Kaperfahrt
gedämpft, aber sie drückte das Schiff gegen den Kai, und seine Schlagseite blieb erhalten. Diesmal fingen die Holztrümmer sofort Feuer, und da sich die Flammen außerhalb des Schiffes ausbreiteten, konnten sie nichts tun, um sie zu ersticken.
»Sobald es hell genug wird, sind wir geliefert«, stellte Mark grimmig fest.
Linda erkannte bereits, wie sich seine Konturen aus dem Dunkel schälten. Sie wusste, dass er recht hatte. Die Dunkelheit hatte sie bis jetzt geschützt, aber wenn das Feuer eine gewisse Intensität erreichte und sein Licht die Kaverne ausfüllte, würden sich die Vorteile auf die Seite der Terroristen verlagern. Für sie stellte sich die Frage, ob sie abwarten und hoffen sollten, den nächsten Angriff irgendwie zurückschlagen zu können, oder ob es besser war, sich zurückzuziehen und einen anderen Ausweg aus dieser Falle zu suchen.
Sie traf ihre Entscheidung zu dem gleichen Zeitpunkt, als ihr auch die begrenzten Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung standen, bewusst wurden. »Okay, wir decken sie kurz mit heftigem Sperrfeuer ein. Dann, Mark, Eric, nehmt ihr Alana in die Mitte, springt auf den Kai und entfernt euch vom Höhleneingang. Sucht euch eine Position, in der ihr euch wirkungsvoll verteidigen könnt. Ich gebe euch dreißig Sekunden Vorsprung. Deckt sie wieder ein und ich komme zu euch.«
Sie bauten sich eilig an der Reling der Saqr auf. Das an achtern lodernde Feuer war noch nicht heftig genug, um die gesamte Höhle zu erleuchten, aber sie hatten immerhin eine Sichtweite von vier oder fünf Metern. Der Körper eines Terroristen lag am Rand ihres Sichtfeldes ausgestreckt auf der Erde. Unter seiner Brust war ein großer schwarzer Fleck zu erkennen, Blut, das im Staub versickerte.
»Feuer«, befahl Linda. Sie entfesselten eine wütende Salve, die das Geröll, mit dem die Höhle vom Fluss aus verschlossen worden war, erneut aufwühlte.
Sobald die Magazine leer waren, hoben Mark und Eric die Archäologin vom Deck hoch. Linda schoss hinter ihnen weiter in die Dunkelheit, um ihre Gegner in Schach zu halten. Die drei stiegen auf die Reling der Saqr und sprangen auf den Kai hinüber. Alana drohte zu stürzen, und hätte Eric sie nicht rechtzeitig gepackt, wäre sie sicherlich auf ihren schwer verbrannten Händen gelandet.
Sich so tief wie möglich duckend, ging Mark voraus, die Arme nach vorne ausgestreckt. Als er die Rückwand der Höhle berührte, wandte er sich nach rechts und tastete sich an der rauen Felsbarriere entlang. Alana konnte ihre Hände nicht benutzen, doch Eric, der hinter ihr war, legte eine Hand auf ihre Schulter, um sie zu dirigieren.
Blind tasteten sie sich etwa fünfundzwanzig Meter weit, wobei sich der Lärm des hinter ihnen erneut aufflammenden Feuergefechts wegen der beengten Akustik keinen Deut von ihnen zu entfernen schien.
Mark riskierte es, seine Taschenlampe anzuknipsen. Sie befanden sich am Ende des Kais. Nautisches Gerät türmte sich vor ihnen auf, vorwiegend Tauwerk, aber auch einige Ketten in Weidenkörben sowie Holzstäbe, um daraus Spieren zuzuschneiden. Was seine Aufmerksamkeit jedoch am meisten erregte, war die Öffnung einer Seitenhöhle, die von der Haupthöhle abzweigte. Eine metallene Stange war im Fels über dem Eingang verankert. Von ihr hingen die Überreste eines zweiteiligen Wandteppichs herab, der, wenn er geschlossen war, die kleinere Höhle abschirmen würde.
»Möglich, dass wir gerettet sind«, sagte er. Sie betraten die Kammer.
Eric zog die Vorhangreste sofort zu und wechselte sein Magazin, um Wache zu halten, während Mark den Taschenlampenstrahl durch den Raum wandern ließ. Dabei legte er die Finger auf die Linse, um das grelle Halogenlicht zu dämpfen.
»Das ist unglaublich«, flüsterte Alana andächtig. Für einen Moment vergaß sie die rasenden Schmerzen in ihren Händen und den Lärm der Schießerei, die draußen tobte.
Der Höhlenboden war mit mehreren Lagen von Teppichen bedeckt, um die Kälte, die durch das Gestein drang, abzuhalten. Weitere Wandteppiche bedeckten die Wände und verliehen der Kammer die heimelige Atmosphäre eines Zeltes. Zwei aus Stricken geflochtene Betten standen an einer Seite des Raums, eins ordentlich gemacht, das andere zerwühlt. Hinzu kamen an anderen Möbeln mehrere Kisten und ein großer Schreibtisch mit Tintenfässern und Federkielen, die im Laufe der Jahrhunderte ihre Spannkraft verloren hatten und wie welke Blumen ihre Köpfe über den Rand ihrer goldenen Ständer herabhängen ließen. Die
Weitere Kostenlose Bücher