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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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die monströsesten Formen an. Zum Beispiel die Gier nach Macht. Die Gier nach Anbetung. Die Gier nach Beliebtheit. Wenn zwei von der Sorte aneinandergeraten, zerfleischen sie sich wie Hunde. Und wenn zwei von der Sorte sich verbünden, zerfleischen sie ihre Umgebung. Und es beginnen so lustige Späße wie Faschismus, Rassentrennung, Völkermord. Und vor allem darum führen wir den Kampf gegen das Spießbürgertum. Und bald werdet auch ihr gezwungen sein, diesen Krieg zu beginnen, einfach, um nicht im eigenen Unrat zu ersticken. Erinnern Sie sich an den Marsch der Lehrer nach Washington vor zwei Jahren?«
    »Ich erinnere mich«, sagte Livington. »Und auch, wie er ausgegangen ist. Und wenn Sie auch in dieser Hinsicht recht haben, dann bedeutet das nur, dass wir alle dazu verdammt sind, im eigenen Unrat zu ersticken. Denn gegen das Spießertum zu kämpfen ist so gut, als wolle man mit einem Messer Wasser schneiden.«
    »Herr Ingenieur«, sagte Béla spöttisch, »diese Behauptung ist ebenso unbegründet wie die Apokalypse. Sie sind einfach ein Pessimist. Wie heißt es doch?›Die Frevler werden sich über die Helden erheben, die Weisen werden schweigen, aber die Toren werden reden; nichts von dem, was die Menschen erdenken, wird wahr.‹«
    »Nun ja«, sagte Livington. »Es hat auch solche Zeiten gegeben. Und natürlich bin ich Pessimist. Welchen Grund hätte ich, Optimist zu sein? Und Sie auch.«
    »Ich bin kein Pessimist. Ich arbeite bloß schlecht. Aber die Zeit derer, die da arm sind im Geiste, ist vorbei, Sam. Sie ist schon lange vorüber, wie es in ebendieser Apokalypse heißt.«
    Die Tür wurde aufgerissen, und auf der Schwelle erschien ein hochgewachsener Mann mit hoher Stirn und bleichem, leicht aufgedunsenem Gesicht. Béla erstarrte und musterte ihn. Nach einer Sekunde hatte er ihn erkannt. Das war’s also, dachte er mit Wehmut und Erleichterung. Schluss. Der Mann streifte mit seinem Blick den Ingenieur und trat ins Zimmer. Jetzt schaute er nur noch Béla an.
    »Ich bin Generalinspektor der IKKK«, sagte er. »Mein Name ist Jurkowski.«
    Béla stand auf. Auch der Ingenieur erhob sich respektvoll. Hinter Jurkowski kam ein braungebrannter Hüne in einem sackartigen blauen Overall ins Zimmer. Er streifte mit einem Blick Béla und betrachtete den Ingenieur eingehender.
    »Sie wollen mich bitte entschuldigen«, sagte der Ingenieur und ging hinaus. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Nachdem er ein paar Schritte durch den Korridor gegangen war, blieb er stehen und begann nachdenklich zu pfeifen. Dann holte er eine Zigarette hervor und steckte sie an. So, dachte er. Der ideologische Kampf auf der Bamberga tritt in eine neue Phase. Man muss schleunigst Maßnahmen ergreifen.
    In Gedanken ging er den Korridor entlang, immer schneller. Als er den Lift erreichte, lief er schon fast. Er fuhr in die oberste Etage und betrat die Funkstation. Der diensthabende Funker blickte ihn verwundert an.
    »Was ist passiert, Mr. Livington?«, fragte er.
    Livington fuhr sich mit der Hand über die nasse Stirn. »Ich habe schlechte Nachrichten von Zuhause bekommen«, sagte er abgehackt. »Wann ist die nächste Verbindung mit der Erde?«
    »In einer halben Stunde.«
    Livington setzte sich an das Tischchen, riss ein Blatt aus seinem Notizblock und schrieb schnell einen Funkspruch auf. »Senden Sie das per Express, Michael.« Er reichte dem Funker das Blatt. »Es ist sehr wichtig.«
    Der Funker schaute auf den Zettel und pfiff erstaunt. »Wozu tun Sie das? Wer verkauft denn am Jahresende ›Space Pearl‹?«
    »Ich brauche dringend Bargeld«, sagte der Ingenieur und ging hinaus.
    Der Funker legte das Papier vor sich hin und begann zu überlegen.
    Jurkowski nahm Platz und schob mit dem Ellenbogen das Schachbrett beiseite. Shilin setzte sich an die Seite.
    »Sie haben sich blamiert, Genosse Barabas«, sagte Jurkowski leise.
    »Ja.« Béla schluckte.
    »Woher der Alkohol auf die Bamberga kommt, haben Sie herausgefunden?«
    »Nein. Wahrscheinlich brennen sie das Zeug direkt hier.«
    »Im letzten Jahr hat die Gesellschaft vier Transporter mit gepresster Zellulose auf die Bamberga geschickt. Für welche Arbeiten wird auf der Bamberga so viel Zellulose benötigt?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Béla. »Ich kenne keine solchen Arbeiten.«
    »Ich auch nicht. Aus dem Zellstoff machen sie Schnaps, Genosse Barabas. Das ist klar wie Kloßbrühe.«
    Béla schwieg.
    »Wer auf der Bamberga besitzt Waffen?«, fragte Jurkowski.
    »Ich weiß nicht. Ich

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