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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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auf, holte eine große Mappe von braunem Leder hervor und entnahm ihr einen Bogen dickes Papier mit Goldrand. »Bitte sehr«, wiederholte er und legte das Blatt vor Jurkowski hin.
    »Schließen Sie den Safe ab«, sagte Jurkowski, »und geben Sie die Schlüssel dem Sergeanten.«
    Sergeant Higgins nahm mit steinernem Gesicht die Schlüssel in Empfang. Jurkowski sah sich die Urkunde an, faltete sie zweimal und steckte sie in die Tasche. Noch immer lächelte Mr. Richardson verbindlich. Shilin dachte bei sich, dass er noch niemals einen Menschen von so gewinnendem Äußeren gesehen hatte. Jurkowski legte die Ellenbogen auf den Tisch und blickte Richardson nachdenklich an.
    Richardson säuselte: »Es wäre mir sehr angenehm zu erfahren, Mr. Jurkowski, was diese seltsamen Handlungen zu bedeuten haben.«
    »Sie werden einer Reihe von Verbrechen gegen internationale Gesetze beschuldigt«, sagte Jurkowski lässig.
    Mr. Richardson breitete höchst erstaunt die Arme aus.
    »Sie werden beschuldigt, die Rechtsnormen des Weltraums verletzt zu haben.«
    Mr. Richardsons Verwunderung kannte keine Grenzen.
    »Sie werden der Tötung – vorerst der fahrlässigen – von sechzehn Arbeitern und drei Frauen beschuldigt.«
    »Ich?«, rief Mr. Richardson gekränkt aus. »Ich werde der Tötung beschuldigt?«
    »Unter anderem«, sagte Jurkowski. »Ich enthebe Sie Ihrer Funktion, Sie werden demnächst verhaftet und auf die Erde gebracht, wo man Sie vor ein internationales Gericht stellen wird. Aber jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten.«
    »Ich weiche der groben Gewalt«, erklärte Mr. Richardson würdevoll.
    »Daran tun Sie recht«, erwiderte Jurkowski. »Sie werden in einer Stunde wieder hier erscheinen und Ihrem Nachfolger die laufenden Angelegenheiten übergeben.«
    Richardson machte abrupt kehrt, ging zur Tür und riss sie auf. »Meine Freunde!«, sagte er laut. »Die Leute haben mich verhaftet! Ihnen gefallen eure hohen Löhne nicht! Sie wollen, dass ihr sechs Stunden pro Tag arbeitet und arm bleibt!«
    Jurkowski betrachtete ihn interessiert. Higgins öffnete den Verschluss der Pistolentasche und ging rückwärts zum Tisch. Richardson driftete zur Seite weg. Durch die Tür stürmten die brüllenden jungen Kerle, sie wurden sogleich abgedrängt, und das Büro füllte sich rasch mit Arbeitern. Eine geschlossene Wand aus grauen Arbeitsanzügen und erbosten, grimmigen Gesichtern kam vor dem Schreibtisch zum Stehen. Jurkowski blickte um sich und sah, dass Shilin rechts von ihm stand, die Hände in den Taschen, während Béla gekrümmt die Lehne eines Stuhls umklammert hielt und unablässig auf Mr. Richardson schaute. Sein Gesicht war wutentbrannt, mehr als die Gesichter der Arbeiter. Dem Manager wird’s schlecht ergehen, schoss es Jurkowski durch den Kopf. Sergeant Higgins, die Pistole in der Hand, stemmte den Stock einem der Arbeiter gegen die Brust und murmelte: »Keine Gesetzeswidrigkeiten, Jungs, ruhig, Jungs, ruhig ...«
    Durch die Menge drängte sich der mit Pflastern beklebte Joshua nach vorn. »Wir wollen mit niemandem Ärger haben, Mr. Inspektor«, krächzte er und fixierte Jurkowski böse mit seinem freien Auge. »Aber wir werden eure Tricks hier nicht zulassen.«
    »Was für Tricks?«, erkundigte sich Jurkowski.
    »Wir sind hierhergekommen, um Geld zu verdienen ...«
    »Und wir sind hierhergekommen, um euch nicht bei lebendigem Leibe verfaulen zu lassen.«
    »Und ich sage Ihnen, dass Sie das nichts angeht!«, brüllte Joshua los. Er wandte sich zur Menge um und fragte: »Stimmt’s, Jungs?«
    »Wuooo!«, begann die Menge zu toben, und in diesem Moment schoss jemand.
    Hinter Jurkowskis Rücken zersplitterte klirrend eine Vitrine. Béla stöhnte auf, hob mit ganzer Kraft den Stuhl hoch und schmetterte ihn auf den Kopf von Mr. Richardson, der in der ersten Reihe stand, den Blick nach oben gerichtet und die Hände wie zum Gebet gefaltet. Shilin nahm die Hände aus den Taschen und machte sich bereit, jemanden anzuspringen. Joshua fuhr erschrocken zurück. Jurkowski stand auf und sagte zornig: »Welcher Idiot schießt da? Beinahe hätte er mich getroffen. Sergeant, was stehen Sie da wie ein Ölgötze? Nehmen Sie dem Holzkopf die Waffe weg!«
    Higgins tauchte gehorsam in die Menge. Shilin steckte die Hände wieder in die Taschen und setzte sich auf eine Ecke des Tisches. Er schaute Béla an und begann zu lachen. Bélas Gesicht strahlte vor Wonne. Er beobachtete voller Genugtuung Richardson. Den hatten zwei von seinen Kerls

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