Kaperfahrt
anderen Wagenseite die Tür auf und ließ sich einfach auf den Erdboden fallen. Er kauerte sich hinter das Vorderrad und machte sich so klein wie möglich, während Maschinengewehrfeuer den Wagen durchschüttelte.
Einstweilen stellte er keine akute Gefahr dar, daher riss Juan das Lenkrad herum und nahm Kurs auf den anderen Wagen. Der Todesschütze hatte sich halb in den Fahrersitz geschlängelt, als sich die Lichtstrahlen der Halogenscheinwerfer des Pig auf ihn konzentrierten. Er hob seine Pistole und schoss, so schnell es die Waffe zuließ. Seine Projektile hatten keine größere Wirkung als die seines Partners, während der massige Lastwagen unbarmherzig auf ihn zuraste.
Cabrillo empfand nichts anderes als kalte Wut, während er den Mörder mit seinem Fahrzeug aufs Korn nahm.
»Haltet euch fest«, warnte er unnötigerweise einen kurzen Moment, bevor das Pig mit dem Streifenwagen kollidierte.
Metall knirschte, als die Tür gegen den Körper des Schützen geschmettert wurde und ihm einen Fuß, eine Hand und auch den Kopf abtrennte. Die Wucht des Aufpralls schob den Polizeiwagen quer über den Asphalt, bis die Räder am Randstein hängen blieben und der Wagen aufs Dach kippte.
»Erster Wagen! Erster Wagen!«, rief Linda vom Rücksitz.
Juan drehte den Kopf und sah, wie der Fahrer seinen Arm in den Streifenwagen hineinreichte. Ohne Zweifel wollte er sein Funkgerät herausholen, dachte er. Er hatte keine Zeit mehr, die Fahrtrichtung des schweren Trucks zu ändern, um das Maschinengewehr einsetzen zu können, daher angelte er die FN Five-seveN aus ihrem Versteck und warf sie Linda zu. Sie fing sie mit einer Hand auf, während sie mit der anderen das kugelsichere Seitenfenster herunterkurbelte.
Sie legte den Sicherungsflügel um und eröffnete das Feuer, sobald sie genug Platz hatte, um die Pistole aus dem Fenster zu schieben. Linc griff über ihren Schoß hinweg, um die Scheibe weiter herunterzukurbeln und ihr so ein größeres Schussfeld zu verschaffen.
Aus ihrer augenblicklichen Position konnte Linda den Polizisten unmöglich mit einem Schuss treffen, daher schlängelte sie, sobald das Fenster vollständig geöffnet war, den Oberkörper hindurch und sicherte sich ab, indem sie sich mit der linken Hand am großen Außenspiegel festhielt. Erst dann feuerte sie. Dabei betätigte sie den Abzug in derart schneller Folge, dass die Salve aus der FN wie eine Serie von Knallkörpern klang.
Cabrillo wollte Linda gerade warnen, dass vermutlich noch ein vierter Schütze zu der Straßensperre gehörte, als der korrupte Polizist hinter einer Sanddüne nicht weit vom Straßenrand entfernt auftauchte und aus einer Maschinenpistole losschoss. Die Waffe war auf diese Entfernung allerdings bedauernswert ungenau, und bei fünfhundert Schuss pro Minute brauchte sie nur vier Sekunden, um ihr Magazin zu leeren. Kugeln umschwirrten das Pig, prallten von der Panzerung ab und trafen die Windschutzscheibe, deren Glas schon bald mit sternförmigen Sprüngen durchsetzt war. Eine Kugel fand ihren Weg durch das offene Fenster über Lindas geduckten Rücken hinweg und traf den Türrahmen keine zwei Zentimeter von Lincs Kopf entfernt. Der Aufprall sprengte einen Metallsplitter vom Rahmen, der mit seiner messerscharfen Kante in den Nacken des Ex-SEAL eindrang. Bei einem um wenige Zehntelgrad veränderten Aufprallwinkel hätte der Metallsplitter seine Halsschlagader durchschnitten.
Während er eine Hand auf seinen blutenden Nacken presste, war Linc noch geistesgegenwärtig genug, um Lindas Knöchel mit dem freien Arm zu umschlingen, als Juan am Lenkrad kurbelte, um die gepanzerte Seitenfläche des Pig zwischen sie und den Heckenschützen zu bringen. Er hatte aber große Mühe zu verhindern, dass sie von der Fliehkraft auf die Straße geschleudert wurde.
»Du hast einen Treffer abbekommen«, sagte sie, als sie das Blut zwischen seinen Fingern hervorquellen sah.
»Der Schnitt beim Rasieren heute Morgen war um einiges schlimmer«, erwiderte Linc trocken. Er hatte jedoch keine Einwände, als Linda einen Erste-Hilfe-Kasten hervorzauberte, der auf ihrer Seite unter der Sitzbank befestigt war.
Cabrillo war mit dem Pig eine scharfe Rechtskurve gefahren, um das Kaliber-.30-Gewehr für eine weitere Salve in Position zu bringen. Lindas Aktion hatte ihnen die wertvollen Sekunden Zeit verschafft, die sie nötig gehabt hatten. Ihr Sperrfeuer hatte den Polizisten abermals gezwungen, hinter dem Streifenwagen in Deckung zu gehen, und erst jetzt beugte er
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