Kaperfahrt
Magnetohydrodynamik bezeichnet wurde. Mit flüssigem Helium gekühlte Magnete sammelten freie Elektronen aus dem Meerwasser und lieferten dem Schiff so einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an elektrischem Strom. Dieser trieb vier Strahlpumpen an, die Wasser durch ein Paar Steuerstrahlrohre tief im Schiffsrumpf pressten. Dieses revolutionäre Antriebssystem konnte die elftausend Tonnen Schiffsgewicht mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Wellen schieben. Aber um die Illusion zu erhalten, dass die Oregon nicht mehr als ein heruntergekommener Seelenverkäufer war, verfügte sie über Rauchgeneratoren, die dicke Qualmwolken aus dem Schornstein ausstoßen konnten, um den Eindruck schlecht gewarteter und schadhafter Maschinen zu erzeugen.
Dieser Qualm war es nun, den Max in das Belüftungssystem jener Teile des Schiffes umlenkte, den die Somalis unter Kontrolle zu haben glaubten.
Während er sich dem Frachtraum Nummer drei näherte, bemerkte Juan, wie Rauch aus den Belüftungsgittern in der niedrigen Decke drang. Es würde nicht länger als eine Viertelstunde dauern, bis das gesamte Schiff mit den stinkenden Gasen gefüllt war. Sie konnten im Frachtraum Stimmen hören.
»Bereit?«, fragte Juan. Linc und Eddie nickten.
Sie stürmten in den Frachtraum, während Juan brüllte: »Feuer! Feuer!«
Didi und seine Männer, die soeben einen der schweren Pick-ups inspizierten, fuhren herum. »Was ist los?«
»Es brennt. Rauch«, sagte Juan. Sein Arabisch hatte einen saudischen Akzent, der den Somalis seltsam vorkommen musste. »Er ist überall.«
Didi warf einen Blick auf die Fässer mit Ammoniumnitrat. Juan war sich nicht sicher, ob er daran dachte, sie in Sicherheit zu bringen, ehe das Feuer sich im ganzen Schiff ausbreitete, oder ob er sich Sorgen machte, dass sie explodieren könnten. Sie konnten den Qualm jetzt auch schon in dem unbelüfteten Frachtraum riechen. Eine Wolke drang durch die Tür herein. Juan blickte zu Hakeem. Der Pirat spürte, dass er beobachtet wurde, und erwiderte den Blick. Er hatte keine Ahnung, was hinter den Gläsern der Sonnenbrille vor sich ging, die Cabrillo trug, und hätte wahrscheinlich sofort seine Pistole gezogen und gefeuert, wenn er den glühenden Hass erkannt hätte, den Juan beim Anblick von Piraten empfand.
Lindas Stimme drang aus dem Headset, das unter seinem Turban verborgen war. »Nur damit du Bescheid weißt, die Frauen und Kinder rennen zur Gangway, doch die meisten Soldaten wirken völlig sorglos.«
»Hast du die Flammen selbst gesehen?«, fragte Mohammad Didi.
»Äh, nein, Herr.«
Die Augen des Piratenchefs blitzten wachsam auf. »Ich kenne dich nicht. Wie heißt du?«
»Farouq, Herr.«
»Woher kommst du?«
Juan konnte es nicht fassen. Möglicherweise war das Schiff in Brand geraten, Didi hatte den Qualm gesehen, und er wollte sich eine Lebensgeschichte anhören.
»Herr, dazu haben wir jetzt keine Zeit.«
»Na schön. Sehen wir uns mal an, was dir so viel Angst macht. Wahrscheinlich ist jemandem in der Kombüse das Essen angebrannt.«
Juan gab Eddie ein Zeichen, durch den Korridor in Richtung Treppe vorauszugehen. Didi ließ sich Zeit und hielt sich in der Mitte seiner Gruppe, obwohl Juan ihn zur Eile drängte. Eddie warf einen Blick über die Schulter, ehe er einen Schritt über das Süll einer wasserdichten Tür machte. Cabrillo nickte.
In dem Augenblick, als Mohammad Didi, indem er Juan und Linc folgte, über die Schwelle trat, senkte sich eine in der Decke verborgene Stahlplatte mit einem scharfen hydraulischen Zischen herab. Es geschah so schnell, dass die Männer, die auf der anderen Seite isoliert wurden, nicht rechtzeitig reagieren konnten. Gerade war der Weg noch frei, und jetzt hinderte sie eine stählerne Barriere daran, den Korridor zu verlassen.
Die Falltür hatte die Anzahl der Wächter mit einem Schlag halbiert, aber ihre Zahl war noch immer zu groß, um es unter diesen beengten Verhältnissen auf einen Kampf ankommen zu lassen.
»Was ist hier los?«, fragte Didi an niemanden direkt gewandt.
Hakeem fiel Maliks und Aziz’ wilde Geschichte ein, die Kantine sei menschenleer gewesen. Er blickte sich mit einem Gefühl abergläubischer Furcht um. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Schiff, und sein zunehmend dringlicher Wunsch, es schnellstens zu verlassen, hatte nicht einmal etwas mit einer möglicherweise drohenden Feuersbrunst zu tun.
Zwei Piraten versuchten erfolglos, die stählerne Wand hochzuschieben, während ihre Kameraden von der anderen
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