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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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kam die kurze Antwort von der Sidra. » Bitte geben Sie uns Bescheid, falls Sie weiter Schwierigkeiten haben.«
    McCullough hatte sich genau an Juans Drehbuch gehalten: Der erste Akt des Schauspiels war makellos verlaufen. Natürlich würde der Tankerkapitän seinen Kurs beibehalten und der Oregon auf diese Weise mehr Zeit verschaffen.
    Zehn Minuten verstrichen. Die relative Geschwindigkeit der Schiffe zueinander hatte den Abstand zwischen ihnen um eine weitere halbe Meile verringert. Juan rechnete damit, dass sich die Libyer viel früher melden würden. Er betrachtete es als gutes Omen, dass sie offenbar durch nichts gewarnt wurden.
    »Aggie Johnston, Aggie Johnston, hier ist die Khalij Surt. « Der Tonfall des Mannes klang gelassen und professionell. »Haben Sie noch immer Probleme?«
    »Einen Moment, bitte«, funkte McCullough zurück, als wäre er in extremer Eile. Als er für zwei Minuten nicht antwortete, wiederholten die Libyer ihre Anfrage. Diesmal mit ein wenig mehr Nachdruck.
    »Es tut mir leid. Die Ebbströmung ist heftiger geworden. Wir kämpfen uns jetzt heraus.«
    »Wir haben von diesem Gezeitenphänomen, das Ihnen so große Probleme bereitet, nichts bemerkt.«
    »Das liegt daran, dass unser Kiel fast fünfzehn Meter tief hinunterreicht und drei Footballfelder groß ist.«
    Ganz ruhig, Jimmy-Boy, dachte Juan.
    Juan und der Kapitän hatten es so geplant, dass der nächste Ruf von McCullough kommen sollte. Zwei Minuten später war er wieder am Funkgerät. »Khalij Surt, hier ist die Aggie Johnston. Unser Steuerruder hat soeben versagt. Ich habe einen Notstopp veranlasst, aber bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit laufen wir noch mehrere Meilen weiter. Ich schätze, dass wir Sie mit einer halben Meile Abstand an Backbord passieren. Darf ich vorschlagen, dass Sie Ihre Geschwindigkeit und ihren Kurs ändern?«
    Anstatt zu bremsen wurde der Tanker sogar stetig schneller, als seine einzige Schraube das Wasser unter dem Hecküberhang zu einem Mahlstrom aufschäumen ließ. Das stand nicht im Drehbuch, und Juan wusste, dass McCullough damit seine eigenen, zuvor gestellten Bedingungen ignorierte, um die Oregon so nahe wie möglich an das feindliche Schiff heranzuführen. Cabrillo schwor sich, den Mann aufzusuchen, wenn dies alles vorbei wäre, und ihm einen Drink zu spendieren.
    Die Sidra hatte begonnen, abzuschwenken und Tempo aufzunehmen, doch sie war noch immer so langsam, dass ihre Manöver lediglich träge erfolgten. Der Tanker ließ das Kriegsschiff zwergenhaft erscheinen, als er sich anschickte, mit achtzehn Knoten und nur einer Viertelmeile Abstand von der Reling des Libyers daran vorbeizuziehen.
    Juan spürte, wie das Deck der Oregon kaum merklich erbebte. Ihre großen Pumpen holten rasend schnell Meerwasser aus den seitlichen Ballasttanks. Sie starteten.
    Im Operationszentrum saß Max Hanley am vorderen Steuerstand. Ebenso wie Juan hatte er dem gesamten Dialog gelauscht, aber im Gegensatz zum Chef hatte er wenigstens einen Teil der Vorgänge auch beobachten können. Neben ihm befand sich der Waffentechniker. Jede äußere Verkleidung war geöffnet und jede Waffe ausgefahren worden. Sie hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Borsten aufgestellt.
    Er stoppte die Strahlpumpen und schaltete sie auf Umkehrschub.
    Wasser schoss in einem schäumenden Schwall aus den Bugrohren, und das Schiff bremste so schnell, dass sich sein Bug leicht aus dem Meer hob. Sobald sie von der Aggie Johnston Bescheid bekommen hatten, änderte er den Schub und erzeugte durch die Rohre einen Vorwärtsimpuls. Die Cryo-Pumpen, die das Magnetohydrodynamik-System auf hundert Grad unter null abkühlten, begannen zu singen, während die Strahlpumpen immer mehr Energie forderten.
    Die Oregon reagierte wie ein Rennpferd und kam in einer eleganten Kurve um das Heck des Tankers herum. Vor Max Hanley erschien die niedrige grausilberne Silhouette der libyschen Fregatte.
    Er konnte sich die Verwirrung auf der Kommandobrücke der Sidra sehr gut vorstellen, als ein Schiff, das doppelt so groß war wie sie, hinter dem Supertanker auftauchte. Nach etwa dreißig sprachlosen Sekunden füllten sich die Funkfrequenzen mit Flüchen, Befehlen und Drohungen.
    Max manövrierte die Oregon behutsam zwischen die beiden Schiffe, noch während Mc­Cullough scharf nach Norden schwenkte, um ins offene Meer und damit in Sicherheit zu gelangen.
    »Identifizieren Sie sich, sonst eröffnen wir das Feuer.«
    Das war schon das zweite Mal, dass Max diese Drohung

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