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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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persönlicher Abscheu.
    Sie wollten seinen Tod. Und nicht nur seinen Tod, sie wollten ihn auch auf eine Art und Weise vernichten, als wäre er nie geboren worden.
    Eine weitere Granate prallte auf die Panzerung, und für einen Moment kam es Juan so vor, als löse er sich innerlich auf. Für einen schrecklichen Moment glaubte er, einen Riesenfehler gemacht zu haben.
    Dann dachte er: Nein, diese Leute würden nicht Halt machen, bis sich ihnen jemand in den Weg stellte. Wenn sie nicht bereit waren, vernünftigen Argumenten zuzuhören, müssten sie eben die Konsequenzen ihrer eigenen Barbarei ertragen.
    Dann folgte eine brutale Erschütterung. Die Oregon lag neben der Sidra. Max hatte die Ballasttanks ihres Schiffes so weit geflutet, dass sich die beiden Relings auf gleicher Höhe befanden. Juan schnappte sich seine kompakte Maschinenpistole und rollte sich über das Geländer.
    Die schimmernde Leuchtspur einer RPG, die von einer versteckten Redoute vor dem hinteren Geschützturm der Sidra abgefeuert worden war, zischte wenige Zentimeter über seinen Kopf hinweg und traf die Panzerung im gleichen Augenblick, als der Rest seines zwölf Männer umfassenden Teams ihm folgte. Der Treffer hätte keine schlimmeren Folgen haben können. Zehn Männer wurden durch die Explosion zurückgeschleudert, sie wälzten sich teilweise blutend und benommen auf den Deckplanken – und zwei wurden nach vorn geworfen, während eine Welle die beiden Schiffe auseinanderdrückte. Sie stürzten in den engen Spalt und landeten gemeinsam im Wasser.
    Max hatte das Unglück über die Videoüberwachungsanlage verfolgen können und lenkte die Oregon augenblicklich von der Sidra weg, damit die Schiffsrümpfe die beiden Männer nicht zerquetschten. Er wusste nicht, ob sie am Leben oder tot waren, doch er befahl dem Rettungsteam, sich in der Bootsgarage bereitzuhalten, um augenblicklich ein Zodiac zu Wasser zu lassen.
    Ein Techniker betätigte einen Joystick, um die Kamera einen Schwenk ausführen zu lassen und einen Überblick über das Deck der Sidra zu liefern.
    »Dort!«, rief Max.
    Cabrillo stand allein auf dem libyschen Schiff, seine qualmende Heckler & Koch-Maschinenpistole noch im Anschlag, nachdem er den Schützen ausgeschaltet hatte, der gerade im Begriff war, seinen Raketenwerfer neu zu laden. Fast war es so, als wüsste er, dass die Kamera auf ihn gerichtet war. Er blickte mit dem wildesten Gesichtsausdruck, den Max je bei ihm gesehen hatte, direkt in ihr Objektiv und verschwand dann allein durch eine Luke, die ins Innere der Fregatte führte.

36
    Botschafter Charles Moon misslang die Wahrnehmung einer seiner wichtigsten Aufgaben an diesem Abend. Er war ausdrücklich vom Präsidenten angewiesen worden, dafür zu sorgen, dass der VP während des Empfangs in Minister Ghamis Haus nicht zu viel trank.
    Der VP zeigte den Mangel an Selbstkontrolle, der einen Alkoholiker ausmachte, jedoch nicht seine Trinkfestigkeit. Und er hatte in der halben Stunde, seit sie angekommen waren, vier kristallene Champagnerkelche geleert. Das wäre verständlich gewesen, wenn er gewusst hätte, dass dieses Haus das wahrscheinliche Ziel eines terroristischen Anschlags war, doch die Administration war der Meinung, dass man dem Vizepräsidenten diese Information nicht anvertrauen konnte, wenn ihr Plan funktionieren sollte.
    Moon stellte seinen eigenen Champagnerkelch unangerührt auf einen Marmortisch, um sich die verschwitzten Hände an den Beinen seiner Smokinghose abzuwischen. Neben ihm kam Vizepräsident Donner gerade zur Pointe eines unanständigen Witzes. Die Gruppe von zehn Gästen, die sich in Hörweite befanden, wartete einen kurzen Moment, ehe sie ihn mit höflichem Gelächter belohnte. Seine Pressereferentin, die an diesem Abend die Rolle seiner weiblichen Begleitung übernommen hatte, zog ihn behutsam beiseite, bevor er mit dem nächsten Witz begann.
    Moon nutzte die Gelegenheit, um sich in der eleganten Empfangshalle umzusehen. Minister Ghamis abgelegenes Haus war einfach atemberaubend. Erbaut aus Stein und Kalkgips, besaß es das Flair einer maurischen Burg, massiv und sicher. Der Haupteingang zum Vordach öffnete sich bis zum dritten Stock hinauf. Elegante schmiedeeiserne Gitter umgaben die oberen Stockwerke. Und die Treppe, die ins Parterre führte, war gut sechs Meter breit. Ein Orchester nahm den Absatz in halber Höhe ein, wo sich die Treppe nach rechts und links teilte. Die Musiker spielten klassische Musik arabischer Herkunft.
    So beeindruckend das

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