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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hörte, und er bezweifelte, dass es ein drittes Mal geben würde. Der Abstand war für die Sidra immer noch groß genug, um die Oregon mit ihren Drei-Inch-Kanonen zu beharken. Er widerstand dem heftigen Impuls, das Mikrofon in die Hand zu nehmen und sie als USS Siren zu identifizieren.
    Auf dem Monitor sah er eine Wolke in der Form einer großen Baumwollblüte vor der vorderen Kanone der Sidra hochwallen. Das Geschoss raste am Bug vorbei und explodierte zwanzig Meter von ihrem Rumpf entfernt im Meer, ehe der Schussknall als Donner über die Oregon hinwegrollte.
    »Einen Warnschuss hast du immer frei, mein Freund«, murmelte Max gepresst. »Beim nächsten geht es zur Sache.«
    Diesmal schoss die hintere Kanone, eine Sprenggranate schlug in den Brückenflügel ein und riss ihn vollständig ab.
    Max konnte sich kaum im Sessel halten. »Das war’s. Feuer frei.«
    Die sich verengende Kluft zwischen den beiden Kombattanten belebte sich, als die 30-mm-Gatling-Kanonen und das größere automatische Bofors-Geschütz einen kontinuierlichen Feuerstrom ausspuckten. Die Flugabwehrkanonen der Sidra verstärkten den Donner ihrer Hauptbatterien, die mit einer Frequenz von vier Schüssen pro Minute feuerten.
    Bei jedem schweren Einschlag dröhnte die Oregon wie eine Glocke. Die Geschosse der AAA drangen zwar in ihren Rumpf ein, wurden jedoch vom nächsten Panzerschott gestoppt. Die Geschosse der Deckkanonen bohrten sich hindurch.
    Drei Kabinen waren bereits zertrümmert, und Marmorbrocken waren aus der Wand des Ballasttanks, der auch als Swimmingpool diente, herausgerissen worden. Jeder Treffer verursachte weitere Zerstörung. Der Sitzungssaal, wo sich die Führungskräfte trafen, erhielt einen direkten Treffer. Der fünfhundert Pfund schwere Konferenztisch wurde umgekippt, und die Ledersessel waren nur noch Brennholz.
    Das automatische Feuerlöschsystem kämpfte gegen ein halbes Dutzend gleichzeitig aufflammender Brandherde. Löschteams sollten jedoch auf ausdrücklichen Befehl mit dem Rest der Mannschaft auf der anderen Seite des Schiffes ausharren, anstatt während des Duells ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
    Aber die Oregon bot ihrem Gegner Paroli. Sämtliche Brückenfenster der Sidra waren zertrümmert worden, und genügend Stahlgeschosse ergossen sich durch die Fensterhöhlen, um die gesamte Navigations- und Steuertechnik zu zerstören. Kugeln wurden von ihrer Panzerung abgelenkt und sirrten als Querschläger herum. Ihr Rettungsboot schüttelte sich wie eine Ratte in der Schnauze eines Terriers, als die Gatling es mit einem Kugelregen zudeckte. Als der Kugelstrahl weiterwanderte, war das Boot völlig durchlöchert und hing nur noch an einem Flaschenzug.
    Keine der Waffen mit kleinerem Kaliber konnte die Panzerung der Geschütztürme durchbrechen, daher aktivierte der Waffenoffizier die am Bug aufgestellte 120-mm-Kanone. Da bei ihr das gleiche Stabilitäts-Kontrollsystem zum Einsatz kam wie bei einem M1A2-Kampfpanzer, schoss diese schwere Kanone mit einer unglaublichen Genauigkeit. Das erste Geschoss schlug dort ein, wo der Turm mit dem Deck der Sidra verbunden war. Seine gesamte Masse sprang anderthalb Meter in die Höhe und fiel wieder zurück, während fettiger Qualm aus dem Lauf der Kanone quoll.
    Beide Schiffe feuerten ununterbrochen aufeinander, jedes war fähig, erstaunliche Treffer einzustecken, während der Abstand der Schiffe zueinander weiter schrumpfte. Auf so kurze Entfernung war ein sorgfältiges Zielen nicht mehr nötig. Geschosse schlugen ein, kaum dass sie die Läufe verlassen hatten.
    Nichts, was dem ähnelte, war in den Annalen der Seekriegsführung während der letzten einhundert Jahre verzeichnet worden. Und trotz der drohenden Gefahr gab es auf der ganzen Welt keinen Ort, an dem Max in diesen Augenblicken lieber gewesen wäre.
    Das galt aber nicht für den Chef und die Männer an Deck. Sie kauerten hinter einem Abschnitt der Reling, der dreifach verstärkt worden war. Doch als eine 30-mm-Maschinenkanone das Schandeck ins Visier nahm, fühlten sie sich alle nackt und völlig ungeschützt.
    Juan konnte sich nicht vorstellen, dass diese Art von Kampf einem normalen Ereignisablauf entsprach. Die Technologie hatte die Kriegsführung keimfrei gemacht, sie in ein kühles und anonymes Geschäft verwandelt. Ein Knopfdruck war alles, was noch nötig war, um den Feind zu bezwingen. Dies hier war aber etwas ganz anderes. Er spürte ihren Hass. Es war, als wäre jeder Schuss, den sie einsteckten, ein Ausdruck

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