Kaperfahrt
zu kapitulieren.«
»Heilige Scheiße«, rief Eric aus. »Diese Stimme kenne ich.«
»Wie bitte? Und wer ist das?«
»Ich habe sie gehört, als er und der Chef an Bord der Oregon miteinander gesprochen haben. Das ist der Hafenlotse, Hassad oder Assad oder so ähnlich.«
»Das erklärt den Hinterhalt auf der Küstenstraße«, sagte Murph.
»Das ändert für uns jedoch gar nichts.« Linda überlegte einige Sekunden lang, dann rief sie zurück: »Ich glaube, General Austin McAuliffe hat es am besten ausgedrückt, als er während der Ardennenschlacht aufgefordert wurde, sich zu ergeben. Mit einem einzigen Wort: Quatsch!«
Murph knurrte sarkastisch: »Oh, das passt auch hier ziemlich gut.«
Dann begann die dritte Runde.
35
Die erste gute Neuigkeit nach längerer Zeit war für Cabrillo, dass er das Tankschiff kannte, das im Begriff war, die libysche Fregatte allmählich zu überholen. Es war der Supertanker Petromax Oil ULCC Aggie Johnston. Die Oregon hatte mehrere Monate zuvor einen iranischen Torpedoangriff auf den Tanker vereitelt, indem sie das iranische U-Boot ihrerseits mit einem Torpedo versenkt hatte.
Sie waren mittlerweile nahe genug herangekommen, um annehmen zu können, dass sämtliche Kommunikation von der Gulf of Sidra überwacht werden konnte. Um diese Gefahr zu umgehen, holte er sich die E-Mail-Adresse des Schiffes von der Petromax-Website und schickte dem Kapitän eine Nachricht. Es war zwar alles andere als komfortabel, und ihre Nachrichten gingen für fast zehn Minuten hin und her, bis er den Kapitän endlich überzeugen konnte, dass er der Kommandant des Frachters war, der dem Tanker in etwa tausend Metern Entfernung folgte, und nicht irgendein geistesgestörter Teenager, der aus dem Keller des Hauses seiner Eltern irgendwo in den USA wahllos E-Mails verschickte.
Während Juan auf die Antworten auf seine Mails warten musste, bedauerte er zutiefst, dass Mark und Eric in diesem Augenblick nicht an Bord waren. Die beiden hätten den Großrechner der Firma hacken und die Befehle auf direktem Weg übermitteln können, so dass er nicht hätte ausführlich erklären müssen, was er sich von dem schwimmenden Koloss wünschte – und warum.
Eine neue E-Mail erschien in seinem Briefkasten.
Captain Cabrillo, es widerspricht zwar meinem. Gefühl und meiner jahrelangen Ausbildung, aber ich werde tun, um was Sie mich bitten, vorausgesetzt, wir nähern uns dieser Fregatte auf nicht weniger als eine halbe Meile und Sie bieten uns die gleiche Art von Schutz wie damals in der Straße von Hormus, sollte sie auf uns schießen.
So gerne ich noch mehr tun würde, ich muss doch das Wohlergehen meines Schiffes und der Mannschaft gegenüber meinem Wunsch, Ihnen uneingeschränkt behilflich zu sein, als vorrangig betrachten. Ich habe den größten Teil meiner beruflichen Laufbahn in Häfen des Nahen Ostens zugebracht und hasse zutiefst, was die Terroristen in dieser Region angerichtet haben. Aber ich kann nicht zulassen, dass vielleicht etwas Ähnliches auch meinem Schiff zustößt. Und wie Sie sich gewiss vorstellen können: Hätten wir Öl geladen und wären nicht lediglich mit Ballast unterwegs, wäre die Antwort ein unwiderrufliches Nein gewesen.
Mit den besten Wünschen, James McCullough
P. S. : Verpassen Sie denen in meinem Namen eins unters Kinn. Gute Jagd.
»Ich will verdammt sein!«, rief Juan. »Er tut es!« Max Hanley stand am Kartentisch des Steuerhauses, das Mundstück seiner Pfeife zwischen den tabakbraunen Zähnen. »Ich wäre nicht so begeistert, solltest du die Absicht haben, mit einer bis an die Zähne bewaffneten Fregatte das Hühnchenspiel zu versuchen.«
»Das Ganze wird perfekt ablaufen«, hielt ihm Juan entgegen. »Wir befinden uns längst innerhalb ihres Sicherheitsgürtels, ehe sie begreifen, was wir vorhaben. Wir haben unseren Kurs ständig neu berechnet, während wir den Abstand verringert und darauf geachtet haben, dass der Tanker sich stets zwischen uns und der Sidra befand. Soweit sie bisher wissen, gibt es nur dies eine Schiff, das sie passieren wird. Sie haben keine Ahnung, dass wir hier sind, und so wird es bleiben, bis die Johnston abschwenkt.«
Während er noch redete, tippte er auf einem per WLAN mit dem Internet verbundenen Laptop eine Antwort:
Captain McCullough, Sie spielen die Schlüsselrolle bei unserem Versuch, das Leben der Ministerin zu retten, und ich kann Ihnen und Ihrer Mannschaft gar nicht genug dafür danken. Ich wünschte mir so
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