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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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einen zur Brust genommen.
    »Sir«, sagte er, »der Chef der Polizei der Bamberga-Gruben steht zu Ihrer Verfügung.«
    »Sehr erfreut, Sergeant Higgins, folgen Sie uns«, antwortete Jurkowski.
    Sie durchschritten den kurzen Korridor und gelangten auf den »Broadway«. Es war noch nicht sechs Uhr, doch der »Broadway« war von hellem Licht überflutet und voller Arbeiter. Er dröhnte von aufgeregten Stimmen. Jurkowski ging ohne Eile, lächelte freundlich und musterte aufmerksam die Gesichter. Im gleichmäßigen Licht der taghellen Lampen konnte er die Gesichter gut sehen – aufgedunsene, mit ungesunder erdfarbener Haut, mit Tränensäcken unter den Augen, apathisch-gleichgültige, zornige, neugierige, boshafte, hasserfüllte. Die Arbeiter traten beiseite und machten ihm den Weg frei, und hinter Higgins schloss sich die Menge wieder und folgte ihnen. Sergeant Higgins rief von Zeit zu Zeit: »Platz für den Generalinspektor! Drängelt nicht, Jungs! Macht Platz für den Generalinspektor!«
    So erreichten sie den Lift und fuhren auf die Chefetage. Hier war die Menge noch dichter. Und hier gab sie schon nicht mehr den Weg frei. Zwischen den müden Gesichtern der Arbeiter tauchten dreist-fröhliche Visagen auf. Jetzt ging Sergeant Higgins voran und schob die Menge mit seinem blauen Stock auseinander. »Mach Platz«, sagte er leise, »geh aus dem Weg ... Mach Platz ...« Sein Nacken zwischen dem Rand des Helms und dem Kragen war rot geworden und glänzte vor Schweiß. Den Schluss des Zuges bildete Shilin. Die dreisten Visagen schoben sich in die erste Reihe der Menge vor und riefen einander zu:
    »He, Jungs, wer von denen ist denn der Inspektor?«
    »Keine Ahnung, die sind alle rot wie Tomatensaft.«
    »Durch und durch rot, innen und außen ...«
    »Glaub ich nicht, das will ich sehen.«
    »Schau nach, ich werd dich nicht hindern.«
    »He, Sergeant! Higgins! Du bist vielleicht in eine Gesellschaft geraten!«
    Jemand stellte Shilin ein Bein. Er wandte sich nicht um, schaute nun aber aufmerksam nach unten. Als er vor sich den nächsten Schuh aus weichem Wildleder sah, trat er sorgfältig, mit vollem Gewicht drauf. Neben ihm heulte jemand auf. Shilin blickte in ein verzerrtes, blass gewordenes Gesicht mit Schnurrbart und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, was bin ich doch ungeschickt!«
    Er hatte solide, ungewöhnlich schwere Stiefel mit geriffelten Magnetsohlen.
    Ringsum schwoll der Lärm an. Jetzt schrien schon alle.
    »Wer hat sie hergerufen?«
    »He, ihr! Steckt eure Nase nicht in fremde Angelegenheiten!«
    »Lasst uns arbeiten, wie es uns passt! Wir mischen uns auch nicht bei euch ein!«
    »Schert euch nach Hause und kommandiert dort!«
    Sergeant Higgins, nass wie eine gebadete Maus, hatte es endlich bis zu der Tür mit der gesprungenen Tafel geschafft und riss sie vor Jurkowski auf. »Hierher, Sir«, sagte er schwer atmend.
    Jurkowski und Béla gingen hinein. Shilin trat über die Schwelle und blickte sich um. Er sah eine Vielzahl dreister Visagen und erst hinter ihnen im Tabakrauch die düsteren verhärteten Gesichter der Arbeiter. Higgins stieg ebenfalls über die Schwelle und schloss die Tür.
    Das Büro des Grubenmanagers Mr. Richardson war geräumig. An den Wänden standen große weiche Sessel und Glasvitrinen mit Gesteinsmustern und mit Imitationen der größten »Weltraumperlen«, die man auf der Bamberga gefunden hatte. Hinter dem Schreibtisch erhob sich ein würdig aussehender, angenehm wirkender Mann im schwarzen Anzug.
    »Ach, Mr. Jurkowski«, säuselte er und kam um den Schreibtisch herum auf Jurkowski zu, die Hand ausgestreckt. »Ich bin außerordentlich erfreut ...«
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte Jurkowski und umrundete den Schreibtisch auf der anderen Seite. »Die Hand gebe ich Ihnen sowieso nicht.«
    Der Manager blieb stehen und lächelte angenehm. Jurkowski setzte sich an den Tisch und wandte sich an Béla: »Ist das der leitende Manager?«
    »Ja!«, sagte Béla genüsslich. »Das ist der leitende Manager der Gruben, Mr. Richardson.«
    Der Manager wiegte den Kopf. »Ach, Mr. Barabas«, sagte er vorwurfsvoll, »habe ich etwa Ihnen diese Schroffheit des Herrn Inspektors zu verdanken?«
    »Von wem haben Sie die Berufung zum Leiter der Gruben?«, fragte Jurkowski.
    »Wie in der westlichen Welt üblich, Mr. Jurkowski, vom Aufsichtsrat des Unternehmens.«
    »Lassen Sie sie sehen.«
    »Bitte sehr«, erwiderte der Manager sehr höflich. Er durchquerte ohne Eile das Zimmer, schloss einen großen Wandsafe

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