Wasserwänden aufpeitschte. Die See war eine lockende Schönheit und der tödliche Feind zugleich. Diese Dualität verlieh seiner Liebe eine geradezu leidenschaftliche Intensität.
    Als er die Corporation konzipiert hatte, war es ihm völlig logisch erschienen, sie auf einem Schiff zu etablieren. Es verlieh seinen Leuten Beweglichkeit und Anonymität. Besonders gefallen hatte ihm dabei, dass sie dazu ein Schiff wie die Oregon brauchten, so dass er Momente wie diesen ausgiebig genießen konnte.
    Ein leichter Wind säuselte, und die Wellen plätscherten sanft gegen den Rumpf, als wäre das Schiff ein Baby, das in seiner Wiege schaukelte. So weit von der Küste entfernt war die Luft frisch und mit einem Salzgeruch getränkt, der in Juan Erinnerungen an seine Kindheit an den Stränden von Südkalifornien wachrief.
    »Captain, entschuldigen Sie«, sagte eine Stimme. »Ich möchte Sie nicht stören, aber ich wollte mich bei Ihnen bedanken, ehe wir von Bord gehen.«
    Juan wandte sich um. Vor ihm stand der ehemalige libysche Außenminister. Er trug einen Anzug, der aus dem Zauberladen stammte, und streckte eine Hand aus.
    Cabrillo drückte sie mit aufrichtiger Herzlichkeit. »Das ist nicht nötig.«
    Juan wollte sichergehen, dass die entflohenen Gefangenen die Oregon bei Tageslicht verließen. Er setzte volles Vertrauen in sein Schiff und seine Mannschaft, aber kein Kapitän will jemals Menschen in Rettungsboote verfrachten – und dies bei Nacht zu tun erhöhte das Risiko noch unnötig. Er sah vom Brückenflügel auf die Menschen hinunter, die sich im Schatten eines der Boote auf dem Hauptdeck drängten.
    Sie hatten nicht jeden mit neuer Kleidung ausstatten können, daher sah er bei vielen noch immer die Lumpen, die sie seit ihrer Gefangennahme getragen hatten. Zumindest hatten sie Gelegenheit gehabt, etwas zu essen und zu baden. Einige bemerkten, wie er zu ihnen herabsah, und winkten. Schnell wurde daraus ein lautes Jubeln.
    »Ohne Sie wären sie alle dem sicheren Tod geweiht gewesen«, sagte der Minister.
    Juan wandte sich zu dem Diplomaten um. »Dann ist ihr Leben für mich Dank genug. Wir werden mit den Mannschaftsangehörigen, die ich Ihnen zugeteilt habe, in Verbindung bleiben, so dass Sie über das weitere Geschehen stets genauestens

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